Ach­tung, fer­tig, Samichlaus

Zwei Män­ner und zwei Frau­en betre­ten den Raum. Eine hal­be Stun­de spä­ter tritt der Sami­ch­laus aus der Tür, drei Schmutz­li fol­gen ihm. Was pas­siert hin­ter den Kulis­sen? Hori­zon­te berich­tet in einer Bild-Repor­ta­ge, wie sich Chlaus, Schmutz­li und Esel auf ihren Ein­satz vorbereiten.Wie lan­ge braucht der Sami­ch­laus am Mor­gen im Bad? Genau dreis­sig Minu­ten. Beein­druckend, was er in die­ser Zeit alles erle­digt. In den Unter­rock schlüp­fen, schwung­voll den Man­tel über­wer­fen, Make-up auf­tra­gen, Augen­brau­en bür­sten, Schnauz, Bart und Haa­re fri­sie­ren. Aber natür­lich hat der Sami­ch­laus, wie es sich für wich­ti­ge Leu­te gehört, eini­ges an Per­so­nal um sich. So hän­gen dank sei­nen Hel­fe­rin­nen und Hel­fern alle Gewän­der sau­ber auf­ge­reiht am Stän­der und auf dem Tisch lie­gen Puder, Pin­sel und Schmutz­li­schmin­ke bereit, als der Sami­ch­laus in zivil den Raum betritt.KAB zusam­men mit Jung­wacht-Blau­ring In der Tra­di­ti­on des Hei­li­gen Niko­laus besu­chen die Chläu­se der Sami­chlaus­grup­pe  Wet­tin­gen mit ihren Schmutz­li die Kin­der zu Haus, in ihrer Schul­klas­se oder im Kin­der­gar­ten. 
Die Chlaus­ge­mein­schaft ist eine Grup­pie­rung der Katho­li­schen Arbeit­neh­me­rin­nen- und Arbeit­neh­mer-Bewe­gung (KAB). 
Die Chlaus­ak­ti­on wird von der KAB zusam­men mit Jung­wacht und Blau­ring Wet­tin­gen durch­ge­führt. Ein gros­ser Teil der Sami­ch­läu­se und Schmutz­li sind ehe­ma­li­ge oder akti­ve Lei­te­rinn­nen und Lei­ter von Jung­wacht und Blau­ring.Edle Gewän­der, kleb­ri­ge Schnäu­ze Patrick Lüscher war als 16-jäh­ri­ger Jung­wacht­lei­ter zum ersten Mal als Schmutz­li unter­wegs. Inzwi­schen ist er seit sechs Jah­ren Sami­ch­laus. Am Don­ners­tag- und Frei­tag­mor­gen habe er die­se Woche «Sami­ch­laus­fe­ri­en» genom­men, erzählt er.  Elke Brun­ner, als Schmin­ke­rin und Anklei­de­rin seit einem Jahr dabei, hilft dem Sami­ch­laus in sei­ne Klei­der. Edle Gewän­der sind es, wel­che die Sami­chlaus­grup­pe Wet­tin­gen besitzt. Otti­lie Brühl­mei­er hat die Alben und Bischofs­män­tel von Hand gefer­tigt. Auch Perücken, Bär­te und Schnäu­ze sind wert­voll und müs­sen sorg­fäl­tig behan­delt wer­den. Vor­sich­tig streicht Bri­git­te Bie­ri dem Sami­ch­laus Leim unter die Nase und drückt den Schnauz mit sanf­tem Druck an die rich­ti­ge Stel­le. Sie ist bereits sechs Jah­ren als Schmin­ke­rin dabei und kann als gelern­te Coif­feu­se mit Haa­ri­gem aller Art umge­hen. Das Sami­ch­laus-Schmin­ken hat sie bei Pia Mer­k­li gelernt, die ihrer­seits das Hand­werk von ihrem Vater erlernt und jahr­zehn­te­lang in Wet­tin­gen Chläu­se geschminkt hat­te.Schmutz­li-Pre­mie­re Inzwi­schen sind alle drei Schmutz­li ein­ge­trof­fen. Lara Diab, Rahel Wern­li und Hans­pe­ter Möhl beglei­ten an die­sem Mor­gen den Sami­ch­laus in den Kin­der­gar­ten und anschlies­send in den Wald. Blau­ring­lei­te­rin