Ort für Gott und die Gemeinschaft

Ort für Gott und die Gemeinschaft

  • Die Benedik­tiner­in­nen im Kloster Fahr bekom­men im Früh­ling 2023 neue Nach­barn.
  • In den Gebäu­den der ehe­ma­li­gen Bäuerin­nen­schule entste­hen 16 Woh­nun­gen, vom WG-Zim­mer bis zur Fam­i­lien­woh­nung.
  • Das Wohn­pro­jekt wen­det sich an Men­schen aller Gen­er­a­tio­nen, die All­t­ag und Glauben gemein­schaftlich leben wollen.

Eine starke Sehn­sucht, ver­bun­den mit einem lan­gen Atem und viel Gottver­trauen haben Julia Neuen­schwan­der in den let­zten Jahren dahin gebracht, wo sie an diesem Früh­lingsmor­gen ste­ht: auf einen staubi­gen Vor­platz, umgeben von Baugerüsten, begleit­et vom Rat­tern eines Bohrham­mers. Hier nimmt ihr Traum Form an.

In den Gebäu­den der ehe­ma­li­gen Bäuerin­nen­schule im Kloster Fahr entste­hen Woh­nun­gen. In den 16 Wohnein­heit­en mit 1 bis 6 Zim­mern wer­den ab Som­mer 2023 ver­schiedene Gen­er­a­tio­nen gemein­schaftlich leben. «Die Woh­nun­gen sind eher klein, jedoch gibt es grosszügige Räume, die alle Bewohn­er gemein­sam nutzen», erk­lärt Julia Neuen­schwan­der. So wird im Erdgeschoss ein Gemein­schaft­sraum mit Küche ein­gerichtet und der Ein­gangs­bere­ich mit Chem­inée dient als Begeg­nungsraum für die Bewohn­er.

«Hier würden wir gerne leben»

Neuen­schwan­der ist Präsi­dentin des Vere­ins «erfahrbar», der aus Frauen und Män­nern aus dem Lim­mat­tal beste­ht. Als das Kloster Fahr vor drei Jahren Part­ner suchte für die kün­ftige Nutzung der Nebenge­bäude und Betriebe, wusste die 36-Jährige sofort, dass sie diese Chance nutzen wollte. «Früher arbeit­ete ich in der Nähe und kam regelmäs­sig hier­her, um zu beten und neue Kraft zu tanken.» An einem Flohmarkt in der ehe­ma­li­gen Bäuerin­nen­schule sagten sich Julia Neuen­schwan­der und ihr Mann: «An diesem Ort wür­den wir gerne leben.»

Inter­essiert am Wohn­pro­jekt?

Infos und Kon­takt: www.erfahrbar.ch

Das Ehep­aar schloss sich mit anderen Fam­i­lien zusam­men. Gemein­sam entwick­el­ten sie das Pro­jekt «erfahrbar» und sucht­en die Zusam­me­nar­beit mit Pros­peri­ta, ein­er Stiftung für beru­fliche Vor­sorge. Ihr Pro­jekt mit christlichem, gemein­schaftlichem Mehrgen­er­a­tio­nen­wohnen, nach­haltiger Land­wirtschaft und Aus­flugs­gas­tronomie erhielt aus etwa zwanzig ein­gere­icht­en Vorschlä­gen den Zuschlag. 

Geleitet vom benediktinischen Geist

«Für uns war entschei­dend, dass das Pro­jekt nicht nur von der Idee her überzeugte, son­dern dank der Zusam­mar­beit mit ein­er Pen­sion­skasse auch finanziell auf solid­er Basis ste­ht», erk­lärt Pri­or­in Irene Gassmann. Die neuen Nach­barn sind her­zlich willkom­men: «Dass auf dem Gelände wieder Leben einzieht, das unser­er Gemein­schaft ‚see­len­ver­wandt’ ist, freut uns sehr. Ich spüre bei den Ini­tianten echt­es Inter­esse, gemein­schaftlich leben und Gott suchen zu wollen.»

Die kün­fti­gen Bewohn­er von «erfahrbar» wer­den ein Stück ihres Lebens miteinan­der teilen. Sie essen und beten regelmäs­sig zusam­men, feiern Feste, bewirtschaften den Garten und teilen Hauswart­sar­beit­en auf. Die Gemein­schaft lässt sich von der Bibel und der benedik­tinis­chen Spir­i­tu­al­ität inspiri­eren und nimmt in regelmäs­si­gen Abstän­den am Gebet der Schwest­ernge­mein­schaft teil. In den let­zten Monat­en nah­men sich die Ini­tianten und die Pri­or­in Zeit, zusam­men die Regel des heili­gen Benedikt zu lesen. Pri­or­in Irene Gassmann ist überzeugt, dass es der Wohnge­mein­schaft gelin­gen kann, den benedik­tinis­chen Geist auf das mod­erne Leben zu über­tra­gen: «Das Benedik­tinis­che sucht stets das rechte Mass. Diese Maxime stiftet auch ausser­halb der Kloster­mauern Sinn.» Dem Zusam­men­leben zweier ver­schieden­er Gemein­schaften auf dem Klostergelände schaut sie entspan­nt und mit Vor­freude ent­ge­gen: «Wir sind Nach­barn und lassen uns Zeit, dass etwas wach­sen kann. Wir haben Gottver­trauen und glauben, dass es gut kommt.»

Bish­er hat sich das Ver­trauen gelohnt. Das Bau­vorhaben auf dem Klostergelände, ausser­halb der Bau­zone, im Bere­ich der Kan­ton­s­gren­ze, die auch noch mit­ten durch das Gebäude ver­läuft, durch­lief ein aufwendi­ges Bewil­li­gungsver­fahren. «Ein langer Prozess, in dem es aber zum Glück stetig vor­wärts­ging. Alle Beteiligten zeigten sich offen und koop­er­a­tiv», sagt Pri­or­in Irene Gassmann.

Profis im Zusammenleben um Rat gefragt

Julia Neuen­schwan­der und ihr Mann leben bere­its heute mit den anderen Mitini­tianten gemein­schaftlich zusam­men. Die eige­nen Erfahrun­gen sind wichtig, doch: «Wir bilden uns nicht ein, schon alles zu wis­sen.» Darum will sich der Vere­in vom Erfahrungss­chatz benedik­tinis­ch­er Klosterge­mein­schaften bere­ich­ern lassen: «Im Kloster gibt es Profis im Zusam­men­leben», ist Neuen­schwan­der überzeugt. So trafen sich die Ini­tianten mit Pater Mar­tin Werlen, dem Alt-Abt von Ein­siedeln, der als ehe­ma­liger Novizen­meis­ter und Psy­chologe das Gespür entwick­elt hat, zu erken­nen, ob jemand in eine Gemein­schaft passt. Der Vere­in «erfahrbar» will die kün­fti­gen Bewohn­er für ihr Wohn­pro­jekt so auswählen, dass das Zusam­men­leben für alle eine Bere­icherung ist.

Starke und verlässliche Partner

Die Investorin Prop­steri­ta wird auch das Restau­rant mod­ernisieren und die Räume bar­ri­ere­frei gestal­ten. Als Päch­terin ist die Fahr Erleb­nis AG vorge­se­hen, die bere­its Anfang 2021 den Land­wirtschafts­be­trieb über­nom­men hat. «Die starken und ver­lässlichen Part­ner ent­las­ten uns von betrieblichen Auf­gaben. So kön­nen wir für Klostergäste weit­er­hin ein Ort der Stille und Spir­i­tu­al­ität sein.» 

Marie-Christine Andres Schürch
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