Heu­te Sonn­tag, 15 Uhr: Bischofs­wei­he von Josef Stü­bi im Livestream


Ist Ihnen im vor­letz­ten Herbst an der Mag­gia ein Herr, mit­tel­gross, stäm­mig mit grau­em Haar ent­ge­gen­ge­kom­men? War er ver­sun­ken in sei­ne Lek­tü­re und spa­zier­te den­noch tritt­si­cher dem Tes­si­ner Fluss ent­lang? Dann muss es Josef Stü­bi, Stadt­pfar­rer von Baden und zukünf­ti­ger Weih­bi­schof von Basel, gewe­sen sein.

Ver­mut­lich war er in jener Situa­ti­on aber gar nicht am Lesen, son­dern viel­mehr beschäf­tigt mit sei­nen Gedan­ken. Die Kun­de von der mög­li­chen Beru­fung zum Weih­bi­schof erreich­te Josef Stü­bi just in sei­nen Feri­en. Bischof Felix frag­te an, ob das Amt für den 61-jäh­ri­gen Frei­äm­ter eine Opti­on sein könnte.

Mit­fei­ern

Die Wei­he fin­det am Sonn­tag, 26. Febru­ar, um 15 Uhr in Solo­thurn statt. Der Zutritt in die Kathe­dra­le ist nur mit einer Platz­kar­te mög­lich. Der Got­tes­dienst wird per Live­stream auf der Home­page des Bis­tums Basel über­tra­gen. Bericht und Bil­der zur Bischofs­wei­he fin­den Sie ab Mon­tag, 27. Febru­ar, auf www.horizonte-aargau.ch

Wun­der­ba­re Welt

Ein­mal habe er sich bei­na­he ver­lau­fen. «Ich wuss­te, dass da irgend­wo ein Weg sein muss­te, aber ich sah ihn nicht», erin­nert er sich im Gespräch im Pfarr­haus am Kir­chen­platz in Baden. Bis zur Bischofs­wei­he dau­ert es noch zwei Wochen. Ob die­ser Satz sym­bo­lisch zu ver­ste­hen sei, fra­ge ich. Das kön­ne man durch­aus so sehen, sagt er. Die Welt von Josef Stü­bi ist reich an Zei­chen und Symbolen.

«Wer nicht glaubt, dem ist eine wun­der­ba­re Welt ver­schlos­sen», ist er über­zeugt. Im ver­gan­ge­nen Herbst stand Josef Stü­bi zusam­men mit sei­nen Geschwi­stern am Bett der ster­ben­den Mut­ter. An jenem Sonn­tag­mor­gen läu­te­ten die Glocken zum Got­tes­dienst, wie damals, als die Mut­ter auf die Welt gekom­men war. Der Bru­der öff­ne­te das Fen­ster, damit sie das Geläut bes­ser hören konn­te. Eini­ge Minu­ten nach­dem die Glocken ver­klun­gen waren, habe die Mut­ter ihren letz­ten Atem­zug getan.

«Für vie­le Men­schen, hat das Läu­ten der Glocken einen tie­fen Sinn» sagt der Seel­sor­ger. Die Glocken laden ein zum Got­tes­dienst, wo das Geheim­nis einer gros­sen Lie­be gefei­ert wer­de, die stär­ker sei als alles, stär­ker als der Tod.

Berufs­wunsch: Pfarrer

Als älte­stes von drei Kin­dern ist der Bau­ern­sohn auf einem klei­nen Hof in Diet­wil im Ober­frei­amt auf­ge­wach­sen. Der Dorf­pfar­rer habe sich dar­an erin­nert, wie er ihm als klei­ner Bube gesagt habe: «Du Pfar­rer, ech wott de au emou das wär­de, wott du besch.»

In der Puber­tät sei die Bezie­hung mit Jesus – die Josef Stü­bi als Freund­schaft beschreibt – leben­dig gewor­den. Damals habe er ver­stan­den, dass Jesus Mensch gewe­sen sei. Mit den glei­chen Fra­gen, Pro­ble­men und inne­re Kämp­fen, wie er sie damals gehabt habe. «Die Freund­schaft mit Jesus hat sich im Lau­fe der Jah­re bis auf den heu­ti­gen Tag erhal­ten und vertieft.»

Frü­her Tod des Vaters

Der Glau­be habe ihm auch gehol­fen, als er sei­nen Vater mit 17 Jah­ren durch einen Unfall auf dem Hof ver­lor. Sein Bru­der und er hät­ten den Hof noch eine Woche geführt, dann wur­den die Tie­re und das Heu weg­ge­bracht, die Maschi­nen ver­stei­gert, der Hof aufgelöst.

Nach der Matu­ra in Immensee stu­dier­te Josef Stü­bi Theo­lo­gie und Phi­lo­so­phie in Luzern und Mün­chen. 1986 schloss er das Stu­di­um mit einer Arbeit in Kir­chen­ge­schich­te ab.