Lara Diab ist zum zwei­ten Mal als Schmutz­li dabei, für Rahel Wern­li ist heu­te Pre­mie­re. Sie freue sich und sei nicht sehr auf­ge­regt, weil sie ja zum Glück nichts sagen müs­se. Reden darf dage­gen der drit­te Schmutz­li, der den Esel betreut. Hans­pe­ter Möhl ist seit sei­ner Pen­sio­nie­rung als Schmutz­li unter­wegs und schätzt den Kon­takt zu den Kin­dern, den er als «Esel-Schmutz­li» hat. Wenn die Kin­der das Ese­li strei­cheln und ihm Heu geben dürf­ten, tau­ten sie jeweils rasch auf, erzählt er.Ein posi­ti­ves und blei­ben­des Erleb­nis Elke Brun­ner greift beherzt in den Farb­topf und färbt die drei Schmutz­li­ge­sich­ter schwarz. Ein wenig gfürchig sehen sie schon aus, die drei dunk­len Gestal­ten. Und auch der Sami­ch­laus, inzwi­schen in vol­ler Mon­tur mit Mitra, Sami­ch­laus­buch und Bischofs­stab, flösst Respekt ein. Aber wie vie­le ande­re Chläu­se auch, besucht der Wet­tin­ger Sami­ch­laus die Kin­der nicht, um zu schimp­fen, son­dern um sich mit ihnen über das ver­gan­ge­ne Jahr zu unter­hal­ten. Die Begeg­nung  mit dem Sami­ch­laus soll ein posi­ti­ves und blei­ben­des Erleb­nis sein.Anspruchs­vol­ler Job 28 Sami­ch­läu­se und ein Viel­fa­ches an Schmutz­lis sind die­ses Jahr in Wet­tin­gen unter­wegs. Sil­van Möhl koor­di­niert als «Büro-Chlaus» die Tou­ren von Chlaus, Schmutz­li und Esel. Er nimmt die Anmel­dun­gen ent­ge­gen und ver­teilt die Ein­sät­ze auf die ver­schie­de­nen Sami­ch­läu­se. Es sei nicht immer ganz ein­fach, genü­gend Sami­ch­läu­se zu fin­den, weiss er. Denn der Chlaus-Job ist anspruchs­voll, erfor­dert Kon­zen­tra­ti­on, Kom­mu­ni­ka­ti­ons­fä­hig­keit und eine gewis­se Spon­ta­nei­tät, wenn ein­mal etwas nicht so läuft wie geplant. Doch für die­ses Jahr hat Sil­van Möhl, sel­ber «Schmutz­li durch und durch», wie er sagt, alles unter Dach und Fach. Auch die Ein­sät­ze der Esel sind minu­ti­ös geplant.Ese­li Fer­di Und so war­tet das Ese­li Fer­di auf dem Hof der Fami­lie Soz­zi an der Berg­stras­se auch schon frisch gebür­stet auf sei­nen Ein­satz. In den Tagen um den 6. Dezem­ber chauf­fiert Luz Soz­zi immer wie­der mal einen sei­ner Esel an einen Treff­punkt rund um Wet­tin­gen. Schu­len, Kin­der­gär­ten und Grup­pen, die einen Chlaus­an­lass im Frei­en pla­nen, fra­gen oft an, ob auch der Esel dabei sei. Die fünf Esel der Fami­lie Soz­zi, die auf ihrem Hof auch für the­ra­peu­ti­sche Zwecke ein­ge­setzt wer­den, sind gedul­dig und kin­der­lieb.Es geht los Fer­di lässt sich die Sat­tel­ta­sche umbin­den, beschnup­pert neu­gie­rig den Sami­ch­laus und lässt sich dann vom Esel-Schmutz­li am Zügel fort­füh­ren. Die bei­den ande­ren Schmutz­li, zum Glück star­ke Blau­ring­lei­te­rin­nen, schul­tern die schwe­ren Säcke. Dann steigt die Grup­pe hin­auf zum Wald, wo die Kin­der­gärt­ler sie bereits erwar­ten. End­lich kommt der Samichlaus! 
Marie-Christine Andres Schürch
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