«Lebenslinien» – gefräst, beleuchtet und vertont

«Lebenslinien» – gefräst, beleuchtet und vertont

  • Unter dem Titel «Tracks Of Life» zeigt Hor­i­zonte-Jahreskün­stler Roman Hofer, dass hin­ter dem Car­toon­is­ten ein Kün­stler mit sehr tief ver­wurzel­tem Glauben steckt.
  • Zusam­men mit Ralph Wiede­meier und Roger Fehlbaum hat Roman Hofer eine Ausstel­lung konzip­iert, die die Besuch­er ein­lädt, sich mit den Spuren zu befassen, die das Leben bei uns und die wir im Leben hin­ter­lassen.
  • Aus­gek­lügelte Licht­pro­gramme und eigens kom­ponierte Musik ent­führen die Betra­chter dieser Kun­st in wahrhaft andere Sphären.

Zwis­chen Baden und Ennet­baden sieht man ihn, wie er auf dem Weg von seinem Zu­hause ins Ate­lier den Unrat ein­sam­melt, ​den andere ein­fach in die Umwelt entsorgt haben. «Es tut mir weh, wenn ich sehe, wie rück­sicht­s­los die Men­schen mit der Natur umge­hen», sagt Roman Hofer. «Ich wollte mich ein­fach nicht mehr nur darüber ärg­ern, darum habe ich damit begonnen, den Abfall einzusam­meln; auch wenn das eine wahre Sisy­phusar­beit ist.»

Bilder als Spiegel

[esf_wordpressimage id=34154 width=half float=right][/esf_wordpressimage]Seit vie­len Jahren schon beschäftigt sich der Baden­er Kün­stler mit dem The­ma Men­sch und mit den ele­mentaren Fra­gen nach dem, was den Men­schen in der Schöp­fung definiert und ihn darin ausze­ich­net. «Diese Ausstel­lung ist die Quin­tes­senz aus 57 Jahren», erk­lärt der gel­ernte Graphik­er, der heute ​als selb­ständi­ger Kün­stler, Illus­tra­tor und Design­er arbeit­et. «Was ich als wesentlich betra­chte, steckt in diesen sieben Bildern oder, noch bess­er, Spiegeln.»

Die Rede ist von gross­for­mati­gen, kreis­run­den Holz­faser­plat­ten, mit exakt einge­frästen Lin­ien, die sich kreuzen, bün­deln, über­lagern, auseinan­der­be­we­gen und zu zahllosen Vari­anten der geometrischen Grund­for­men Kreis, Dreieck und Rechteck verbinden. Diese ​Plat­ten sind in unter­schiedlichen Farbtö­nen lack­iert und bilden so die Basis für die ​weit­ere «Bespielung», wie Hofer es nen­nt, mit Licht und Musik. Jed­er Betra­chter sieht andere For­men, empfind­et die Far­bge­bung und das Licht anders, reagiert intu­itiv auf die Musik zum Bild und find­et sein eigenes Leben und Erleben in den Bildern ­gespiegelt.

Drei Grundpfeiler

Hofer, der katholisch getauft und in diesem Glauben auch aufgewach­sen ist, hat sich ​einge­hend mit dem Chris­ten­tum und anderen Glaubens­for­men beschäftigt. Dabei ent­deck­te er im Wesentlichen mehr Verbinden­des als Tren­nen­des: «In allen Reli­gio­nen find­et man das Prinzip von drei Grund­pfeilern. Es wird nur anders beze­ich­net. Bei uns ist es die Dreifaltigkeit aus Vater, Sohn ​und heiligem Geist, die aber let­ztlich doch wieder eine Ein­heit bilden. Alles ist eins.»

