Coop, Migros, Aldi und Lidl und das umstrittene Palmöl

Coop, Migros, Aldi und Lidl und das umstrittene Palmöl

  • Der Grossverteil­er Coop reduziert die Ver­wen­dung von Palmöl. Das melde­ten Fas­tenopfer, Brot für alle und Pro Natu­ra diese Woche. Auch bei Migros, Aldi und Lidl ist man sich des Prob­lems des genan­nten Öls bewusst und sucht, so es geht, nach Lösun­gen.
  • Die erwäh­n­ten NGOs ver­buchen die Reak­tio­nen der Schweiz­er Grossverteil­er als Etap­pen­sieg bei ihrem Ein­satz gegen Lan­draub und Umweltzer­störung.
 Aufmerk­sam auf das Prob­lem von Palmöl, zu dessen Pro­duk­tion ganze Regen­wälder abge­holzt wür­den, macht­en die Hil­f­swerke Fas­tenopfer und Brot für alle in Zusam­me­nar­beit mit Pro Natu­ra im ver­gan­genen Herb­st. Sie forderten in ein­er Peti­tion, dass die Schweiz­er Grossverteil­er weniger Pro­duk­te mit Palmöl in ihren Läden anbi­eten. Anfang Juli gab der Grossverteil­er Coop bekan­nt, er werde die Benutzung von Palmöl reduzieren. Inter­es­sant ist nun, wie weit­ere Grossverteil­er reagieren.

Migros will Verbesserung des Anbaustandards

Die Migros über­prüfe laufend ihre Rezep­turen, um zu analysieren, welch­es Fett am sin­nvoll­sten sei, erk­lärte die Medi­en­stelle des Unternehmens am Fre­itag auf Anfrage. Wenn es sin­nvoll und mach­bar sei, werde Palmöl erset­zt. Das sei etwa bei den Pommes frites der Fall.Aus der Sicht des Unternehmens ist Palmöl «allerd­ings fünf- bis zehn­mal pro­duk­tiv­er als andere Pflanzenöle und benötigt deshalb wesentlich weniger Fläche». Palmöl sei auch das einzige Öl aus den tro­pis­chen Regio­nen, «für das über­haupt Anbau­s­tan­dards vorhan­den sind».Das Auswe­ichen auf andere Öle sei deshalb für die Migros «keine dauer­hafte Lösung, denn die kri­tisierten Umwelt­prob­leme wür­den damit lediglich auf andere Öle über­tra­gen wer­den». Der einzige sin­nvolle Weg sei die kon­tinuier­liche Verbesserung des Anbau­s­tan­dards für Ölpal­men.

Aldi setzt auf «nachhaltigen Einkauf»…

Der Grossverteil­er Aldi teilte am Fre­itag auf Anfrage mit, im Lebens­mit­tel­bere­ich wür­den Palmöl respek­tive dessen Frak­tio­nen auf­grund der beson­deren chemis­chen und sen­sorischen Eigen­schaften einge­set­zt. Es han­dle sich um ein naturhartes Fett, das sich auf­grund seines spez­i­fis­chen Schmelzver­hal­tens ide­al als Kon­sis­tenz- und Struk­turge­ber eigne, beispiel­sweise in Mar­garine und Stre­ichcremes.Da Palmöl durch seine pos­i­tiv­en Eigen­schaften und die hohe Flächen­pro­duk­tiv­ität nicht gän­zlich durch andere Öle erset­zt wer­den könne, stelle Aldi über seine Einkauf­spoli­tik den nach­halti­gen Einkauf von Palmöl sich­er.

… und zieht im Herbst nach

Weil die tro­pis­chen Anbauge­bi­ete der Ölpalme «beson­ders sen­si­ble Leben­sräume» darstell­ten, ver­folge das Unternehmen das Ziel, Palmbe­standteile in den Eigen­marken­pro­duk­ten, wo sin­nvoll, kon­tinuier­lich zu reduzieren. Dabei soll­ten diese möglichst durch alter­na­tive heimis­che Öle erset­zt wer­den. Zwei Bio-Eigen­marken­pro­duk­te sollen so bald wie möglich, spätestens ab Ende 2018, frei von Palmbe­standteilen sein, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit.Für Pro­duk­te, bei denen Palmbe­standteile nicht auf Anhieb sub­sti­tu­ier­bar seien, wür­den die Umweltziele zur RSPO-Zer­ti­fizierung berück­sichtigt. Hun­dert Prozent des in den Food-Pro­duk­ten von Aldi einge­set­zten Palmöls seien nach den Stan­dards des «Round Table on Sus­tain­able Pal­moil» (RSPO) zer­ti­fiziert.Als Mit­glied des RSPO befasse sich das Unternehmen zusam­men mit anerkan­nten NGOs sowie anderen wesentlichen Part­nern mit der Weit­er­en­twick­lung der RSPO-Min­dest­stan­dards und engagiere sich für Pro­jek­te in Ursprungslän­dern. Durch die Unter­stützung eines Klein­bauern­pro­jek­ts, welch­es sich auf den Schutz natür­lich­er Wälder und auf umwelt­fre­undliche Anbaumeth­o­d­en konzen­triere, set­ze sich Aldi Süd zudem für einen nach­halti­gen Palmöl-Anbau ein, erk­lärte das Unternehmen.

Lidl macht sich für eine Branchenlösung stark

Auch bei Lidl-Schweiz laufen Bemühun­gen, Palmöl durch andere Öle zu erset­zen. Dies sei etwa bei der Lidl-Haus­marke der Corn­flakes erfol­gt, heisst es in ein­er Stel­lung­nahme. Dies solle auch bei anderen Pro­duk­ten erfol­gen. Allerd­ings wird von Lidl darauf hingewiesen, dass eine Umstel­lung auf die Ver­wen­dung ander­er pflan­zlichen Öle eine viel grössere Anbau­fläche benötigt würde. Das Unternehmen bezieht sich auf eine Studie, die zeigt, dass der Ersatz von Palmöl den Ver­lust der Bio­di­ver­sität nicht stop­pen, son­dern nur ver­lagern würde.Grund­sät­zlich richtet sich auch Lidl am RPSO-Stan­dard aus. Das Unternehmen befür­wortet es laut Stel­lung­nahme zudem, dass sich die «Palm Oil Inno­va­tion Group» (POIG) für eine Weit­er­en­twick­lung und kon­se­quente Umset­zung dieses Stan­dards ein­set­ze. Lidl-Schweiz hebt in sein­er Stel­lung­nahme auch her­vor, dass man in dieser Frage «um Wirkung mit gross­er Bre­ite zu erre­ichen» eine Branchen­lö­sung anstreben müsse. Der Nach­haltigkeits­stan­dard RSPO, auf den sich Aldi und Lidl beziehen, löst aus Sicht der Hil­f­swerke und von Pro Natu­ra die Prob­leme im Palmölan­bau jedoch «nicht zufrieden­stel­lend».
Andreas C. Müller
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