
Bild: © SylÂvia Stam
SeelÂsorÂge im Gesundheitswesen
Vertrag über nationale ökumenische Seelsorgestelle im Gesundheitswesen unterzeichnet
Die Kirchen bauen ihr gesamtgesellschaftliches Engagement weiter aus. Vertretende der katholischen und reformierten Kirchen unterzeichneten in Engelberg den Vertrag zur Schaffung einer nationalen ökumenischen Stelle «Seelsorge im Gesundheitswesen».
AktuÂell wird auf BunÂdesÂebeÂne die EinÂfühÂrung von Patient:innendossiers disÂkuÂtiert. Wird es darÂin die MögÂlichÂkeit geben, die KonÂfesÂsiÂon einÂzuÂtraÂgen? Wie könÂnen die KirÂchen ihre AnlieÂgen etwa in der natioÂnaÂlen PlattÂform für Demenz einÂbrinÂgen? Unter andeÂrem für solÂche ProÂzesÂse, die oft auf natioÂnaÂler EbeÂne stattÂfinÂden, aber auf kanÂtoÂnaÂler EbeÂne umgeÂsetzt werÂden, soll es künfÂtig die natioÂnaÂle ökuÂmeÂniÂsche StelÂle «SeelÂsorÂge im GesundÂheitsÂweÂsen» geben. Dabei geht es um TheÂmen wie Demenz, PalÂliaÂtivÂverÂsorÂgung, SpiÂriÂtuÂal Care oder Datenschutz.
SparÂdruck in KirÂchen und Gesundheitswesen
Am MittÂwoch, (4.12.) haben die evanÂgeÂlisch-reforÂmierÂte und die römisch-kathoÂliÂsche KirÂche der Schweiz im Alters- und PfleÂgeÂheim ErlenÂhaus in EngelÂberg einen entÂspreÂchenÂden VerÂtrag unterÂzeichÂnet. Die StelÂle soll die KirÂchen in ihrer Arbeit im GesundÂheitsÂweÂsen besÂser verÂnetÂzen und unterstützen.
AusÂserÂdem soll sie als InterÂesÂsenÂverÂtreÂtung gegenÂüber BunÂdesÂbeÂhörÂden, InstiÂtuÂtioÂnen und BilÂdungsÂeinÂrichÂtunÂgen aufÂtreÂten und sich dort für gute RahÂmenÂbeÂdinÂgunÂgen in der SeelÂsorÂge im GesundÂheitsÂweÂsen einÂsetÂzen. Dies auch als ReakÂtiÂon auf den SparÂdruck in KirÂchen und GesundÂheitsÂweÂsen, wie an der MediÂenÂkonÂfeÂrenz deutÂlich wurde.
Erste StelÂle natioÂnaÂler kirchÂliÂcher Dachorganisationen
Die KoorÂdiÂnaÂtiÂonsÂstelÂle wird als einÂfaÂche GesellÂschaft gegrünÂdet. Auf straÂteÂgiÂscher EbeÂne beinhalÂtet sie eine KonÂfeÂrenz mit Vertreter:innen aller kanÂtoÂnalÂkirchÂliÂchen OrgaÂne – in erster Linie LeiÂtungsÂperÂsoÂnen der entÂspreÂchenÂden FachÂbeÂreiÂche. Dazu gibt es einen SteueÂrungsÂausÂschuss aus je drei PerÂsoÂnen der beiÂden Kirchen.
Auf der opeÂraÂtiÂven EbeÂne wird eine 80 ProÂzent-StelÂle ausÂgeÂschrieÂben. Die PerÂson soll ErfahÂrung in SpiÂtalÂseeÂsorÂge mitÂbrinÂgen sowie KomÂpeÂtenÂzen in der VerÂnetÂzungsÂarÂbeit. «Ihre AufÂgaÂbe wird es sein, verÂschieÂdeÂne PlayÂer zusamÂmenÂzuÂbrinÂgen und LobÂbyÂarÂbeit gegenÂüber den poliÂtiÂschen InstanÂzen zu betreiÂben», erläuÂtert RKZ-GeneÂralÂseÂkreÂtär Urs BroÂsi. Ziel ist es, die StelÂle bis FrühÂling 2025 zu besetÂzen. LangÂfriÂstig ist eine ZusamÂmenÂarÂbeit auch mit PlayÂern andeÂrer ReliÂgiÂonsÂgeÂmeinÂschafÂten angedacht.
