Hei­mat – eine Reise

«Hei­mat – Eine Grenz­erfah­rung» — noch ist der Besuch der Aus­stel­lungs­räu­me auf dem Zeug­haus­are­al in Lenz­burg eher eine Bau­stel­le­n­er­fah­rung. Längst noch nicht alles ist fer­tig. Doch ab dem 11. März öff­net das Muse­um sei­ne Tore und Ende März gibt es eine beson­de­re Akti­on für Hori­zon­te-Leser (Infor­ma­tio­nen wei­ter unten).Vor dem Gebäu­de sta­peln sich die Gon­deln des bereits jetzt berühm­ten Rie­sen­ra­des wie lee­re Joghurt­be­cher. Im Gebäu­de geht es drun­ter und drü­ber. «Eini­ges ist schon so gut wie fer­tig, ande­res braucht noch mehr Arbeit – es wäre auch erstaun­lich, wür­de es rund andert­halb Mona­te vor Eröff­nung anders aus­se­hen», sagt Alain Glo­or.

Rei­se­freu­dig

Der 34-jäh­ri­ge Histo­ri­ker arbei­tet inhalt­lich an der Aus­stel­lung mit und ist zustän­dig für die Begleit­pu­bli­ka­ti­on und das Ver­an­stal­tungs­pro­gramm. Je wei­ter er durch die noch unfer­ti­gen Räu­me der Aus­stel­lung führt, und erzählt, was sich die für Gesamt­lei­tung und –kon­zept zustän­di­gen Aus­stel­lungs­ma­cher Sibyl­le Lich­ten­stei­ger und Det­lef Vöge­li über­legt haben, desto deut­li­cher wird, dass der Besuch der neu­en Aus­stel­lung «Hei­mat – Eine Grenz­erfah­rung» eine viel­fäl­ti­ge Rei­se wer­den wird. Eine Rei­se durch die Zeit, durch die eige­ne Bio­gra­phie, durch den Raum, durch die Gesell­schaft und ihre Geschich­te.Die Aus­stel­lung hat alle Anla­gen, ein wei­te­rer Erfolg für das Stap­fer­haus Lenz­burg zu wer­den. Das liegt sicher dar­an, dass die Vor­ak­ti­on, bei der sich über 1000 Men­schen an ver­schie­de­nen Chil­bis land­auf land­ab im Rie­sen­rad zum The­ma Hei­mat befra­gen und fil­men lies­sen, bereits fas­zi­nie­ren­de Ein­blicke in die Viel­falt des The­mas ermög­licht. Doch das wird viel­leicht auch dar­an lie­gen, dass kaum ein The­ma in den letz­ten Jah­ren so prä­sent war, wie die Fra­gen nach dem, was wir «Hei­mat» nen­nen.

Vom Abstrak­ten ins Konkrete 

«Die Aus­stel­lung lädt die Schwei­zer Bevöl­ke­rung in ihrer gan­zen Viel­falt ein, die eige­ne Hei­mat zu erkun­den und frem­de Wel­ten zu ent­decken», erklärt Alain Glo­or. Die Aus­stel­lung soll «einen Dia­log über gesell­schaft­li­che Gren­zen hin­weg ermög­li­chen und neue Per­spek­ti­ven auf aktu­el­le Debat­ten eröff­nen. Wir sind über­zeugt, dass das The­ma «Hei­mat» jeden Men­schen betrifft. Für uns alle ist Hei­mat eine Auf­ga­be auf per­sön­li­cher wie gesell­schaft­li­cher Ebe­ne», erläu­tert Alain Glo­or. Den Weg – vom Per­sön­lich-bio­gra­phi­schen ins All­ge­mei­ne, eher Gesell­schaft­li­che – legen Besu­che­rin­nen und Besu­cher auch in der Aus­stel­lung zurück, die wie ein Par­cours ange­legt ist. Ein Par­cours mit «Chil­bi-Atmo­sphä­re».Bun­te Far­ben und blin­ken­de Lich­ter täu­schen jedoch nicht dar­über hin­weg, dass das The­ma «Hei­mat» den Men­schen bis in sein tief­stes Selbst­ver­ständ­nis trifft und genau des­halb oft auch eine Grenz­erfah­rung ist. «Die Suche nach Hei­mat ist immer ein Balan­ce­akt: Das Frem­de kann neu­gie­rig machen und gleich­zei­tig abschrecken, und das Eige­ne kann einem zu viel wer­den oder gera­de feh­len», sagt Alain Glo­or. Akut wird die Beschäf­ti­gung mit dem The­ma «Hei­mat» oft erst, wenn man sei­ne Hei­mat ver­lässt oder ver­liert, oder das Gefühl hat, die Hei­mat wer­de bedroht. Das eine oder ande­re trifft sicher­lich auch auf die Besu­cher der Aus­stel­lung zu und wie auf jeder Rei­se mag es die eine oder ande­re Über­ra­schung geben.

