
Kirchenmusik der Zukunft
Über das Projekt «Jubilate»
Seit fünf Jahren kümmert sich das Projektteam «Jubilate – Chance Kirchengesang» unter der Leitung von Sandra Rupp Fischer um die Erneuerung des Kirchengesangbuchs der katholischen Kirche Deutschschweiz. Das aktuelle Buch existiert seit 1998. Statt eine Neuauflage zu planen oder das Gesangbuch «Gotteslob» aller deutschsprachigen Bistümer (Deutschland, Österreich und Südtirol) zu übernehmen, geht das Projektteam im Auftrag der Deutschschweizerischen Ordinarienkonferenz (DOK) einen anderen Weg.
Dieser Beitrag erschien zuerst im «forumKirche», Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau.
Das aktuelle katholische Kirchengesangbuch der Deutschschweiz wurde im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils verfasst. Fast die Hälfte der Lieder sind ökumenisch. Um das Singen in der Kirche zukunftstauglich zu gestalten, wird das Kirchengesangbuch überholt und in gedruckte und digitale Kirchengesang-Medien überführt. Das Projekt namens «Jubilate» wird voraussichtlich in drei bis vier Jahren abgeschlossen sein. Der Konzilsgeist und die Ökumene spielen weiterhin eine wichtige Rolle.
Partizipativer Prozess
«Jubilate» findet als partizipativer Prozess statt. «Dieser Prozess und die daraus entstehenden gedruckten und digitalen Produkte sind eine riesige Chance für den Kirchengesang, die Liturgie und die Pastoral», erläutert Projektleiterin Sandra Rupp Fischer. Dank Mitwirkung vieler Menschen wird gewährleistet, dass die Bedürfnisse sowohl von kirchenmusikalischer wie liturgischer Seite einbezogen werden. In der Startphase 2020 wurde per Fragebogen eruiert, welche Ziele das Projekt verfolgen soll. Danach wurden Sitzungen mit Fachpersonen unterschiedlicher Fachbereiche durchgeführt. Die Antworten zeigten eine grosse Übereinstimmung. Die drei wichtigsten Punkte waren:
1. Der Kirchengesang ist Bestandteil der gottesdienstlichen Planung und trägt auch in kleinen Gottesdienstgemeinschaften zu lebendigen Gottesdiensten bei.
2. Die Qualität der Gottesdienste weckt Freude und Lust am Gottesdienst bei den Mitfeiernden.
3. Kirchengesang ist so gestaltet, dass er zu einem Gemeinschaftsgefühl beiträgt.
Digitalität
Aufgrund der Umfrage-Ergebnisse wurde ein Medienmix aus Print, Web und App beschlossen: Das künftige gedruckte Gesangbuch soll um rund einen Drittel schlanker werden als das aktuelle und auch digital erhältlich sein. Digital werden weitere Lieder zur Verfügung gestellt. «Im Print-Shop können diese Lieder und Spezialwünsche – beispielsweise nach Themen geordnete Lieder – bezogen werden», sagt die Projektleiterin. Es werden Download-Möglichkeiten und Audiobeispiele zur Verfügung stehen. Zum Mitsingen gibt es ein Tool für Smartphone, Tablet und Beamer. «Gerade in Bezug auf die Barrierefreiheit kann dies eine grosse Hilfe werden», erklärt Sandra Rupp Fischer. Durch die Digitalität ist gewährleistet, dass «Jubilate» immer aktuell ist und die Rechte der Lieder zum Download geklärt sind.
Gottesdienstplaner im Zentrum
Herzstück des digitalen Projekts ist der Gottesdienstplaner. Mit den verschiedenen Gottesdienstformularen wird die Planung vereinfacht und werden die am Gottesdienst mitwirkenden Berufsgruppen eingebunden. Anhand der Formularvorschläge können diese Berufsgruppen online gemeinsam einen Gottesdienst erarbeiten und danach beispielsweise für die Gemeinde freigeben. Diese Art der Planung berücksichtigt den Schwund der pastoralen und kirchenmusikalischen Mitarbeitenden und wird dem Bedürfnis nach unterschiedlichen Gottesdienstformaten, Andachten und Wortgottesfeiern gerecht. Ebenso soll der Mehrsprachigkeit Rechnung getragen werden – neben bewährten und neuen Liedern.
Gesangbuch als Liturgiebuch
Das Endprodukt soll knapp 600 Seiten enthalten. Es ermöglicht einen vereinfachten Zugang für Menschen, die nicht so geübt sind, einen Gottesdienst zu planen. Von Juni bis Ende September dieses Jahres fanden verschiedene Experimentgottesdienste zu «Singen ab Smartphone/ Tablet» in unterschiedlichen Pfarreien statt. «Aktuell wird durch Workshops und eine Online-Umfrage eruiert, welche Lieder im neuen Buch bleiben sollen und welche nicht mehr gewünscht werden», erzählt Sandra Rupp Fischer. «Aufgrund der neuen Gottesdienstformate wird es auch spezifisches neues Liedgut geben, möglicherweise gar Neukompositionen.» Ziel ist, ein Gesangbuch als zentrales Liturgiebuch für vieles zu kreieren: als Arbeitsinstrument, zur Orientierung, zum Mitsingen und zum Gebet.