Träume von einer besseren Welt

Träume von einer besseren Welt

Matthäus 5,6–12Selig, die hungern und dürsten nach der ­Gerechtigkeit; denn sie wer­den gesät­tigt ­wer­den. Selig die Barmherzi­gen; denn sie wer­den Erbar­men find­en. Selig, die rein sind im Herzen; denn sie wer­den Gott schauen. ­Selig, die Frieden stiften; denn sie wer­den Kinder Gottes genan­nt wer­den. Selig, die ­ver­fol­gt wer­den um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Him­mel­re­ich. Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und ­ver­fol­gt und alles Böse über euch redet um meinetwillen. Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird gross sein im Him­mel. So wur­den näm­lich schon vor euch die Propheten ver­fol­gt.              Ein­heit­süber­set­zung 2016 

Träume von einer besseren Welt

Von ein­er besseren Welt träu­men. Von Gerechtigkeit und Frieden. Vom Ende aller Not, Krankheit und aller Fluchtur­sachen. Von San­ft­mütigkeit und Barmherzigkeit. Von ein­er Wende in der Kli­makrise. Von einem Ende aller Diskri­m­inierun­gen, sei es auf­grund der Herkun­ft, der sex­uellen Ori­en­tierung, der Reli­gion.Davon träu­men die Men­schen schon immer. Die Selig­preisun­gen fassen diese Träume in 2000 Jahre alte Worte. Selig sind … und sie ver­schweigen auch nicht, was denen geschehen kann, die ver­suchen, diese Träume umzuset­zen. Auch heute. Auch bei uns, jedoch ander­norts noch viel mehr.Men­schen, die solche Träume haben und ver­suchen, sie zu ver­wirk­lichen, stossen oft an Gren­zen, wer­den verunglimpft, ver­fol­gt, müssen ihren Traum manch­mal mit dem Leben bezahlen. Hier bei uns wird man vielle­icht «nur» in den dig­i­tal­en Medi­en beschimpft und als «Gut­men­sch» beze­ich­net, wenn man sich ein­set­zt für ein lebenswertes und würdi­ges Leben für alle in diesem Land.Ander­norts kann man schw­er bestraft wer­den, wenn man es wagt, die Ver­hält­nisse zu kri­tisieren – wie beispiel­sweise der saud­is­che Aktivist Raif Badawi, der zu zehn Jahren Haft und 1000 Peitschen­hieben verurteilt wurde, weil er Mus­lime, Chris­ten, Juden und Athe­is­ten als gle­ich­w­er­tig beze­ich­net hat.Auch Thomas Morus war ein­er­seits ein Träumer. Ein Utopist. Er ver­fasste die Schrift «Utopia» – «Nir­gend­wo». Und ent­warf darin eine Gegen­welt zu der Welt des 15./16. Jahrhun­derts – die aber eben­so wenig zu ver­wirk­lichen war wie die Selig­preisun­gen. Und auch nicht wirk­lich erstrebenswert. Zugle­ich kann man seinen Ein­satz gegen die Ref­or­ma­tion heute get­rost kri­tisch betra­cht­en; als «Vertei­di­ger des Glaubens» ver­fol­gte er unnachgiebig die Kri­tik­er der Kirche, auch wenn er manche Auswüchse in der Kirche eben­falls als reformbedürftig betra­chtete.Ander­er­seits war er mutig genug, sich Hein­rich VIII. ent­ge­gen­zuset­zen, der einen Weg ein­schlug, den er nicht mit­ge­hen kon­nte, und sich als König von Eng­land zum religiösen Ober­haupt der neuen Anglikanis­chen Kirche erk­lären liess. Für Thomas Morus war klar: Man muss Gott mehr gehorchen als den Men­schen (Apg 5,29). Und bezahlte seinen Gehor­sam gegen Gott, der zugle­ich Unge­hor­sam gegen den König war, mit seinem Leben.Seine let­zten Worte an das Volk lauteten: «Ich nehme euch zu Zeu­gen, dass ich im Glauben und für den Glauben der heili­gen katholis­chen Kirche und als treuer Diener des Königs, aber in erster Lin­ie als treuer Diener Gottes sterbe. Betet für den König, dass Gott ihn führe und erleuchte.»Thomas Morus hat­te Träume. Von ein­er anderen Welt, von ein­er Kirche, die er auch kri­tisch sah, die er aber nicht unab­hängig von Rom sehen wollte. Selig die Träu­menden, denn sie kön­nen den Anstoss für Verän­derung geben.Dorothee Beck­er, The­olo­gin und Seel­sorg­erin, Pfar­rei Heiliggeist 
Redaktion Lichtblick
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