«Eine Kirche die nicht dient, dient zu nichts!»

«Eine Kirche die nicht dient, dient zu nichts!»

Die Syn­ode der Römisch Katholis­chen Kirche Aar­gau sagte am Mittwoch, 9. Novem­ber 2016, «Ja» zur Schaf­fung ein­er Fach­stelle Diakonie und stimmte, trotz anges­pan­nter Finanzsi­t­u­a­tion, ein­er neuen Leis­tungsvere­in­barung mit Car­i­tas Aar­gau zu. Ein Zeichen für die Wichtigkeit der Diakonie als Ker­nauf­gabe der Kirche Mucksmäuschen­still war es im Gross­ratssaal in Aarau, während Kirchen­rätin Clau­dia Cha­puis, zuständig für das Ressort Diakonie, den Bericht und Antrag des Kirchen­rates betr­e­f­fend Schaf­fung ein­er neuen Fach­stelle Diakonie ver­trat. Genauer müsste es vielle­icht Neuan­sied­lung heis­sen, denn «neu» ist an der Fach­stelle vor allem, dass sie in Zukun­ft nicht mehr von der Car­i­tas Aar­gau, son­dern direkt von der Lan­deskirche geführt wer­den wird.

Diakonie als Kernkompetenz der Kirche

Für die Errich­tung ein­er neuen Fach­stelle sei jet­zt der richtige Zeit­punkt, betonte Clau­dia Cha­puis als zuständi­ge Kirchen­rätin. Die Fach­stelle soll wichtige diakonis­che Impulse für die neuen Pas­toral­räume geben. Aus diesem Grund begrüsst auch das Bis­tum diese Umstruk­turierung. Die neu zu bildende Fach­stelle wird pas­torale Mitar­bei­t­ende, Pfar­reisekre­tari­ate und Frei­willige unter­stützen. Darüber hin­aus wird sie den Kirchen­rat in strate­gis­chen Fragestel­lun­gen berat­en. Demge­genüber wird die Car­i­tas weit­er­hin die pro­fes­sionelle Sozialar­beit in den Kan­tonalen Regionalen Sozial­dien­sten (KRSD) und bei der Betreu­ung von Flüchtlin­gen leis­ten. Zu diesem Zweck wird Car­i­tas Aar­gau weit­er­hin eine Fach­stelle Diakonie führen.Beat Nieder­berg­er, Präsi­dent Car­i­tas Aar­gau, betont auf Nach­fra­gen, dass die Entschei­dung, die Diakonie von der Car­i­tas zurück zur Lan­deskirche zu nehmen, nicht der Wun­sch von Car­i­tas Aar­gau gewe­sen sei. «Der Kirchen­rat hat diese Entschei­dung ein­seit­ig getrof­fen. Wenn es gelingt, mit dieser Umstruk­turierung den Bere­ich Diakonie in der Katholis­chen Kirche im Aar­gau gesamthaft zu stärken, dann ist der Sache gedi­ent. Das set­zt aber eine gute Zusam­me­nar­beit der Fach­stelle Diakonie der Lan­deskirche mit den entsprechen­den Fach­stellen bei der Car­i­tas voraus. Diese Zusam­me­nar­beit muss nun kon­struk­tiv aufge­baut wer­den», so Beat Nieder­berg­er

