Premiere für 41 Synodale im Aargauer Grossratssaal
- Für 41 der 141 Synodalen war am Donnerstagnachmittag Premiere an der Synode der römisch-katholischen Kirche im Saal des Grossen Rates in Aarau.
- Dort fand die konstituierende Synode für die Amtsperiode von 2023 bis 2026 statt.
- In einer Einführungsveranstaltung wurden die neuen Synodalen auf ihr Amt vorbereitet.
Nach der Begrüssung der designierten Synodenpräsidentin, Christa Koch-Häutle, zeigte die Generalsekretärin der Aargauer Landeskirche, Tatjana Disteli, den Synodalen auf, wie das duale System im Kanton Aargau gewachsen ist und wie das Verhältnis von Kirche und Staat am besten funktioniere – nämlich Hand in Hand.
Die Aufgaben der Synode
Die Synode wählt den Kirchenrat, die Geschäftsprüfungskommission und das Rekursgericht. Sie kann Änderungen im Organisationsstatut erwirken, die allerdings der Zustimmung des Grossen Rates bedürfen. Die Synode erlässt Reglemente zu Finanzen, Wahlen und Anstellungsbedingungen in den Kirchengemeinden und in der Landeskirche. Sie hat die Oberaufsicht über die Verwaltung der Landeskirche und der Kirchgemeinden. Sie beschliesst das Budget, die Jahresrechnung, Kredite und genehmigt den Jahresbericht. Schliesslich genehmigt die Synode auch Veränderungen im Bestand von Kirchgemeinden.
Aufgaben und Pflichten der Synodale
Christa Koch-Häutle erläuterte den Zuhörenden die Aufgaben der Synode und die Pflichten der Synodalen. Diese verpflichten sich für eine Amtszeit von vier Jahren, während dieser Zeit müssen sie an jeder Synode teilnehmen. Als Ausnahmen gelten lediglich Krankheit, Todesfall oder der Militärdienst.
Matthias Schüepp ist designierter Vizepräsident der Synode und seit 26 Jahren in der Synode dabei. Er erinnerte die Neugewählten daran, dass es in der Synode vordergründig zwar um Geschäfte und deren Finanzierung gehe. «Aber alle Geschäfte, die wir hier tätigen, haben Auswirkungen auf Menschen», sagte Matthias Schüepp. Er ermunterte seine neuen Kolleginnen und Kollegen, an den Diskussionen teilzunehmen und kritische Fragen zu stellen. Besonders empfahl er ihnen die Teilnahme an der sogenannten Nachsynode – dem geselligen Teil nach jeder Synode.
Informationen aus erster Hand
Martin von Arx ist einer der 41 Neuen. Der 58-Jährige arbeitet seit vergangenem August im Pastoralraum am Mutschellen als Seelsorger. Er ist verheiratet und hat zwei schulpflichtige Söhne. Der Religionspädagoge verantwortet dort die Katechese Bildung und Jugend. «Ich finde das Amt des Synodalen spannend und ein Riesenaufwand ist es auch nicht», sagt Martin von Arx. Bis jetzt habe es immer geheissen, die Synode habe beschlossen. Jetzt könne er sich einbringen mit seinen Erfahrungen aus seiner Arbeit als Religionspädagoge. Überrascht sei er gewesen, als er kürzlich verstanden habe, dass der Kirchenrat Einfluss auf die Fachstellen habe.
Maria Bühlmann-Della Vecchia arbeitet in der Staatskanzlei des Kantons Aargau im Generalsekretariat. In der Kirchgemeinde Lenzburg ist sie Vizepräsidentin und verantwortlich für das Ressort Personal. «Wenn in näherer Zukunft das Personalreglement der Landeskirche überarbeitet werden muss, kann ich meine Kompetenzen voll einbringen», sagt die neugewählte Synodale. Die 46-Jährige lebt in Staufen, ist verheiratet und hat zwei Söhne.
In der Synode hat die Kirchgemeinde Lenzburg, die gleichzeitig Pastoralraum Region Lenzburg ist, fünf Sitze. Bis anhin sei niemand aus der Kirchenpflege Mitglied der Synode gewesen. «Ab jetzt ist die Informationsübermittlung aus der Synode in die Kirchenpflege einfach», sagt Maria Bühlmann-Della Vecchia. Stolz weist sie darauf hin, dass die Region Lenzburg mit fünf Synodalen und der Kirchenrätin Anita Berger nun sehr gut vertreten sei.
