Bil­dung für jun­ge Men­schen – so wächst Hoffnung

Bil­dung für jun­ge Men­schen – so wächst Hoffnung

2 Timo­theus 1,14; 2,1–2Bewah­re das dir anver­trau­te kost­ba­re Gut durch die Kraft des Hei­li­gen Gei­stes, der in uns wohnt!Du also, mein Kind, sei stark in der Gna­de, die dir in Chri­stus Jesus geschenkt ist! Was du vor vie­len Zeu­gen von mir gehört hast,  das ver­traue zuver­läs­si­gen Men­schen an, die fähig sein wer­den, auch ande­re zu lehren!Ein­heits­über­set­zung 2016 

Bil­dung für jun­ge Men­schen – so wächst Hoffnung

Ein strah­len­der Sonn­tag, mei­ne erwach­se­nen Kin­der und ich fah­ren mit dem Zug in die Roman­die. Über­all weckt die Gegend Erin­ne­run­gen: Da waren wir schon mit dem Velo unter­wegs. Dort stie­gen wir in ein Schiff. In Neu­châ­tel war mein Sohn wäh­rend der Feri­en zu einem Fran­zö­sisch­kurs im Insti­tut La Salle. Er erzählt von einem net­ten Schul­bru­der. Und gibt mir neben­bei den Hin­weis: Der Name «Insti­tut La Salle» kommt vom Grün­der, Jean-Bap­ti­ste de La Salle. Ah, voi­là! Auf ein­mal kann ich einen gros­sen Hei­li­gen mit mei­ner Fami­li­en­ge­schich­te ver­bin­den.Jean-Bap­ti­ste de La Salle leb­te im Frank­reich des Son­nen­kö­nigs Lud­wigs XIV. In die­ser glanz­vol­len Epo­che sah er auch die Schat­ten­sei­ten und wuss­te sich vor allem der ärme­ren Volks­schicht ver­pflich­tet. Mit der Grün­dung von Berufs­schu­len für Leh­rer, Reform­schu­len für Straf­tä­ter, tech­ni­schen Schu­len und Sekun­dar­schu­len für moder­ne Spra­chen, Kunst und Natur­wis­sen­schaf­ten wur­de er zum Pio­nier des Volks­bil­dungs­we­sens. Sei­ne Arbeit im 17. Jahr­hun­dert in Reims ver­brei­te­te sich schnell in Frank­reich und nach sei­nem Tod auf der gan­zen Welt. Im Jahr 1900 wur­de Jean-Bap­ti­ste de La Salle hei­lig­ge­spro­chen. Er hat ande­re inspi­riert, wie man jun­ge Men­schen lehrt und betreut, wie man ihrem Ver­sa­gen und ihren Krank­hei­ten mit Mit­ge­fühl begeg­net, wie man sie bestä­tigt, stärkt und heilt. Zur­zeit gibt es La-Salle-Schu­len in 80 ver­schie­de­nen Län­dern auf der gan­zen Welt, wie die auf La Salle zurück­ge­hen­de Gemein­schaft der «Schul­brü­der» oder Brü­der der christ­li­chen Schu­len (FSC) auf ihrer Web­site www.lasalle.org doku­men­tiert.Welch ein Pro­gramm! Manch­mal sagt mir ein jun­ger Mann im Gefäng­nis, dass er nur eine ein­zi­ge Sei­te lesen mag, wäh­rend ein ande­rer unbe­dingt etwas ler­nen möch­te, damit die Zeit im Straf­voll­zug oder in der Aus­schaf­fungs­haft kei­ne ver­lo­re­ne Zeit sei. Dann den­ke ich mir, dass eine Situa­ti­on ohne Bil­dung nicht gut sein kann. Über das Ler­nen, inner­halb oder aus­ser­halb der Schu­len, bekommt man eine neue Per­spek­ti­ve im Leben.Aus Kriegs­ge­bie­ten und Flücht­lings­camps hören wir, wie schlimm es ist, wenn eine her­an­wach­sen­de Gene­ra­ti­on von Kin­dern und Jugend­li­chen nicht geschult und gebil­det wird. Auch die Aus­bil­dung für Mäd­chen und Frau­en ist in vie­len Län­dern die­ser Welt nicht selbst­ver­ständ­lich. Sie erfah­ren eine dop­pel­te Dis­kri­mi­nie­rung. Ja, wenn die Schul­brü­der des Hl. Jean-Bap­ti­ste de La Salle in 80 Län­dern der Welt jun­ge Men­schen leh­ren und ihnen christ­li­che Wer­te mit auf den Weg geben, ist das ein Hoff­nungs­zei­chen.Im Jahr 2010 hat auch der Flücht­lings­dienst der Jesui­ten ein neu­es Pro­jekt gestar­tet, eine Online-Uni­ver­si­tät der Flücht­lin­ge. Wenn man bedenkt, dass der Auf­ent­halt in einem Flücht­lings­camp 15 bis 20 Jah­re dau­ern kann, ist es gera­de­zu eine Not­wen­dig­keit, jun­gen Men­schen dort eine Per­spek­ti­ve zu ermög­li­chen. Ein Netz­werk ame­ri­ka­ni­scher Jesui­ten­uni­ver­si­tä­ten und der Flücht­lings­dienst arbei­ten zusam­men, um Flücht­lin­gen den Zugang zu Uni­ver­si­täts­bil­dung zu ver­schaf­fen. Über Inter­net und Online-Platt­for­men kom­men bei­de Grup­pen zusam­men. Die­se Stu­di­en­gän­ge gibt es in Flücht­lings­camps von Kenia, Mala­wi, Jor­da­ni­en, Afgha­ni­stan, Thai­land und Tschad.Pau­lus ermun­tert die Men­schen: Bewah­ren wir das «anver­trau­te kost­ba­re Gut durch die Kraft des Hei­li­gen Gei­stes, der in uns wohnt», und geben wir es wei­ter. Das macht Sinn. Wir selbst durf­ten, viel­leicht auch unter erschwer­ten Umstän­den, in den Genuss von Bil­dung kom­men. Bei uns spre­chen wir bereits davon, dass wir bis an das Lebens­en­de ler­nen dür­fen. Schön und stark, wenn wir auf irgend­ei­ne Wei­se für die jun­gen Men­schen da sind, auch für die­je­ni­gen, die hier wie dort in Armut und auf der Flucht sind. So wächst neue Hoff­nung.Anna-Marie Fürst, Theo­lo­gin, arbei­tet in der Gefäng­nis­seel­sor­ge und in der Seel­sor­ge für Men­schen mit Behin­de­rung in den Kan­to­nen Basel-Stadt und Zug. 
Redaktion Lichtblick
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