Das erwar­tet Sie bei der Leseraktion 

Bereits zur Aus­stel­lung «Geld – Jen­seits von gut und böse» führ­ten Hori­zon­te und das Stap­fer­haus Lenz­burg in Koope­ra­ti­on eine Leser­ak­ti­on durch. Am Diens­tag, 28. März 2017, 18 Uhr, ist es wie­der soweit:  Zur neu­en Aus­stel­lung «Hei­mat« wird es wie­der eine Son­der­öff­nung für inter­es­sier­te Lese­rin­nen und Leser des Aar­gau­er Pfarr­blatts Hori­zon­te geben. Gemein­sam mit Alain Glo­or, als Ver­tre­ter des Stap­fer­hau­ses, sowie Gabrie­le Tiet­ze-Roos von der Bis­tums-Regio­nal­lei­tung und Andre­as Wie­land, Prä­si­dent der Aar­gau­er Pfarr­blatt­ge­mein­schaft (sie­he Bei­trä­ge unten), wer­den die Lese­rin­nen und Leser eine «wan­dern­de Podi­ums­dis­kus­si­on» im Zeug­haus erle­ben kön­nen. Im Anschluss offe­riert Hori­zon­te im Café der Aus­stel­lung einen Apé­ro. Die Anmel­dun­gen wer­den nach Ein­gang berück­sich­tigt. Begrenz­te Platz­zahl. Ver­bind­li­che Anmel­dun­gen rich­ten Sie bit­te mit voll­stän­di­gem Namen und Adres­se an:

Die Lese­rin­nen und Leser begleiten

Gabrie­le Tiet­ze-Roos, Bistumsregionalleitung «Beruf­lich woll­te ich mich ver­än­dern für ein paar Jah­re nur. Zum Jah­res­wech­sel 1988/89 sah ich bei Freun­den in Luzern das Inse­rat der Kirch­ge­mein­de Fren­ken­dorf-Füllins­dorf. Ich ent­sin­ne mich noch, wie begei­stert ich vom Vor­stel­lungs­ge­spräch damals am Palm­sonn­tag zurück­fuhr. Aus die­sen ange­dach­ten paar Jah­ren wur­den 14 Jah­re in der Pfar­rei Drei­kö­nig; dann arbei­te­te ich 8 Â½ Jah­re als Gemein­de­lei­te­rin im Lauf­en­tal, bis ich dann von Bischof Felix 2011 zur Regio­nal­ver­ant­wort­li­chen beru­fen wur­de. Mir sind die Schweiz und die Seel­sor­ge im Bis­tum Basel sehr ver­traut gewor­den. Es war für mei­nen Mann und mich stim­mig, uns in unse­rer Wohn­ge­mein­de Aesch BL ein­bür­gern zu las­sen. Unse­re Zuwen­dung zur Schweiz ist erwach­sen aus unzäh­li­gen Begeg­nun­gen mit Men­schen, mit ihren Lebens­ge­wohn­hei­ten und mit der fas­zi­nie­ren­den Land­schaft.»Andre­as Wie­land, Prä­si­dent Pfarrblattgemeinschaft «Nach mei­nem Theo­lo­gie­stu­di­um, wel­ches ich 1983 an der Uni D‑Freiburg abge­schlos­sen habe, habe ich mich ent­schlos­sen in der Schweiz seel­sor­ger­lich zu arbei­ten. Im Juli 1983 bin ich umge­zo­gen und habe zuerst als Pasto­ral­as­si­stent  in  Grau­bün­den gear­bei­tet und seit 1995  als Seel­sor­ger im Bis­tum Basel. Da ich an der Rhein-Gren­ze auf­ge­wach­sen bin, wur­de ich schnell ver­traut mit der kirch­li­chen und gesell­schaft­li­chen Situa­ti­on und habe mich dadurch bald hei­misch gefühlt. Inzwi­schen habe ich neben mei­ner deut­schen auch die Schwei­zer Staats­bür­ger­schaft erwor­ben. Ich bin jetzt 60 Jah­re alt und arbei­te der­zeit als stän­di­ger Dia­kon und Pfar­rei­lei­ter in den Frick­ta­ler Gemein­den Herz­nach-Hor­nus­sen und Zei­hen.»Alain Glo­or, Recher­che und Konzeption Alain Glo­or schaut genau hin und hin­ter­fragt, ohne das gros­se Gan­ze aus den Augen zu ver­lie­ren: Mit sei­nen Recher­chen legt er den Boden für das Pro­jekt und er ist auch dabei wenn es dar­um geht, die Inhal­te in den Raum zu brin­gen. Gebo­ren 1982, Master­stu­di­um Geschich­te und Phi­lo­so­phie des Wis­sens an der ETH Zürich. Arbei­te­te als wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter am Insti­tut Kunst der HGK FHNW in Basel und als frei­er Jour­na­list. Alain Glo­or ist zudem Mit­her­aus­ge­ber des LAS­SO-Maga­zins und lebt in Basel. (Quel­le: Stapferhaus)
Anne Burgmer
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