Die Jugend geht den synodalen Weg

Die Jugend geht den synodalen Weg

  • Im OMG in Zürich haben sich am 14. Jan­u­ar rund 40 junge Frauen und Män­ner über ihre Wün­sche an die Kirche aus­ge­tauscht.
  • Mehr kirch­liche Gemein­schaft unter ihres­gle­ichen, war der Tenor.
  • Die Jugendlichen müssten vor allem darüber sprechen, wie sie den syn­odalen Weg miteinan­der gehen wollen, sagt Mario Stankovic von der Jugend­seel­sorge Zürich.

Mal andere gläu­bige Jugendliche tre­f­fen: Das wün­schen sich einige der rund 40 Teil­nehmenden des Net­zw­erk­tr­e­f­fens des Jugen­drats. Denn die jun­gen Men­schen find­en kaum Gle­ichal­trige in ihren Pfar­reien. Dieser Wun­sch schwingt oft mit an diesem Son­nta­gnach­mit­tag im OMG, dem Haus mit dem Kürzel für «Oh my God» unweit der Kirche Peter und Paul. Hier sind die Katholis­che Jugend­seel­sorge Zürich, ein Car­i­tas Sec­ond­hand-Laden, Jung­wacht Blau­r­ing, Pfa­di Zürich und das Tan­zange­bot Round­about zuhause.

Ideen gibt es viele

Es sei wie die Frage von Huhn und Ei, sagt Andreas, ein Jugen­drat­mit­glied. «Die Jun­gen haben kein Inter­esse, in den Gottes­di­enst zu kom­men, weil sie da keine Gle­ichal­tri­gen antr­e­f­fen wer­den. Und die ältere Gen­er­a­tion will kein Geld für Jugen­dan­lässe aus­geben, weil sie annehmen, dass das die jun­gen Men­schen nicht inter­essiert.» Nach dem Son­ntags­gottes­di­enst kön­nten Pfar­reien einen Jugen­dan­lass organ­isieren, ist eine der Ideen, um den Teufel­skreis zu durch­brechen. Eine Art Stammtisch, eine Kaf­fee-Runde oder ein Spaghet­ti-Essen wer­den vorgeschla­gen. Let­zteres gefällt Isabelle aus Atting­hausen UR am besten, wie sie gegenüber kath.ch sagt. Bei ihrem Pfar­rer will sie die Spaghet­ti-Plausch-Idee ein­brin­gen.

Auf das Wie kommt es an

Es ist das erste Net­zw­erk­tr­e­f­fen des Jugen­drats. Den zwölfköp­fi­gen Jugen­drat des Bis­tums Chur ins Leben gerufen hat Bischof Joseph Maria Bon­nemain. Nach ein­er ersten Zusam­menkun­ft 2021 in Ein­siedeln fol­gten weit­ere Tre­f­fen unter der Leitung von Vik­tor Diethelm. Mario Stankovic führt diese Auf­gabe nun weit­er – mit ver­mehrtem Fokus aufs Inhaltliche. «Der Net­zw­erkan­lass des Jugen­drates motiviert die Teil­nehmenden, am syn­odalen Weg der Weltkirche anzuknüpfen.» Die jun­gen Men­schen soll­ten diesen Weg bei sich vor Ort ein­fordern. Dabei sei es wichtig, dass darüber gesprochen wer­den, wie dieser Weg gegan­gen werde, son­st blieben die Bemühun­gen erfol­g­los, sagt Mario Stankovic von der Jugend­seel­sorge Zürich. Zusam­men mit der auf Trans­for­ma­tion­sprozesse spezial­isierten Sozi­olo­gin Eva-Maria Spre­itzer leit­et er den Nach­mit­tag. Den Anwe­senden schlägt Spre­itzer ein soge­nan­ntes «Man­i­flexo» vor. Das sei ein Man­i­fest, das etwas vorschreibe, aber auch flex­i­bel und verän­der­bar bleibe. Darin fest­ge­hal­ten wer­den sollen Wün­sche, Gedanken, Prinzip­i­en, Werte, Ideen und For­mate.

Selbst anpacken

Etwas Neues zu denken, sei aber nicht so ein­fach, beto­nen Stankovic und Spre­itzer. Denn der Men­sch ori­en­tiere sich eher am Bekan­nten und Ver­gan­genen. Hier gehe es aber darum, vor­wärt­szuschauen. «Wir haben da einen grossen Vorteil», betont Stankovic, «wir haben unseren Glauben.» In der Grup­pendiskus­sion sagt eine junge Frau: «Wir wollen Spir­i­tu­al­ität nicht nur im Gottes­di­enst leben, son­dern auch anders, in der Gemein­schaft». Ein junger Mann befürchtet, dass die Sache dann wieder ver­sande. Ähn­lich­es sagen zwei andere Teil­nehmende. «Wir müssen es selb­st anpack­en», motiviert Mario Stankovic. «Wenn wir es nicht machen, wer soll es dann tun?»

Sauerteig für die Kirche

Am Aus­tausch an den Grup­pen­tis­chen ist auch Bischof Bon­nemain beteiligt. Nach der Pause erhält er das Wort und erzählt: Während alle anderen ihre eige­nen Wun­den umwick­el­ten, habe als einziger Jesus die Wun­den der anderen behan­delt. «Ich brauche eine Gruppe junge Men­schen, die sich gegen­seit­ig die Wun­den verbinden, jeden Tag», schliesst der Bischof. Diese Gruppe sei dann der «Sauerteig» für eine syn­odalere Kirche. Er hoffe, dass sich weit­ere Leute dafür melde­ten. «Ich gehe weg, höchst motiviert und mit der Überzeu­gung, dass wir eine Erfol­gs­geschichte haben wer­den», ver­ab­schiedet sich Bischof Bon­nemain. «Ich hat­te keine beson­deren Erwartun­gen und bin jet­zt pos­i­tiv über­rascht von diesem Anlass», zieht Isabelle ihr Faz­it. «Ich habe gemerkt, es gibt viele andere Jugendliche, die das gle­iche Ziel und eben­so Freude an der katholis­chen Kirche haben.»

 

Eva Meienberg
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