Es hanÂdelt sich um die erste kirchÂliÂche StelÂle, die von den natioÂnaÂlen DachÂorÂgaÂniÂsaÂtioÂnen der beiÂden KirÂchen errichÂtet wird, erläuÂterÂte RKZ-PräÂsiÂdent Roland Loos an der MediÂenÂkonÂfeÂrenz. EntÂspreÂchend wurÂde der VerÂtrag von den PräÂsiÂdiÂen und GeneÂralÂseÂkreÂtäÂren der BischofsÂkonÂfeÂrenz, der EKS und der RKZ unterÂzeichÂnet. Das vierÂjähÂriÂge PilotÂproÂjekt soll nach drei JahÂren evaÂluÂiert werÂden, sagÂte BroÂsi im NachÂklang der MediÂenÂkonÂfeÂrenz gegenÂüber dem «pfarrÂblatt».
Bei den BischöÂfen gab es Diskussionen
Bereits Anfang NovemÂber hatÂte die SynÂode der EKS 72’000 FranÂken gesproÂchen. Dem EntÂscheid ging «in gut reforÂmierÂter TraÂdiÂtiÂon», wie EKS-PräÂsiÂdenÂtin Rita Famos scherzÂhaft sagÂte, ein DebatÂte darÂüber vorÂaus, inwieÂweit die AutoÂnoÂmie der KanÂtoÂne durch die natioÂnaÂle StelÂle beschnitÂten werÂde. «Es wird keiÂne zenÂtraÂle HarÂmoÂniÂsieÂrung geben. Die ZustänÂdigÂkeiÂten bleiÂben bei den KanÂtoÂnen», so Famos weiter.
Die kathoÂliÂsche KirÂche steuÂert jährÂlich 108’000 FranÂken bei. Die VerÂteiÂlung von 40 zu 60 ProÂzent entÂspreÂche dem entÂspreÂchenÂden Anteil an KirÂchenÂmitÂglieÂdern in der BevölÂkeÂrung. Bei der RKZ-PleÂnarÂverÂsammÂlung Ende NovemÂber war das Votum laut BroÂsi einstimmig.
«Bei der SBK ging der EntÂscheid nicht so glatt durch», sagÂte SBK-PräÂsiÂdent Felix Gmür, ohne die WiderÂstänÂde konÂkret zu erläuÂtern. Am Ende gehe es aber letztÂlich um die FraÂge, wie die christÂliÂche BotÂschaft in Zukunft im GesundÂheitsÂweÂsen sicherÂgeÂstellt werÂde, so Gmür. DesÂhalb habe auch die SBK zugestimmt.
SynÂerÂgien nutzen
In ZeiÂten von MitÂglieÂderÂschwund und SäkuÂlaÂriÂsieÂrung setÂzen die ReliÂgiÂonsÂgeÂmeinÂschafÂten in jüngÂster Zeit verÂmehrt auf SynÂerÂgien. So unterÂzeichÂneÂten die christÂliÂchen KirÂchen Anfang NovemÂber zusamÂmen mit dem VerÂband JüdiÂscher FürÂsorÂgen und erstÂmals auch mit dem musÂliÂmiÂschen DachÂverÂband FIDS neue LeitÂliÂniÂen für die AsylÂseelÂsorÂge. Im KanÂton Bern wird die kathoÂliÂsche LanÂdesÂkirÂche ab 2026 in die instiÂtuÂtioÂnelÂle HeimÂseelÂsorÂge einÂsteiÂgen, die bisÂher von der reforÂmierÂten KirÂche getraÂgen wurÂde. KathoÂliÂscherÂseits werÂden 330 zusätzÂliÂche StelÂlenÂproÂzenÂte für einen AusÂbau der instiÂtuÂtioÂnelÂlen SeelÂsorÂge geschaffen.
Der Text ist am 4. DezemÂber 2024 im «pfarrÂblatt» Bern erschienen.