Jerusalem gehört nicht allen

Jerusalem gehört nicht allen

Zusam­men mit Covid-19 ver­bre­it­et sich seit ver­gan­genem Jahr ein Lied viral um die ganze Welt: Jerusale­ma, der Tanzheuler von Mas­ter KG. Der Ohrwurm, zusam­men mit der sim­plen Chore­o­gra­phie, hat Men­schen rund um den Globus dazu ver­an­lasst, das Tanzbein zu schwin­gen und sich dabei fil­men zu lassen. Der Onlinekanal YouTube quillt über vor lusti­gen, schrä­gen, frechen, höchst pro­fes­sionellen und liebenswert ama­teurhaften Auf­führun­gen. Selb­st Hor­i­zonte sprang auf den fahren­den Zug auf und berichtete in einem Videobeitrag über dieses Phänomen – natür­lich auch unter Ver­wen­dung des musikalis­chen Aus­lösers. Die einzi­gen, die dieser Onlinerum­mel nicht amüsiert, sind die Fir­men­bosse von Warn­er Music, dem Musikver­lag, dem die Rechte an diesem Lied gehören. Sie haben damit begonnen, weltweit die Lizen­zge­bühren für die Nutzung von Jerusale­ma im Inter­net bei den Pro­duzen­ten dieser Videos einzu­fordern.

Deshalb ste­ht nun das Pro­jekt «Jerusale­ma Chal­lenge» der Pfar­rei Heilig Geist in Suhr-Gränichen auf der Kippe. Am 27. Feb­ru­ar hät­ten die Fil­mauf­nah­men in kleinen Grup­pen, streng nach gel­tender Fün­fer­regel, zu den Klän­gen von Jerusale­ma rund um das Pfar­reizen­trum von Suhr stat­tfind­en sollen. Dani Schranz, Kom­mu­nika­tions­beauf­tragter des Pas­toral­raums Region Aarau, weiss nun nicht, ob das geplante Musikvideo gedreht und online gestellt wer­den darf: «Ich habe bei Warn­er Music offiziell ange­fragt, ob wir dieses Video ins Netz stellen dür­fen, habe aber bish­er noch keine Antwort erhal­ten. Ich weiss nicht, was wir tun, wenn wir keine Antwort mehr bekom­men. Natür­lich will ich eine Klage ver­hin­dern.» Dass die Fir­ma Warn­er juris­tisch gegen Men­schen vorge­ht, die ohne kom­merzielle Inter­essen ein­fach ihre Lebens­freude auf YouTube tänz­erisch aus­drück­en, erstaunt den Mar­ket­ing­profi: «Das ist doch beste Wer­bung für sie und ihren Kün­stler.» Das sehen die Anwälte von Warn­er Music anders, denn ihrer Fir­ma ent­ge­hen durch nicht gelöste Benutzer­l­izen­zen im Zusam­men­hang mit Jerusale­ma Ein­nah­men von mehreren Mil­lio­nen Franken.

Christian Breitschmid
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