Frauenkirchenstreik: Nun mit finanziellem Druck

Frauenkirchenstreik: Nun mit finanziellem Druck

  • Der Frauenkirchen­streik vom 14.–16. Juni war aus Sicht der Organ­isatoren ein voller Erfolg. Bere­its wer­den Optio­nen für eine Fort­set­zung disku­tiert. Hor­i­zonte hat sich umge­hört.
  • Vroni Peter­hans vom Schweiz­erischen Katholis­chen Frauen­bund SKF will zusam­men mit den Lan­deskirchen Druck machen. Bei der Römisch-Katholis­chen Lan­deskirche Aar­gau reagiert man auf diese Idee zurück­hal­tend.
 Allein in Aarau waren am 14. Juni über 3’500 Frauen auf der Strasse. Das ist ein Erfolg, oder nicht? Susanne Andrea Birke: Abso­lut. Ich habe mich immer gefragt, ob es nach 1991 nochmals möglich sein wird, so viele Frauen zu mobil­isieren. Aber das hat tat­säch­lich geklappt. Und dass wir Katho­likin­nen da so mit­ten­drin waren und Akzente set­zen kon­nten, das hat mich schon bewegt. Vroni Peter­hans: Das stimmt. Ich durfte ja eine Rede hal­ten. Und unsere Forderun­gen unter cem Mot­to «Gleichberechtigung.Punkt.Amen!», die ja nicht alle betrafen, wur­den gle­ich­wohl von allen sol­i­darisch mit­ge­tra­gen.Wenn Sie mit damals ver­gle­ichen: Worin unter­schei­det sich 2019 von 1991 Susanne Andrea Birke: Ich habe das Gefühl, dass wir heute schon an einem ganz anderen Punkt ste­hen als damals. Ger­ade die Geschlechter­frage wird heute ganz anders the­ma­tisiert, das wird heute viel bre­it­er gedacht. Oder auch, dass Migran­tinnen sich und ihre Anliegen ein­brin­gen kön­nen.Und jet­zt? Ist erst ein­mal ein Marschhalt angezeigt? Vroni Peter­hans: Nein, wir müssen dran­bleiben und weit­er­ma­chen — das sind wir unser­er Basis schuldig. Ins­beson­dere wenn ich daran denke, was da in den Kirchge­mein­den alles gegan­gen ist. Susanne Andrea Birke: Genau, da gab es teils einen ganz span­nen­den Aus­tausch im Rah­men von Brunch-Ver­anstal­tun­gen. Vroni Peter­hans: Wir kön­nen ja auch nicht ein­fach die Frauen aufrufen, mitzu­machen. und dann nicht weit­er­ma­chen.Und wie geht es jet­zt weit­er? Susanne Andrea Birke: Ich finde es auf jeden Fall wichtig, dran zu bleiben. Bei uns in der Fach­stelle haben wir beschlossen, dass wir die Andacht­en «Draussen vor der Kirchen­tür» weit­er­führen möcht­en. Ein­mal im Monat – und zwar wan­dernd. Wir starten am 22. Juli in Rhe­in­felden. Das Aar­gauer Streikkomi­tee wird dann am 14. August weit­er­pla­nen. Vroni Peter­hans: Was sich­er eine Schiene ist, die wir noch zu wenig ver­fol­gt haben, ist die Zusam­me­nar­beit mit den Lan­deskirchen. Um gemein­sam zu schauen, was auf finanzieller Ebene möglich ist.Das heisst, um finanziell Druck auf die Klerikalkirche aufzubauen? Vroni Peter­hans: Ja, genau. Darüber hin­aus wer­den wir vom Prä­sid­i­um der Bischof­skon­ferenz SBK zu einem Gespräch emp­fan­gen. Ger­ade für das Bis­tum Basel sehen wir grosse Chan­cen. Da wollen wir sich­er die Idee eines Ver­such­slabors voranzutreiben, wie es uns von Bischof­ssprech­er Han­srue­di Huber in Aus­sicht gestellt wurde.Das hiesse, dass im Bis­tum Basel Frauen zu Diakonin­nen gewei­ht wür­den? Vroni Peter­hans: Oder in neue Ämter, damit Seel­sorge vor Ort kün­ftig noch stat­tfind­en kann. Denn die alten Struk­turen entsprechen nicht mehr der heuti­gen Zeit.  Wir haben in den Kirchge­mein­den fähige, charis­ma­tis­che Frauen und Män­ner, die sich nicht im gewün­scht­en Masse ein­brin­gen kön­nen, weil sie die restrik­tiv­en Vorschriften der katholis­chen Kirche nicht erfüllen. Dabei wären diese Frauen den Men­schen im Ort näher als ein Priester, der aus Indi­en oder Afri­ka kommt.Und wenn die Kirche stur bleibt? Vroni Peter­hans: Bis anhin gilt für uns immer noch die Devise «Auftreten statt Aus­treten». Aber es ist für viele von uns natür­lich schon eine Option, eine eigene katholis­che Gemein­schaft zu bilden, in der Frauen ihren angemesse­nen Platz haben.Was ist mit Kon­tak­ten zu Bewe­gun­gen in anderen deutschsprachi­gen Län­dern? Vroni Peter­hans: Wir wer­den mit allen schweiz­erischen und europäis­chen Aktio­nen, beispiel­sweise Maria 2.0, zusam­men­sitzen und dann schauen, wie wir Kräfte bün­deln kön­nen. Susanne Andrea Birke: Im Aar­gauer Man­i­fest haben wir gle­ich­berechtigte Repräsen­ta­tion und Teil­habe auf allen Ebnen der Kirchen gefordert. Darauf müssen wir hinar­beit­en und gle­ichzeit­ig gilt es, die Feu­dal­struk­tur der römisch-katholis­chen Kirche zu über­winden – auch wenn nicht damit zu rech­nen ist, dass sich das in abse­hbar­er Zukun­ft erre­ichen lässt. Zu resig­nieren ist für mich keine Option.
Andreas C. Müller
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