Alles fliesst zusammen

Als sich vor zwei Jahren die erste Coro­n­awelle ankündigte, begann Hofer mit den ersten Zeich­nun­gen zu den sieben Bildern, die heute als Zyk­lus unter dem Titel «Tracks Of Life», also «Spuren des Lebens» oder auch «Lebenslin­ien», in seinem Ate­lier in Ennet­baden hän­gen. Als sein Kol­lege, der Motion Design­er Roger Fehlbaum, die ersten Bil­der sah, fragte er Hofer, ob man sie nicht mit Licht bespie­len kön­nte.

Hofer gefiel die Idee und Fehlbaum sagte: «Wenn wir das machen, dann brauchen wir aber unbe­d­ingt Ralph dazu.» Und so ent­stand, zusam­men mit dem Soft­warearchitekten und Dig­italkün­stler Ralph Wiede­meier, das Kün­stlerkollek­tiv, das in sein­er Arbeit Math­e­matik mit Philoso­phie, Geistes- mit Natur­wis­senschaft, kün­stliche Intel­li­genz mit men­schlich­er Intu­ition und sog­ar Quan­ten­physik mit Glaubensin­hal­ten zusam­m­men­fliessen lässt.

Vielsagende Titel

Die Bilder von Roman Hofer funk­tion­ieren für den Betra­chter auch ohne die Licht­konzepte von Wiedemeier/Fehlbaum. Pro­gram­ma­tis­che Titel wie ​«Wer bin ich?», «Wahrnehmung ist alles», «Wer­den», «Über die Vergänglichkeit», «Erkenne dich selb­st» und natür­lich «Nada Brah­ma – die Welt ist Klang» zeigen eine mögliche Rich­tung, wenn man damit begin­nt, die «Lebenslin­ien» zu lesen. Aber das Licht eröffnet einen weit­eren Zugang, lässt die Bilder plöt­zlich drei­di­men­sion­al er­scheinen und ver­mit­telt ganz neue Ein­blicke. Das ist fast nicht mehr zu steigern – denkt man…

Jedem Bild seine Musik

Doch «Tracks Of Life» hat noch ein As im ​Ärmel: die Musik. Zu jedem der Werke ​wurde ein Musik­er oder eine Musik­erin ​ein­ge­laden, es nach freiem Empfind­en zu bespie­len. Mar­tin Vil­liger, Peter Schär­li, Jürg Zur­müh­le, Gen Atem/Miriam Bossard, Park Stick­ney und Claude Stuc­ki leis­teten dazu je einen Beitrag. Mal sind es Harfen­töne, mal eine Bam­bus­flöte, E‑Gi­tar­ren- oder Trompe­ten­klänge, dann wieder Klangkol­la­gen aus men­schlichen Stim­men und anderen Tönen.

Jedes Bild hat seine eigene Musik. Zur Ausstel­lung muss man daher unbe­d­ingt sein Smart­phone und Kopfhör­er mit­brin­gen, denn zusam­men mit der Musik weit­et sich der Blick auf das Leben und die Schöp­fung noch mehr. Wem auf dem Heimweg dann Alubüch­sen, Zigaret­ten­s­tum­mel und Fast­food­ver­pack­un­gen auf­fall­en, ver­ste­ht nun vielle­icht, warum Roman Hofer all diesen Güsel immer wieder wegräumt.

Jetzt Eintritt reservieren

Alle Infor­ma­tio­nen zur Ausstel­lung «Tracks Of Life» find­et man auf der dazuge­höri­gen Web­seite. Da kann man sich auch für eine der sechs bish­er geplanten Vor­führun­gen einen Platz reservieren.

Pre­miere ist am 30. Sep­tem­ber, um 19 Uhr. Die näch­sten Präsen­ta­tio­nen find­en am 1. / 2. / 7. / 8. und 9. Okto­ber, eben­falls um 19 Uhr statt.
Die «Galerie am Fluss» befind­et sich am Lim­matauweg 18d, in 5408 Ennet­baden.

Auskün­fte zur Ausstel­lung erteilt Roman Hofer unter oder Tel. 079 642 33 64.

Christian Breitschmid
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