Abschied von Papst Franziskus in Bern
Würdigte die Bedeutung des synodalen Prozesses: SBK-Präsident Charles Morerod.
Bild: © Pia Neuenschwander

Abschied von Papst Franziskus in Bern

Nuntius, Bischofskonferenz und Gläubige gedenken Papst Franziskus in der Berner Dreifaltigkeitskirche

Mehrere hundert Menschen haben in der Berner Dreifaltigkeitskirche dem verstorbenen Papst gedacht. Ein bewegender Gottesdienst für Kirchenpromis und Gläubige.

Eigentlich ist Rom von Bern aus weit ent­fer­nt. Die Geschehnisse der Weltkirche, der Vatikan – das spielt im All­t­ag der hiesi­gen Katho­likin­nen und Katho­liken kaum eine Rolle. Doch dieser Tage ist das anders: Der Tod von Papst Franziskus bewegt die Men­schen auch in der Schweiz. Am Dien­stagabend, 29. April 2025, kamen Hun­derte in die Bern­er Dreifaltigkeit­skirche, um dem Papst zu gedenken.

Ein­ge­laden zum Gedenkgottes­di­enst hat­te die Schweiz­er Bischof­skon­ferenz (SBK) gemein­sam mit dem apos­tolis­chen Nun­tius für die Schweiz und Liecht­en­stein, Mar­tin Krebs. Gekom­men waren Gläu­bige aus Bern, aus den Mis­sio­nen, Seel­sor­gende als Vertreter:innen ihrer Gemein­den sowie Repräsen­tan­ten ver­schieden­er katholis­ch­er Laienor­gan­i­sa­tio­nen – etwa die Rit­ter vom Heili­gen Grab.

Übertragung der Messe in sozialen Medien

Auch das Prä­sid­i­um der Römisch-Katholis­chen Zen­tralkon­ferenz (RKZ), rang­ho­he Vertreter:innen ver­schieden­er kirch­lich­er Gremien, Mit­glieder des diplo­ma­tis­chen Corps sowie Bun­deskan­zler Vik­tor Rossi waren anwe­send. Wer nicht per­sön­lich nach Bern kom­men kon­nte, hat­te den­noch die Möglichkeit, der Andacht beizu­wohnen: Das Bern­er «pfar­rblatt» streamte live auf Insta­gram, das Katholis­che Medien­zen­trum übertrug via YouTube. Es wehte mehr als nur ein Hauch von Poli­tik an diesem Abend durch die Bernische Basi­li­ka Minor.

Nuntius Martin Krebs führte durch die Andacht

Durch die Andacht führte Erzbischof Krebs. Er erin­nerte an den Papst und die grosse weltweite Sym­pa­thie, die dieser genossen habe – was sich nicht zulet­zt in den zahlre­ichen berühren­den Nachrufen zeige, die nach dem Hin­schei­den des Pap­stes erschienen seien. Das Engage­ment des Pap­stes für Arme, Migranten, den Frieden und den Schutz der Umwelt habe viele Men­schen bewegt und sie dazu ermutigt, eigene Beiträge zu diesen wichti­gen The­men zu leis­ten.

In sein­er Predigt ging Charles Morerod, Präsi­dent der SBK, auf drei zen­trale Säulen im Denken des ver­stor­be­nen Pap­stes ein: Erstens die Bedeu­tung der Freude, die das Chris­ten­tum ver­bre­it­en solle – eine Idee, die Papst Franziskus in seinem ersten Apos­tolis­chen Schreiben «Evan­gelii Gaudi­um» (2013) ins Zen­trum stellte.

Men­schen und Syn­odal­ität

«Wir müssen Freude anbi­eten, statt Moralvorstel­lun­gen aufzuzwin­gen», erin­nerte Morerod. Ein­binden und Willkom­men­heis­sen – statt eine ver­meintliche Rein­heit bewahren zu wollen. Franziskus habe die Kirche daran erin­nert, Men­schen mit Namen und nicht mit Adjek­tiv­en zu begeg­nen. Man solle nicht fra­gen, was jemand sei – «katholisch, nicht-katholisch, ver­heiratet, geschieden, queer oder straight» –, son­dern wer: Welch­es Leben führt dieser Men­sch, was braucht er?

Zweit­ens hob Morerod die Bedeu­tung der Enzyk­li­ka «Lauda­to si’» (2015) her­vor – die erste päp­stliche Schrift, die den Schutz und die Bewahrung der Umwelt in den Mit­telpunkt stellte. Drit­tens erin­nerte er an den von Franziskus angestosse­nen weltweit­en syn­odalen Prozess, mit dem der Papst eine lange kirch­liche Tra­di­tion wieder­belebt habe. Schon Katha­ri­na von Siena habe den dama­li­gen Papst, der in Avi­gnon resi­dierte, dazu aufge­fordert, nach Rom zurück­zukehren – und der Papst habe auf sie gehört. «Das war schon Syn­odal­ität», meinte Morerod mit einem Augen­zwinkern.

Während in kaum ein­er Predigt oder in Nachrufen der ver­gan­genen Tage die Enzyk­liken des Pap­stes, sein Ein­satz für Rand­ständi­ge und sein Ver­ständ­nis ein­er offe­nen Kirche fehlten, fand der syn­odale Prozess ver­gle­ich­sweise wenig Beach­tung – obwohl Papst Franziskus immer wieder betont hat­te, wie wichtig dieser Teil seines Erbes für ihn sei. Noch in den let­zten Wochen seines Lebens berief er eine Kirchen­ver­samm­lung für das Jahr 2028 ein, die über den Fortschritt des syn­odalen Prozess­es aus den Ort­skirchen bericht­en soll.

Es liegt in der Natur ein­er Messe, zu der die Bischof­skon­ferenz ein­lädt und die vom apos­tolis­chen Nun­tius prä­si­diert wird, dass der syn­odale Geist nicht im Vorder­grund ste­ht. Umso bemerkenswert­er, dass ihn der Präsi­dent der SBK expliz­it betonte. Eben­falls wün­schenswert wäre, dass Gläu­bige sich in ein Kon­dolenzbuch ein­tra­gen kön­nten. Bish­er scheint die Nun­tiatur nur Mit­gliedern des diplo­ma­tis­chen Corps Zugang zu gewähren, wie aus einem Tweet der nor­wegis­chen Botschaf­terin ersichtlich ist. Die Anfrage des «pfar­rblatt», ob der Zugang auch all­ge­mein geöffnet werde, blieb bis­lang unbeant­wortet.

Dieser Artikel erschien zuerst auf www.pfarrblattbern.ch

Annalena Müller
mehr zum Autor
nach
soben