Das Blut Christi aus dem Aargau
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Das Blut Christi aus dem Aargau

  • Die Deutsche Bischof­skon­ferenz aktu­al­isierte im Jahr 2014 ihre Mess­wein­verord­nung.
  • Damit ist eine beson­dere Zulas­sung von Mess­wein­liefer­an­ten nicht mehr nötig.
  • In der Schweiz fehlt eine entsprechende Regelung. Doch nun plädieren «oeku Kirche für die Umwelt» und das Litur­gis­che Insti­tut für lokal pro­duzierte Mess­weine.


Zur Ver­wen­dung des Weines für die Eucharistiefeier sagt das Kirchen­recht: «Der Wein muss natur­rein aus Wein­trauben gewon­nen sein und darf nicht ver­dor­ben sein.» (Can.924§3). Die «All­ge­meine Ein­führung in das Römis­che Mess­buch» hält unter Zif­fer 284 fest: «Der Wein für die Eucharistiefeier muss ‹vom Gewächs des Wein­stock­es› (vgl. Lk 22,18) stam­men und natur­rein, das heisst ohne Beimis­chung von Fremd­stof­fen sein.»

Artikel mit Echo

Im Herb­st 2017 pub­lizierte Hor­i­zonte einen Artikel zum The­ma Mess­wein. Die darin erwäh­nte Tat­sache, dass es in der Schweiz nur drei vom Bischof anerkan­nte Pro­duzen­ten von Mess­wein gebe, rief die Aar­gauer Wein­pro­duzen­ten auf den Plan. Der Branchen­ver­band Aar­gauer Wein äusserte die Absicht, einen Wein aus Aar­gauer Pro­duk­tion als Mess­wein zer­ti­fizieren zulassen. Josef Stübi, Domherr und Stadtp­far­rer von Baden, zeigte Ver­ständ­nis für das Anliegen der Aar­gauer Winz­er und sagte gegenüber der Aar­gauer Zeitung: «Ich unter­stütze dieses Anliegen und werde es dem­nächst im Bis­tum zur Sprache brin­gen.» Bis heute sei das The­ma aus unter­schiedlichen Grün­den nicht weit­er ver­fol­gt wor­den, sagt Roland Michel, Präsi­dent des Branchen­ver­bands Aar­gauer Wein, auf Anfrage. Doch wolle man im Laufe dieses Jahres in Sachen Aar­gauer Mess­wein einen Schritt weit­erkom­men. Nun aber kön­nte dieser Schritt hin­fäl­lig wer­den. Wenn näm­lich in der Schweiz jene Aktu­al­isierung vorgenom­men wird, die in Deutsch­land bere­its 2014 erfol­gt ist.

Neuregelung in Deutschland

Die Deutsche Bischof­skon­ferenz aktu­al­isierte im Jahr 2014 ihre Mess­wein­verord­nung. Weil das weltliche Recht mit­tler­weile für eine gute Qual­ität des Weins sorge und die Beimis­chung von Fremd­stof­fen weit­ge­hend ver­bi­ete, sei eine beson­dere Zulas­sung spezieller Mess­wein­liefer­an­ten nicht mehr notwendig. Das­selbe schreibt Josef-Anton Willa auf der Web­seite des Litur­gis­chen Insti­tuts der deutschsprachi­gen Schweiz: «Da die Qual­ität­san­forderun­gen an Weine heute hoch sind, dürfte wohl jed­er Qual­itätswein die Mess­weinkri­te­rien erfüllen.» Auch Aar­gauer Qual­itätsweine erfüllen diese Kri­te­rien.

Umdenken in der Schweiz

In der Schweiz fehlt eine Regelung wie in Deutsch­land. Deshalb gilt hier offiziell noch immer, was das Litur­gis­che Insti­tut auf sein­er Web­seite schreibt: «Für die Zulas­sung eines Weines als Mess­wein ist der Bischof zuständig.» Darum hal­ten sich viele Pfar­reien an die an sich über­holte Tradition,nur appro­bierte Mess­weine zu ver­wen­den. Doch das steigende Umwelt­be­wusst­sein ver­an­lasst offen­bar immer mehr Pfar­reiver­ant­wortliche zum Umdenken.

Von Rebbergen umgeben

Vor vier Jahren zeigte eine nichtrepräsen­ta­tive aber auf­schlussre­iche Umfrage von Hor­i­zonte: Etwa die Hälfte der ange­fragten Aar­gauer Pfar­reien ver­wen­det einen offiziell appro­bierten Mess­wein, die andere Hälfte erk­lärte, sie set­ze einen Weis­s­wein aus lokaler Pro­duk­tion ein. Ein Gemein­deleit­er meinte stel­lvertre­tend für viele andere: «Wir ken­nen die Regelung, aber es wäre Unsinn, Wein auswärts zu beschaf­fen, da wir von Reb­ber­gen umgeben sind.» Die Schweiz solle dem deutschen Beispiel fol­gen, find­et der Vere­in «oekuKirchen­fürdieUmwelt»: «Aus ökol­o­gis­ch­er Sicht wäre es sin­nvoll, auf lokale oder gar Bioweine zu set­zen.»

Kurze Wege statt Import

Ähn­lich äusserte sich Markus Ries, Pro­fes­sor für Kirchengeschichte an der Uni­ver­sität Luzern, schon vor vier Jahren gegenüber Hor­i­zonte: «Die Regelung diente früher der Qual­itätssicherung. Heute würde man wohl bess­er den Aspekt der kurzen Wege in den Vorder­grund stellen.» Unter­stützung erhält das Anliegen ein­er Neuregelung auch vom Litur­gis­chen Insti­tut der Deutschen Schweiz. «Eine ähn­liche Regelung wie in Deutsch­land wäre eigentlich die sauber­ste Lösung», sagt Peter Spichtig. Der The­ologe ist Sekretär der Liturgiekom­mis­sion der Schweiz­er Bischof­skon­ferenz SBK. In den ver­gan­genen Jahren sei das The­ma Mess­wein in der SBK zwar nicht disku­tiert wor­den, so Spichtig weit­er, aber er könne sich gut vorstellen, das The­ma vor die Bischof­skon­ferenz zu brin­gen. Auf diesem Weg kön­nten die Schweiz­er Bis­chöfe, dem deutschen Beispiel fol­gend, die Ver­wen­dung aller Qual­itätsweine aus der Region für die Eucharistie auch expliz­it zulassen.

Marie-Christine Andres Schürch
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