Schwulenverband reicht Strafanzeige gegen Vitus Huonder ein
Der Schwulenverband «Pink Cross» reicht am Montag, 10. August, Strafanzeige gegen den Churer Bischof Vitus Huonder ein. Dies teilt die Organisation auf ihrer Homepage mit. Die Anzeige sei eine Reaktion auf die homophoben Aussagen des Bischofs, die öffentlich zu Verbrechen aufforderten. Unterstützt wird die Anklage auch von der Lesbenorganisation Schweiz. Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und das Bistum Chur nehmen derzeit nicht Stellung zur Anzeige, wie sie gegenüber kath.ch mitteilten.Es sei nicht hinnehmbar, dass Vitus Huonder zwei Bibelstellen aus dem Alten Testament zitiere zur Legitimation von Aufrufen zu Hass und Verbrechen, «bar jeder Exegese und jeglichen Zusammenhangs mit der Lehre Christi», so die Mitteilung weiter. Laut der «Sonntagszeitung» (9. August 2015) sieht sieht Strafgesetz-Artikel 259 bei einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren vor.
Aufforderung zum Handeln
Der Churer Bischof habe seine Rede an einem öffentlichen Kongress gehalten, mit der Publikation von Video und Wortlaut der Rede auf der Homepage des Bistums Chur hätten seine Aussagen eine grosse Öffentlichkeit erreicht. Zudem habe der Bischof die Textstellen nicht nur einfach zitiert, «sondern einleitend deren Authentizität und Wahrheit bestätigt und vor und unmittelbar nach dem Zitieren mehrmals ein entsprechendes Handeln propagiert». Mit Formulierungen wie «mehr Kenntnis brauchen wir nicht, um (…) den damit verbundenen Auftrag zu erkennen» habe der Bischof wiederholt klargemacht, «dass sich das Handeln der Gläubigen danach richten müsse.» «Derartige Aufforderungen sind geeignet, die Stimmungen und Triebe der Massen dahin gehend zu beeinflussen, dass es zu gewalttätigen Übergriffen auf Homosexuelle kommt», heisst es weiter. Dieser Verantwortung müsste sich der Bischof als Kirchenoberhaupt bewusst sein.
Entschuldigung inakzeptabel
Die im Nachhinein publizierte Entschuldigung von Bischof Huonder akzeptiert der Verband nicht, «weil er es eben gerade unterlässt, die von ihm als authentisch und demnach wahr bezeichneten Bibelstellen zu hinterfragen.» Pink Cross hält ausdrücklich fest, dass sich die Strafanzeige ausschliesslich «direkt gegen den Bischof von Chur» richte. Die Orgnisation ist sich bewusst, dass nicht alle Kirchen homophob seien, «und die meisten Kirchenvertreter und –mitglieder schon gar nicht.»
Thema an Versammlung der Bischofskonferenz
Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) wird sich an ihrer nächten Versammlung (31. August 2015 bis 2. September 2015) «über die Angelegenheit austauschen», wie deren Sprecher Walter Müller gegenüber kath.ch bestätigte. Die SBK habe etwa zwei Dutzend Rückmeldungen auf die Äusserungen von Vitus Huonder erhalten. «Die allermeisten äussern sich negativ. Sie bilden indes nur die Spitze des Eisbergs, denn viele wenden sich direkt an ihren Diözesanbischof oder äussern sich anderswo öffentlich und halböffentlich», so Müller weiter. Er hält es auch für möglich, dass sich bis zur Versammlung weitere Bischöfe individuell öffentlich äussern, wie dies Markus Büchel in seiner Funktion als Diözesanbischof von St. Gallen bereits getan hat. Zur Strafanzeige nehme die SBK derzeit nicht Stellung.
Chur nimmt Anzeige zur Kenntnis
Das Bistum Chur hatte bereits am Samstag, 8. August, angekündigt, dass es kommende Woche nochmals zum Vortrag von Vitus Huonder Stellung nehmen werde, «um auf die inzwischen geäusserten wesentlichen Kritikpunkte genauer einzugehen.» Dies gelte «nach wie vor und ganz unabhängig von der Klageandrohung von Pink Cross, die wir zur Kenntnis nehmen», schriebt Bistumssprecher Giuseppe Gracia in einem Mail an die Medien vom 9. August 2015. Bischof Vitus Huonder hatte am Freitag, 31. Juli, an einem Kongress in Fulda (D) einen Vortrag über Ehe, Sexualität und Familie gehalten. Dabei zitierte Huonder Bibelstellen aus dem Buch «Levitikus». Darin wird Paaren gleichen Geschlechts, die Sex miteinander haben, die Todestrafe angedroht. Dies löste einen medialen Wirbel aus, woraufhin Bischof Huonder sein Bedauern über das Missverständnis ausdrückte: «So war es nicht gemeint.» Er habe in dem Vortrag mehrere «unbequeme Passagen» aus dem Alten Testament zitiert, die generell die Ehe, Sexualität und die Familie beträfen. In keiner Weise habe er mit dem Vortrag homosexuelle Menschen herabsetzen wollen. (sys)