Bessere Sichtbarkeit kirchlicher Beteiligung

Ein zen­traler Punkt ist zudem, dass sich die Römisch-Katholis­che Kirche im Aar­gau wün­scht, dass auch Aussen­ste­hende das Engage­ment der Kirche im Bere­ich Diakonie wahrnehmen. «Vie­len Men­schen ist gar nicht bewusst, dass die Car­i­tas Auf­trag­nehmerin der Römisch-Katholis­chen Lan­deskirche ist. Das liegt unter anderem daran, dass die Marke Car­i­tas sehr stark ist», erk­lärt Clau­dia Cha­puis im Gespräch.«Es ist ein Kom­pli­ment an die Car­i­tas, dass sie als starke Marke wahrgenom­men wird», sagt Beat Nieder­berg­er. «Das ist vor allem für die Kli­entin­nen und Klien­ten von Vorteil. Und das ist let­ztlich das Wesentliche, dass Men­schen in belasteten Sit­u­a­tio­nen entsprechende Begleitung und Unter­stützung erfahren und dass kirch­liche Mitar­bei­t­ende begleit­et, gebildet und in ihrer Arbeit in den Pfar­reien unter­stützt wer­den. Die Car­i­tas Aar­gau ver­ste­ht sich expliz­it als kirch­lich­es Hil­f­swerk und kom­mu­niziert das auch so. Die gemis­chte Finanzierung in vie­len Auf­gaben­feldern ist in der Jahres­rech­nung der Car­i­tas offen gelegt. Es bleibt eine Her­aus­forderung, ver­ständlich zu kom­mu­nizieren, welche Dien­stleis­tun­gen der Car­i­tas wie finanziert sind. In der Umset­zung der neuen Leis­tungsvere­in­barung wer­den wir diese Her­aus­forderung ange­hen und mit der Lan­deskirche nach guten Lösun­gen suchen.»Um die Präsenz der Lan­deskirche in gemein­samen Pro­jek­ten mit Car­i­tas Aar­gau deut­lich­er zu machen, soll es in Zukun­ft eine bessere Kennze­ich­nung geben. «Im Moment erar­beit­en wir ein gemein­sames Logo für die KRSD. Dieses Logo wird für alle Beteiligten ste­hen, die Kirchen vor Ort, die Car­i­tas und die Lan­deskirche. Bezüglich der einzel­nen Pro­jek­te sind wir noch im Prozess. Sich­er streben wir an, dass bei neuen Pro­jek­ten kün­ftig ein gemein­samer Auftritt stat­tfind­en wird. Bei beste­hen­den Pro­jek­ten erwarten wir klar, dass die Beteili­gung der Kirche erwäh­nt wird», macht Clau­dia Cha­puis deut­lich.

Gestaffelte Umsetzung der Diakoniestelle

Die Fach­stelle soll gestaffelt umge­set­zt wer­den. Vor diesem Hin­ter­grund stell­ten Syn­odale der Kirchge­meinde Brugg den Antrag, zunächst nur 80 der vorge­se­henen 140 Stel­len­prozente auszuschreiben und die weit­eren 60 Prozent erst nach ein­er Anfangsphase zu sprechen. Luc Hum­bel, Kirchen­rat­spräsi­dent, gab daraufhin zu bedenken, «dass schon in der Auss­chrei­bung der Leitungsstelle klar sein muss, dass der Stel­len­leit­er später in einem Team arbeit­et. Let­ztlich wird die Stelle gestaffelt umge­set­zt, nur dass bere­its jet­zt der volle zukün­ftige Stel­lenum­fang beantragt wird». Der Antrag des Kirchen­rates wurde anschliessend gross­mehrheitlich bei  neun Nein-Stim­men und 13 Enthal­tun­gen angenom­men.

Neue Leistungsvereinbarung mit Caritas Aargau

Im Anschluss präsen­tierte der Kirchen­rat der Syn­ode eine neue Leis­tungsvere­in­barung mit Car­i­tas Aar­gau. «Während eines hal­ben Jahres fan­den mehrere Gespräche zwis­chen den Del­e­ga­tio­nen des Kirchen­rates und des Vor­standes der Car­i­tas Aar­gau statt», erk­lärt Beat Nieder­berg­er den Vor­gang, «die Zwis­chen­re­sul­tate wur­den jew­eils dem Kirchen­rat und dem Car­i­tasvor­stand zur Beurteilung vorgelegt. So ent­stand die gemein­sam erar­beit­ete Lösung, wie sie nun von der Syn­ode ver­ab­schiedet wurde.»Der Kirchen­rat unter­stre­icht mit einem Kosten­rah­men von 1,6 Mil­lion Schweiz­er Franken an Car­i­tas Aar­gau die Wichtigkeit der Diakonie. Er set­zt sich für ein nieder­schwelliges Ange­bot für Asyl­suchende und Flüchtlinge ein und fordert eine oper­a­tiv gut funk­tion­ierende kirch­liche Sozialar­beit. Damit betont der Kirchen­rat, wie wichtig soziales Han­deln in Kirche und Gesellschaft heute ist. Luc Hum­bel, Kirchen­rat­spräsi­dent, wies deut­lich darauf hin, dass Diakonie auch hier in der Schweiz eine exis­ten­tielle Bedeu­tung habe. Car­i­tas Aar­gau übern­immt weit­er­hin als Part­ner der Römisch-Katholis­chen Lan­deskirche und den Ort­skirchen die oper­a­tive Tätigkeit in pro­fes­sioneller sozialer Arbeit. Auch dieser Antrag wurde gross­mehrheitlich angenom­men.Hier find­en Sie die amtlichen syn­odenbeschluesse-novem­ber-2016
Anne Burgmer
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