Willkommen zur langen Nacht der Kirchen!

Willkommen zur langen Nacht der Kirchen!

  • Mor­gen Fre­itag, 25. Mai 2018, find­et im Aar­gau zum zweit­en Mal die «lange Nacht der Kirchen» statt.
  • Das Pro­gramm begin­nt um 18.10 Uhr mit dem Läuten der Glock­en aller teil­nehmenden Kirchen in den Kan­to­nen Aar­gau, Nid­walden, Bern, Jura und Solothurn.
  • 80 römisch-katholis­che, reformierte und christkatholis­che Kirchen aus dem Aar­gau sind dabei, es find­en kan­ton­sweit 333 kosten­lose Anlässe in und um die Kirchen statt.
  • Treten Sie ein! Das Pro­gramm find­en Sie auf www.langenachtderkirchen.ch
 Die lange Nacht der Kirchen begin­nt mit einem Gänse­haut­mo­ment. Zum Auf­takt dieser beson­deren Nacht läuten gle­ichzeit­ig die Kirchen­glock­en aller teil­nehmenden Kirchen im Aar­gau sowie in den Kan­to­nen Nid­walden, Bern, Jura und Solothurn. Er bekomme Hüh­n­er­haut, wenn er daran denke, sagte Kirchen­rat­spräsi­dent Luc Hum­bel let­zte Woche gegenüber der Aar­gauer Zeitung. Die lange Nacht der Kirchen feiern die Aar­gauer Katho­liken gemein­sam mit der reformierten und der christkatholis­chen Kirche im Aar­gau. In der gle­ichen Nacht bege­hen Kirchge­mein­den in Öster­re­ich, im Südtirol, der Tschechis­chen Repub­lik, in Ungarn, Est­land und in Teilen der Slowakei die lange Nacht der Kirchen.

Cocktails, Fussball, Taizégebet

Nach dem Glock­en­geläut startet in über 80 Kirchen im Kan­ton ein attrak­tives und vielfältiges Pro­gramm, das von den Kirchge­mein­den und Pfar­reien speziell für diesen Abend zusam­mengestellt wurde. Mehr als 333 Pro­gramm­punk­te find­en in reformierten und katholis­chen Aar­gauer Kirchen bis Mit­ter­nacht statt – kosten­los für die Besucherin­nen und Besuch­er. Orgelmärchen, Taizége­bete, Lesun­gen, Vorträge, Med­i­ta­tion und Filmvor­führun­gen gehören genau­so dazu wie kuli­nar­ische und sportliche Höhep­unk­te. Die katholis­che Kirche in Zufikon ver­wan­delt sich für einen Abend in eine Crêperie, in der reformierten Kirche in Würen­los gibt es alko­hol­freie Cock­tails und St. Anton Wet­tin­gen organ­isiert ein Fuss­ball­turnier auf der Wiese gegenüber der Kirche. Es gibt Konz­erte in diversen Stil­rich­tun­gen wie Blues in der reformierten Kirche Baden, ein mys­tis­ches Nachtkonz­ert «Keep the fire burn­ing!» in Jonen, Alphorn­choräle in der Sulpergkapelle Wet­tin­gen oder Linard Bardill für Fam­i­lien in Rhe­in­felden. Am Startevent vor der reformierten Stadtkirche Aarau kom­men die bei­den Kirchen­rats-präsi­den­ten Luc Hum­bel und Christoph Weber-Berg zu Wort, Bal­lone steigen in die Luft, und mit dem Pan­tomime-Kün­stler Car­los Mar­tinez wird die zweite «Lange Nacht der Kirchen» im Aar­gau eröffnet.

Vision: vom Aargau in die ganze Deutschschweiz

Die erste Durch­führung der lan­gen Nacht der Kirchen im Aar­gau fand am 17. Sep­tem­ber 2016 statt. Damals besucht­en etwa 8000 Leute die ver­schiede­nen Anlässe. Für die zweite Auflage schafften es die Ini­tianten der römisch-katholis­chen und der reformierten Kirche im Aar­gau, weit­ere Kan­tone zum Mit­machen zu bewe­gen. Mit der Teil­nahme von Nid­walden, Bern, Jura und Solothurn sind die Aar­gauer Lan­deskirchen ihrer Vision, alle Deutschschweiz­er Kan­tone an Bord zu holen, ein Stück näher gekom­men. Die Besucherin­nen und Besuch­er kön­nen sich ihr Pro­gramm auf der Web­site www.langenachtderkirchen.ch zusam­men­stellen.

«Sie sind willkommen!»

Diese spezielle Nacht ist ein Ange­bot für alle Inter­essierten, ob gläu­big oder kirchen­fern, ob ver­wurzelt oder suchend, ein­heimisch oder fremd. Men­schen sind ein­ge­laden, Gott nahe zu sein, in der Stille oder in der freudi­gen Feier, alleine oder zusam­men mit anderen. Luc Hum­bel schreibt in seinem Gruss­wort: «Die lange Nacht der Kirchen ist für alle da. […] Wir wollen die Türen allen offen hal­ten. Sie sind willkom­men! Treten Sie ein, lassen Sie sich berühren und kom­men Sie mit uns ins Gespräch.»

Darf Kirche «Spass» machen?

