Wenn der Samichlaus kommt

Wenn der Samichlaus kommt

Matthäus 9,27–30Als Jesus weit­erg­ing, fol­gten ihm zwei Blinde und schrien: Hab Erbar­men mit uns, Sohn Davids! Nach­dem er ins Haus gegan­gen war, kamen die Blind­en zu ihm. Und Jesus sagte zu ihnen: Glaubt ihr, dass ich dies tun kann? Sie antworteten: Ja, Herr. Darauf berührte er ihre Augen und sagte: Wie ihr geglaubt habt, so soll euch geschehen. Da wur­den ihre Augen geöffnet.Ein­heit­süber­set­zung 2016 

Wenn der Samichlaus kommt

Ich erin­nere mich noch gut an die Zeit, als ich so sechs oder sieben Jahre alt war und wir Kinder jedes Mal im Dezem­ber auf den Samich­laus warteten. Wir tat­en dies naturgemäss in der kindlichen Aufre­gung und gin­gen immer wieder vors Haus, ob er denn schon da sei! Je später es wurde, desto aufgeregter waren wir.Bisweilen beschlich mich dann ein unheim­lich­es Gefühl, wenn er bei uns war. Dieser Mann wusste immer etwas über mich zu sagen und kan­nte mich offen­bar sehr gut. Was würde er in diesem Jahr vor meinen Eltern und Grossel­tern über mich erzählen? Hof­fentlich ging alles gut über die Bühne! Bei diesen Erin­nerun­gen frage ich mich, ob die Gestalt des Niko­laus nicht doch päd­a­gogisch «über­stra­paziert» wor­den ist. Jeden­falls haben wir bei unseren Kindern ver­sucht, eher das Pos­i­tive in den Vorder­grund zu rück­en, um bei dieser Gele­gen­heit auch ein paar «Verbesserungsvorschläge» anzubrin­gen.Über den his­torischen Niko­laus ist recht wenig Greif­bares in Erfahrung zu brin­gen. Umso mehr ranken sich Leg­en­den um seine Per­son. Der wahre Kern beste­ht ver­mut­lich darin, dass er sich aus Besitz­tum und Geld recht wenig machte. Jeden­falls set­zte er es stets recht gut für andere Men­schen ein. Das hat­te aber ver­mut­lich nichts damit zu tun, dass er ein Hip­pie gewe­sen wäre, der aus Protest bürg­er­lichen Wertvostel­lun­gen wie Besitz und Pres­tige eine Absage erteilen wollte. Nein, seine Hal­tung war seine glaub­würdi­ge und per­sön­liche Antwort auf die Nach­folge Christi. Konkret am Beispiel Jesu ori­en­tiert, heisst dies, die Bedürfnisse ander­er Men­schen sehen und ihnen helfend beis­te­hen. In den Leg­en­den hil­ft Niko­laus oft anonym oder unerkan­nt.Unweiger­lich muss ich daran denken, wie viele Men­schen mir und mein­er Fam­i­lie im Leben schon geholfen haben, manch­mal ganz offen, manch­mal aber auch unerkan­nt oder anonym im Hin­ter­grund: einen Tipp gegeben, eine Chance eröffnet, ein Prob­lem gelöst oder irgend­wo ein gutes Wort ein­gelegt. Hil­fe aber auch ganz konkret: Nach der Geburt unseres drit­ten Kindes, statt Babyk­lei­der zu schenken, von denen wir genug hat­ten, ein Mit­tagessen gekocht, bei einem kranken Kind im Haushalt einge­sprun­gen oder notfallmäs­sig auf die Kinder aufgepasst, nach­barschaftlich etwas aus­geliehen oder bei einem Prob­lem helfend unter­stützt. Umgekehrt hat­te auch ich die Gele­gen­heit, anderen Men­schen zur Seite zu ste­hen, sei es tatkräftig, mit einem guten Wort oder ein­fach nur durch Zuhören.Es gibt Stim­men, die behaupten, dass es heute sozial käl­ter wird, und die Men­schen einan­der weniger helfen. Ihnen möchte ich ent­ge­gen­hal­ten, dass es nicht durch­wegs so ist. Nutzen wir den Feiertag des heili­gen Niko­laus, um ein­mal darüber nachzu­denken, wer uns im Leben schon alles geholfen hat, oder wem wir eine Hil­fe sein kon­nten. Vielle­icht fällt uns da jemand ein, dem wir schon lange ein­mal Danke sagen woll­ten, oder jemand, der unsere Unter­stützung brauchen kann. Vielle­icht ist dies eine Ermu­ti­gung, entsch­ieden für andere Men­schen offen und hil­fs­bere­it zu sein und umgekehrt auch zu sehen, was andere für uns Gutes tun. Wom­öglich ist es gar eine per­sön­liche Antwort auf die Frage der Nach­folge.Math­ias Jäg­gi, The­ologe und Sozialar­beit­er, arbeit­et als Beruf­ss­chullehrer 
Redaktion Lichtblick
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