Wo Kinder sind, ist Gott schon da

Wo Kinder sind, ist Gott schon da

Nicht sel­ten herrscht Rat­losigkeit, wenn Glaubens­fra­gen am jun­gen Fam­i­li­en­tisch zur Sprache kom­men. «Mir genügt der Wald- und Wiesen­gott, ich muss nicht in die Kirche», find­et der Vater. Die Mut­ter hinge­gen möchte das Kind taufen lassen, um es vom Segen eines grösseren Ganzen getra­gen zu wis­sen. Und das sind erst die ersten Beteiligten.Dann sind da die Grossel­tern, die den Nach­wuchs eben­falls betreuen und mit religiösen Rit­ualen ver­traut machen wollen. Zur Entspan­nung der Lage rat­en Fre­unde schliesslich, das Kind später sel­ber entschei­den zu lassen. «Dadurch wird dem Kind der Glaube voren­thal­ten. Denn ein Kind kann sich nicht für etwas entschei­den, das es nicht ken­nt», sagt Car­o­line Küng-Schweiz­er. Sie ist vier­fache Mut­ter, Reli­gion­späd­a­gogin RPI und leit­et zusam­men mit ihrem Mann Christoph die Frick­taler Pfar­rei Wit­tnau. Unver­ständlich sind solche Entschei­de für die 48-Jährige trotz­dem nicht. «Es gibt so viele Vorurteile zu dem, was Kirche ist. Das Neg­a­tive hat nach wie vor Nahrung.» Die göt­tliche Sch­necke Für Car­o­line Küng ist das Religiöse Nahrung fürs Leben. «Ich gehe es nicht einen Tag lang inhalieren und lasse es danach bei­seite», beschreibt sie ihre Ein­stel­lung. So durch­wob sie mit ihrem Mann in der religiösen Erziehung der eige­nen Kinder den All­t­ag mit Rit­ualen; mit einem Lied vor dem Essen, einem Zeichen vor dem Schlafenge­hen oder beim Staunen über eine prächtige Blume und die schöne Sch­necke am Wegrand. «Trotz­dem gin­gen auch unsere Kinder ab einem bes­timmten Alter nicht mehr in die Kirche», erzählt Car­o­line Küng, erfährt aber heute wieder deren gesunde Offen­heit in Bezug aufs Religiöse.Der Selb­sttest Wie Car­o­line Küng wuchs auch Jut­ta Bossard in ein­er Fam­i­lie auf, wo haupt­säch­lich die Mut­ter die Beziehung zum Religiösen lebte, der Vater das Geschehen «kri­tisch im pos­i­tiv­en Sinn» mitver­fol­gte. Mit­tler­weile ist die 58-Jährige seit 25 Jahren reformierte Kat­e­chetin, zudem bei der Reformierten Lan­deskirche Aar­gau zuständig für die Pro­jek­t­stelle Päd­a­gogisch Han­deln (PH)1 und Kinder in der Kirche (KiK). Sel­ber Mut­ter von zwei Töchtern, erlebte sie als Gross­mut­ter das religiöse Erziehen nochmals von ein­er neuen Seite. «Meine Enkel waren getauft, irgend­wann wäre der Reli­gion­sun­ter­richt gefol­gt. Aber was lag dazwis­chen?», fragte sie sich damals und besuchte eine Feier für Kleinkinder – «ein gelun­gener Selb­sttest mit meinem Enkel» – wie sie sich lachend erin­nert. In der Folge besuchte sie entsprechende Weit­er­bil­dun­gen, gestal­tet seit 16 Jahren Kleinkinder-Gottes­di­en­ste und erfährt, wie dur­chaus empfänglich selb­st kirchen­ferne Eltern für das Religiöse sind.Das gemein­same Wag­nis Damit das Religiöse nicht nur in schw­eren Zeit­en, son­dern ganz selb­stver­ständlich Beach­tung erfährt, geben Car­o­line Küng wie Jut­ta Bossard den Eltern jew­eils eine Han­dre­ichung mit: Ein Lied­blatt zum Beispiel, damit auch Zuhause sin­gend gebetet wer­den kann. Oder ein Spruch, mit dem Eltern ihr Kind seg­nen kön­nen. «Kinder in den Tag schick­en mit einem Segen bedeutet echte Zuwen­dung und Ver­trauen», betont Car­o­line Küng. «Das ist etwas für mich wie für dich. Eine Kraft, aus der wir gemein­sam schöpfen.» Die bei­den Fach­frauen ver­ste­hen aber auch, wenn Eltern Berührungsäng­ste mit dem Religiösen haben; sich genieren, weil sie etwas falsch machen kön­nten. «Als Eltern darf ich meinen Kindern sagen, dass ich nicht alles weiss. Selb­st der Glaube weiss nicht auf alles eine Antwort», ermutigt Jut­ta Bossard. «Die Sehn­sucht nach dem Göt­tlichen ist grundgelegt in uns allen. Das Kind ist für Eltern eine Chance, sich wieder auf den Glaubensweg zu machen», run­det Car­o­line Küng ab und legt passend dazu ein Buch von Albert Biesinger auf den Tisch, in dessen Vor­wort ste­ht: «Wo Kinder sind, ist Gott schon da.»Car­men Frei 
Redaktion Lichtblick
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