«Pata­go­nia» gewinnt den Öku­me­ni­schen Preis am Locar­no Film Festival

«Pata­go­nia» gewinnt den Öku­me­ni­schen Preis am Locar­no Film Festival

Im Film «Pata­go­nia» geht es um eine unglei­che Bezie­hung zwi­schen zwei Män­nern. Der unsi­che­re und hilf­lo­se Yuri trifft an einem Kin­der­ge­burts­tag auf den Clown und Arti­sten Ago­sti­no. Für Yuri hat der Frei­geist Ago­sti­no eine fas­zi­nie­ren­de Anzie­hungs­kraft. Yuri ent­flieht sei­nem All­tag und sei­ner Unsi­cher­heit. Er steigt ins Wohn­mo­bil und lässt sich von Ago­sti­no in die Welt der fah­ren­den Schau­stel­ler und Arti­sten entführen.

Über­zeu­gen­de und mensch­li­che Geschichte

Die Geschich­te die­ser Bezie­hung ist schmerz­haft anzu­schau­en, weil sie vol­ler Dop­pel­deu­tig­keit ist. Ago­sti­no nutzt Yuri aus, zeigt sich domi­nant und beschüt­zend zugleich. Für den jun­gen Yuri ist es eine Ach­ter­bahn der Gefüh­le. Die Figu­ren-Kon­stel­la­ti­on erin­nert an Felli­nis «La Stra­da». Doch trotz der Ambi­gui­tä­ten gelingt es dem Film, die unglei­che Bezie­hung in eine über­zeu­gen­de und mensch­li­che Geschich­te zu fassen.

«Ihre Bezie­hung führt bei­de auf eine gefähr­li­che Rei­se zu sich selbst. Pata­go­nia bewegt sich zwi­schen Gewalt und Zart­heit, Obses­si­vi­tät und Selbst­ent­deckung. Der Film ent­lässt die Zuschaue­rin­nen und Zuschau­er in einen mehr­deu­ti­gen Raum, in dem Ver­wand­lung und Hoff­nung mög­lich sind», begrün­det die Jury die Aus­zeich­nung. Der Preis ist mit 10’000 Fran­ken dotiert und geht an den Regis­seur Simo­ne Boz­zel­li. Das Preis­geld wird von der Evan­ge­lisch-refor­mier­ten Kir­che und der Römisch-katho­li­schen Kir­che der Schweiz zur Ver­fü­gung gestellt.

Film aus Rumä­ni­en mit beson­de­rer Erwähnung

Neben «Pata­go­nia» erwähnt die Jury den rumä­ni­schen Wett­be­werbs­bei­trag von Radu Jude. In «Do Not Expect Too Much of the End of the World» (Erwar­te nicht zu viel vom Ende der Welt) geht es um ein anspruchs­vol­les und klu­ges Gesell­schafts­por­trät in Buka­rest. Radu Jude erhält in Locar­no ein Loben­de Erwäh­nung für sei­nen Film. «Der Film besticht durch kon­zi­se Kapi­ta­lis­mus­kri­tik und sei­nen selbst­re­fle­xi­ven Modus. Die ost­eu­ro­päi­schen Prot­ago­ni­stin­nen und Prot­ago­ni­sten behal­ten trotz der repres­si­ven Arbeits­be­din­gun­gen ihre kul­tu­rel­le Souveränität.»

Eva Meienberg
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