Neue Präsidentin des Kirchenparlaments wird Christa Koch-Häutle aus Suhr
Nach der Einführungsveranstaltung wählten die Synodalen das Büro der Synode für die 31. Amtsperiode. Als neue Synodenpräsidentin wurde die bisherige Vizepräsidentin Christa Koch-Häutle aus Suhr gewählt. Matthias Schüepp aus Zufikon übernimmt neu das Amt des Vizepräsidenten. Der bisherige Synodenpräsident Andreas Gubler wurde neu als Stimmenzähler zusammen mit den drei bisherigen Bernadette Bernasconi, Daniel Holenstein und Thomas Busslinger gewählt. Bernadette Bernasconi aus Moosleerau wurde als Fondsfachrätin des Ökofonds wiedergewählt.
Dem Vertrauensverlust entgegenwirken
Bevor Kirchenratspräsident Luc Humbel die Glocke und damit die Leitung der Parlamentssitzung an die frisch gewählte Präsidentin Christa Koch-Häutle übergab, gab Tobias Fontein, Bistumsregionalverantwortlicher St. Urs, Einblicke in die Analyse des Bistums zur Zukunft der Kirche. Mit dem Vortrag «Unsere Kirche war und wird anders» wollte Tobias Fontein eine hoffnungsvolle Perspektive auf die Zukunft der Kirche werfen. Auf die Megatrends Individualisierung und Säkularisierung könne man keinen Einfluss nehmen. Aber dem grassierenden Vertrauensverlust in der Kirche könne jeder und jede entgegenwirken, sagte Tobias Fontein.
Zu wichtig sei der Auftrag der Kirche für eine gerechte und solidarische Welt, sagte der Bistumsregionalverantwortliche. Er dankte allen Synodalen, dass sie mit ihrer Arbeit die Kirche nicht aufgeben. Er selbst sehe die Kirche nicht untergehen, sondern einen Wandel ihrer Gestalt. Und darum sollten sich die Synodalen nicht als Konkursverwalterinnen und Konkursverwalter der Kirche sehen, sondern sich mit ihren kreativen Ideen einbringen.
Grusswort von Regierungsrat Alex Hürzeler
Regierungsrat Alex Hürzeler, der zusammen mit Kirchenratspräsident Luc Humbel erneut zum Diözesanabgeordneten gewählt wurde, richtete im Namen des Gesamtregierungsrats ein Grusswort an die Synode. Der Kultusminister, wie sich Alex Hürzeler bezeichnete, unterstrich die gute Zusammenarbeit von Kirche und Staat im Aargau und freute sich auf den gemeinsamen Auftritt als Gastkanton bei der diesjährigen Vereidigung der Schweizergardisten vom 6. Mai in Rom. Ebenso betonte Regierungsrat Alex Hürzeler die wichtige soziale und kulturelle Rolle der Römisch-Katholischen Kirche im Aargau.
Im Anschluss fanden die weiteren Wahlen von Kirchenrat, Geschäftsprüfungskommission und Rekursgericht für die vierjährige Amtsperiode statt. Die Gremien sind komplett, die Wahlresultate waren durchwegs ausgezeichnet. Der alte und neue Präsident des Kirchenrats heisst Luc Humbel, die GPK wird wiederum von Markus Ursprung präsidiert, das Rekursgericht von Martin Süess.
Projektierungskredit für den Ersatzneubau des Domherrenhauses in Solothurn
Das in die Jahre gekommene Domherrenhaus in Solothurn, welches zwischen der Kathedrale und dem Ordinariat des Bistums Basel liegt und vom residierenden Domherrn bewohnt wird, soll einem Ersatzneubau weichen. Im Rahmen eines Studienwettbewerbs erhielt das Architekturbüro «:mlzd» von Biel den Zuschlag für die Realisierung eines Mehrfamilienhauses. Im Nachgang an die Vorstellung des Projekts genehmigte die Synode den Projektierungskredit von CHF 350’000.-, der für die bevorstehende Planungsphase nötig ist.