Papst Franziskus spricht Mutter Teresa heilig

Mut­ter Tere­sa (1910–1997) ist jet­zt offiziell heilig. Papst Franziskus erk­lärte die Ordens­grün­derin und Frieden­sno­bel­preisträgerin, die durch ihren Ein­satz in den Slums von Kalkut­ta bekan­nt wurde, am Son­ntag auf dem Peter­splatz zum verehrungswürdi­gen Vor­bild für Katho­liken. Zu der fes­tlichen Zer­e­monie ver­sam­melten sich mehr als 100 000 Men­schen. 13 Staats- und Regierungschefs waren angereist, unter ihnen Indi­ens Min­is­ter­präsi­dent Naren­dra Modi.Der Papst würdigte Mut­ter Tere­sa als «uner­müdliche Arbei­t­erin der Barmherzigkeit». Sie habe sich über die Erschöpften gebeugt, «die man am Strassen­rand ster­ben liess», und ihre Stimme vor den Mächti­gen der Welt erhoben, «damit sie angesichts der Ver­brechen der Armut, die sie selb­st geschaf­fen hat­ten, ihre Schuld erken­nen soll­ten», sagte er in sein­er Predigt. Mut­ter Tere­sas Mis­sion in den Rand­zo­nen der Städte und des Lebens bleibe «in unser­er Zeit ein beredtes Zeug­nis für die Nähe Gottes zu den Ärm­sten der Armen», so Franziskus.

Gastmahl für Obdachlose und Arme

Nach der Heiligsprechung lud der Papst 1 500 Obdachlose und Arme aus ganz Ital­ien zum Mit­tagessen in den Vatikan ein. 250 Mut­ter-Tere­sa-Schwest­ern servierten den Gästen im Vor­raum der Audien­zhalle Piz­za Napo­le­tana. Unter­stützt wur­den sie von 50 Ange­höri­gen des männlichen Orden­szweigs. Geback­en wurde die neapoli­tanis­che Spezial­ität von 20 Piz­z­abäck­ern aus der südi­tal­ienis­chen Stadt, die mit drei Piz­za­öfen angereist waren.Die Heiligsprechung und der anschliessende Gottes­di­enst fan­den unter starken Sicher­heitsvorkehrun­gen statt. Rund 1 000 Polizis­ten und Spezialkräfte waren im Ein­satz. Weltweit übertru­gen 120 Sendeanstal­ten die Heiligsprechung.

Franziskus sprach lateinische Formel

Während der tra­di­tionellen Zer­e­monie bat der für Heiligsprechun­gen zuständi­ge Kurienkar­di­nal Ange­lo Ama­to den Papst formell um die Auf­nahme Mut­ter Tere­sas in das Verze­ich­nis jen­er Heili­gen, die weltweit öffentlich verehrt wer­den dür­fen. Daraufhin sprach Franziskus die lateinis­che Formel, die Mut­ter Tere­sa zur Heili­gen erhebt.In sein­er Predigt sagte der Papst weit­er, Mut­ter Tere­sas Vor­bild führe vor Augen, «dass das einzige Kri­teri­um für unser Han­deln die gegen­leis­tungs­freie Liebe ist, die unab­hängig von jed­er Ide­olo­gie und jed­er Bindung ist». Diese müsse alle umfassen unab­hängig von Sprache, Kul­tur, der Eth­nie oder Reli­gion.Die aus Alban­ien stam­mende Mut­ter Tere­sa wurde durch ihre Hil­fe für Waisenkinder und Obdachlose in den Slums von Kalkut­ta als «Mut­ter der Armen» bekan­nt. Die katholis­che Kirche bege­ht kün­ftig den 5. Sep­tem­ber als Gedenk­tag von Mut­ter Tere­sa. Sie war am 5. Sep­tem­ber 1997 im Alter von 87 Jahren gestor­ben.

Mutter-Teresa-Schwestern pilgern zum Grab in Kalkutta

Im indis­chen Kalkut­ta haben die Anhänger von Mut­ter Tere­sa die Heiligsprechung der Ordens­frau mit ein­er eige­nen Messe gefeiert. Sie pil­gerten am Son­ntag­mor­gen zu ihrem Grab, legten Blu­men nieder, stell­ten Kerzen auf und gedacht­en des «Engels der Armen» mit einem Gottes­di­enst. Non­nen von Mut­ter Tere­sas Orden der Mis­sion­ar­in­nen der Näch­sten­liebe san­gen ihr zu Ehren Lieder, berichtete die franzö­sis­che Nachricht­e­na­gen­tur AFP am Son­ntag.Die Zer­e­monie der Heiligsprechung auf dem Peter­splatz in Rom ver­fol­gten sie später auf grossen Fernse­hbild­schir­men. Ordenss­chwest­er Mary Lysa sagte: «Es ist ein Tag des Jubels, ein Tag der Dankbarkeit und ein Tag viel­er, viel­er Segen.» Die 32-jährige Kon­i­ca Cecil­ia, die Mut­ter Tere­sa zu deren Lebzeit­en in Kalkut­ta traf, zün­dete eine Kerze an und stellte sie auf ihr Grab. Sie danke der Heili­gen, weil sie ihren armen Eltern Geld gegeben hat­te, sodass sie zur Schule gehen kon­nte: «Wenn ich in Schwierigkeit­en bin, tröstet mich meine Erin­nerung an sie.»Mut­ter Tere­sa hat­te den Orden der Mis­sion­ar­in­nen der Näch­sten­liebe 1950 im ostindis­chen Kalkut­ta gegrün­det und sich dort bis zu ihrem Tod 1997 um die Armen und Kranken geküm­mert. 1979 erhielt die im heuti­gen Skop­je Geborene den Frieden­sno­bel­preis. Sie galt vie­len schon zu Lebzeit­en als Heilige.
Anne Burgmer
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