Wie sieht Ihr Leben aus, in dem Sie nichts bereuen?

Wie sieht Ihr Leben aus, in dem Sie nichts bereuen?

Matthäus 1,18–23Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mut­ter, war mit Josef ver­lobt; noch bevor sie zusam­mengekom­men waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heili­gen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht blossstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu tren­nen. Während er noch darüber nach­dachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Her­rn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heili­gen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sün­den erlösen.Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Siehe: Die Jungfrau wird emp­fan­gen und einen Sohn gebären und sie wer­den ihm den Namen Immanuel geben, das heisst über­set­zt: Gott mit uns.Ein­heit­süber­set­zung 2016 

Wie sieht Ihr Leben aus, in dem Sie nichts bereuen?

Kinder fra­gen immer wieder nach ihrer Herkun­ft und find­en es faszinierend, dass es eine Zeit vor ihnen gab. Sie wollen alles wis­sen von früher und wie das war, als sie noch nicht auf der Welt waren. Gle­ich ver­hält es sich mit ihrer Geburt. Immer wieder fra­gen sie danach, wie die Geburt war und was wir Eltern mit ihnen in den ersten Tagen und Monat­en erlebt haben. Ja, es gab eine Zeit, die vor uns war, und es wird eine Zeit nach uns geben, in der wir nicht mehr sein wer­den. Für Kinder fast unvorstell­bar.Diesen Som­mer las ich die Selb­st­bi­ografie von Irvin Yalom. Der amerikanis­che Arzt und Psy­chi­ater wird als Begrün­der der Exis­ten­ziellen Psy­chother­a­pie ange­se­hen. Er arbeit­ete viel mit Kreb­spa­tien­ten, die im Angesicht des Todes sagen, dass sie erst jet­zt so richtig zu leben ange­fan­gen hät­ten. Ein Patient von Yalom drückt es wie fol­gt aus: «Wie schade, dass ich bis jet­zt warten musste, erst jet­zt, da mein Kör­p­er von Krebs zer­fressen ist, lerne ich leben.» – «Diese For­mulierung blieb mir», schreibt Yalom, «für immer gegen­wär­tig und half mir, mein Konzept der Exis­ten­ziellen Ther­a­pie zu entwick­eln. Ich sagte mir oft: die Real­ität des Todes mag uns zer­stören, aber die Vorstel­lung vom Tod kann uns ret­ten. Es bringt die Erken­nt­nis auf den Punkt, dass wir nur eine Chance zu leben haben und deshalb in Fülle leben und am Ende möglichst wenig bedauern soll­ten.»In der Begeg­nung mit eini­gen alten Men­schen erfahre ich, dass sie tun und sagen, was sie tat­säch­lich wollen und denken. Sie sind ehrlich und authen­tisch. Es ist ihnen egal, was man über sie denkt, und sie wollen sich selb­st und anderen nichts vor­ma­chen. Als ich ein­mal eine ältere Dame darauf ansprach, sagte sie: «Das war nicht immer so! Aber ich habe ja nichts mehr zu fürcht­en!»Ist es die Furcht davor, was andere über uns denken, was der Vorge­set­zte von uns hält oder wie der Nach­bar reagiert, die uns davon abhält, unsere Tat­en und Gedanken zuzu­lassen, wie wir es für richtig hal­ten?Tod­kranke Patien­ten pflegte Yalom zu fra­gen: «Kön­nen Sie sich vorstellen, ein Leben zu leben, in dem Sie nichts bereuen? Wie sähe so ein Leben für die näch­sten ein oder zwei Monate aus?»Ich nehme das Fest «Mar­iä Geburt» zum Anlass, um über die Zeit vor mein­er Geburt und die Zeit nach meinem Tod nachzu­denken. Wie sieht mein Leben aus, in dem ich nichts bereue? Es geht mir weniger darum, nichts zu ver­passen und alle Möglichkeit­en auszuschöpfen, son­dern vielmehr darum, das zu leben, was ich wirk­lich will! Was ist mir wichtig? Das kann der Anfang sein, bewusster und authen­tis­ch­er zu leben!Math­ias Jäg­gi, The­ologe und Sozialar­beit­er, arbeit­et als Beruf­ss­chullehrer   
Redaktion Lichtblick
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