«Wenn es dunkel wird, bieten Kirchen Spass­fak­tor» titelte Hor­i­zonte vor zwei Wochen in der Print-Vorschau auf die lange Nacht der Kirchen. Der «Spass­fak­tor» in der Über­schrift regte zum Disku­tieren an, wie viel «Spass» denn sein darf oder eben muss, um Men­schen in die Kirchen zu lock­en. Clau­dia Rüegseg­ger arbeit­et auf der Fach­stelle Kat­e­ch­ese-Medi­en und ist Mit­glied in der Begleitkom­mis­sion der Hor­i­zonte-Redak­tion. Im Herb­st 2016, als die lange Nacht der Kirchen im Aar­gau zum ersten Mal ver­anstal­tet wurde, war ihre Heimatp­far­rei eben­falls dabei. Clau­dia Rüegseg­ger erin­nert sich, dass die Vor­bere­itung und Durch­führung die Ehre­namtlichen enorm gefordert hat. Deshalb ist ihr wichtig, Aufwand und Ertrag von solchen Grossan­lässen ehrlich gegeneinan­der abzuwä­gen. «Welche Wirkung hat das, was wir an der lan­gen Nacht der Kirchen ange­boten haben, auf Dauer?» müsse sich eine Kirchge­meinde ganz ehrlich fra­gen. Einen «Hype» alle zwei Jahre, der die Ver­anstal­ter erschöpft zurück­lässt und bei den Teil­nehmern rasch ver­hallt, finde sie nicht sin­nvoll, erk­lärt sie. «Die Kirche muss nicht in erster Lin­ie Spass, son­dern Qual­ität bieten, die Leute in ihrem alltäglichen Leben anspricht.»

So entsteht Gemeinschaft

Der Aufwand lohnt sich für Esther Kuster, Kom­mu­nika­tionsver­ant­wortliche bei der Römisch-katholis­chen Kirche im Aar­gau. Zusam­men mit Bar­bara Lau­rent von der Reformierten Lan­deskirche Aar­gau trägt sie die Pro­jek­tleitung. Der Umstand, dass so viele Pfar­reien nach 2016 sich wieder zu ein­er Teil­nahme entschlossen hät­ten, zeige dass der Anlass gut ankam. Die Rück­mel­dun­gen aus den Pfar­reien seien über­wiegend pos­i­tiv aus­ge­fall­en. Beson­ders her­vorge­hoben wur­den die vie­len Besuch­er und der Umstand, dass der Kirchen­raum für ein­mal ganz frei genutzt wer­den kon­nte. Die Anlässe in der Kirche sollen Freude machen und Men­schen neu mit der Kirche verbinden, find­et Esther Kuster, denn das Entschei­dende sei, dass die Leute durch die Ver­anstal­tun­gen mit der Kirche in Berührung kämen, auf andere Men­schen tre­f­fen und so Gemein­schaft entste­he. «Vielle­icht schaut jemand im Anschluss an diese Nacht, was die Kirche son­st noch für ein Ange­bot hat.» Die vie­len Kirchenge­bäude böten riesiges Poten­zial, betont Esther Kuster und for­muliert bild­haft: «Welche Fir­ma hat denn schon so viele Fil­ialen? Wir haben offen und bieten ein kosten­los­es Pro­gramm mit Tief­gang. Das ist ein Geschenk!»

Jedes Jahr wäre zu viel

Die von Clau­dia Rüegseg­ger ange­sproch­ene Frage nach den Ressourcen weist Esther Kuster nicht von der Hand. Die Auswer­tung Ende 2016 ergab näm­lich, dass eine jährliche Durch­führung den meis­ten Pfar­reien zu viel Arbeit wäre. Deshalb habe man beschlossen, die näch­ste Durch­führung aufs Jahr 2018 zu leg­en. Und weil der Herb­st­ter­min vor dem Bet­tag von vie­len Pfar­reien als nicht opti­mal beze­ich­net wurde – und auch, weil die lange Nacht der Kirchen in weit­eren europäis­chen Län­dern auf den 25. Mai 2018 fest­gelegt war – resul­tierte daraus der aktuelle Ter­min. «Der Entscheid für die Durch­führung alle zwei Jahre war ein Ressourcen-Entscheid», räumt Esther Kuster ein. Haupt- und ehre­namtliche Organ­isatoren investieren viele Arbeitsstun­den, die Kirchge­mein­den tra­gen die Kosten ihrer Anlässe sel­ber. Die Lan­deskirchen als Organ­isatoren sind sich dessen bewusst und schätzen das Engage­ment der Pfar­reien und Kirchge­mein­den.

Zusammenarbeit im Dorf

Die Kom­mu­nika­tions­frau macht darauf aufmerk­sam, dass es auch Möglichkeit­en gibt mit anderen Betrieben aus dem Dorf zusam­men zu span­nen und sich so zu ergänzen oder zu ent­las­ten. Aus dem Kan­ton Nid­walden weiss sie von Pfar­reien, die den Apéro nicht sel­ber organ­isieren, son­dern das Restau­rant vis-à-vis der Kirche anfra­gen. «So haben auch andere Betriebe im Dorf etwas von der lan­gen Nacht der Kirchen.» Was solche Zusam­me­nar­beit ange­he, weise die Ver­anstal­tung auch für die kom­menden Jahre Entwick­lungspoten­zial auf.

Lehren ziehen fürs Alltagsgeschäft

Auch für Clau­dia Rüegseg­ger ist die sin­nvolle Weit­er­en­twick­lung ein­er solchen Ver­anstal­tung wie der lan­gen Nacht der Kirchen ein Anliegen. «Wenn eine Ver­anstal­tung voll ‚ein­schlägt’, sollte uns das zum Nach­denken brin­gen, was wir davon für unser ‚All­t­ags­geschäft’ ler­nen kön­nen.» 
Marie-Christine Andres Schürch
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