Rei­sen auf kirch­li­chen Gleisen

Die Prie­ster­wei­he erfolg­te am 20. August 1988 in der Mari­en­kir­che in Win­disch durch Bischof Otto Wüst. Bevor er 1994 sei­ne erste Pfarr­stel­le antrat, mach­te er sich auf nach Zim­bab­we, wo seit 1938 die Mis­si­ons­ge­sell­schaft Beth­le­hem behei­ma­tet ist. Einer der Mis­sio­na­re stamm­te aus sei­nem Heimatdorf.

Er sei mei­stens auf kirch­li­chen Glei­sen gereist, als Gast einer Kir­che im Aus­land. In Zim­bab­we fei­er­te Josef Stü­bi Erst­kom­mu­ni­on unter Bäu­men, mit Baum­stäm­men als Bän­ke und Lek­to­ren, die nach jeder Lesung gleich sel­ber predigten.

Bis 2008 stand Josef Stü­bi der Luzer­ner Pfar­rei Hoch­dorf vor, in Luft­li­nie gar nicht weit von sei­nem Hei­mat­dorf Diet­wil ent­fernt. Sechs­ein­halb Jah­re teil­te er dort das Pfarr­haus mit Pater Geor­ge aus Indi­en. «Er hat mei­nen welt­kirch­li­chen Hori­zont erwei­tert». Drei­mal rei­ste Pfar­rer Stü­bi in des­sen Heimatland.

Ein­mal ver­schlug es ihn auf die indo­ne­si­sche Insel Flo­res, ein ander­mal nach Gua­te­ma­la. «Durch mei­ne Rei­sen bin ich beschei­de­ner gewor­den und habe ver­stan­den, wie ver­schie­den die katho­li­sche Kir­che auf der gan­zen Welt gelebt wird», sagt Josef Stübi.

Mit dem Her­zen hören

Als er vor 15 Jah­ren – er war nun Bade­ner Stadt­pfar­rer – die vie­len klei­nen Erst­kom­mu­ni­on­fei­ern in den Pfar­rei­en sei­nes Zustän­dig­keits­ge­bie­tes auf die Kir­chen in Baden und Ennet­ba­den kon­zen­trie­ren woll­te, pro­te­stier­te der Pfar­rei­rat in Maria­wil. Als Pfar­rer müs­se er immer wie­der einen Spa­gat machen. Er kön­ne die nost­al­gi­schen Gefüh­le der Men­schen ver­ste­hen, die an alten Struk­tu­ren fest­hal­ten woll­ten. Aber es sei unver­meid­lich, Res­sour­cen zusam­men­zu­le­gen und neue Struk­tu­ren aufzubauen.

Als Pfar­rer befin­de er sich oft zwi­schen gegen­sätz­li­chen Inter­es­sen. Die Kunst sei, mit dem Her­zen zu hören und allen einen Platz zu geben. Etwa der Petrus­bru­der­schaft, die in der Drei­kö­nigs­ka­pel­le ihre latei­ni­sche Mes­se hält. Oder der Pfar­rei­seel­sor­ge­rin, die in der Stadt­kir­che den Wort­got­tes­dienst feiert.

Aus­ein­an­der­set­zun­gen gehö­ren zum Geschäft

Er habe kei­ne Angst vor Ver­än­de­run­gen, sehe gar Chan­cen unnö­ti­gen Bal­last abzu­wer­fen, sagt der zukünf­ti­ge Weih­bi­schof. «Auch Aus­ein­an­der­set­zun­gen gehö­ren zum Geschäft. Eine Gren­ze ist bei mir dann erreicht, wenn die einen den ande­ren den Glau­ben absprechen.»

Josef Stü­bi ist Mit­glied im Prie­ster­rat und Dom­herr des Stan­des Aar­gau. Er kennt sein Bis­tum aus ver­schie­de­nen Blick­win­keln, auch den Ruf nach Refor­men. Etwa Ver­hei­ra­te­te und Frau­en für das Prie­ster­amt zuzu­las­sen. «Wenn die Fra­ge pro­duk­tiv ange­gan­gen wird, ste­he ich die­ser Ent­wick­lung sicher nicht im Weg.»

Bischöf­li­che Insignien

Am 26. Febru­ar wird Josef Stü­bi in der Kathe­dra­le Solo­thurn von Bischof Felix Gmür geweiht. Am Ende unse­res Gesprächs holt der zukünf­ti­ge Bischof sei­nen Ring, den Bischofs­stab, das Brust­kreuz und die Mitra aus sei­ner Woh­nung im obe­ren Stock. Josef Stü­bi ist nach Rom gereist, um in einem der dort zahl­rei­chen Aus­stat­tungs­lä­den für geist­li­che Wür­den­trä­ger sei­ne Insi­gni­en zu kau­fen: Den Kon­zils­ring, den Papst Paul VI. den Bischö­fen des zwei­ten vati­ka­ni­schen Kon­zils schenk­te, einen Bischofs­stab aus Holz, das Brust­kreuz mit dem Bild des guten Hir­ten, wie es Papst Fran­zis­kus trägt und eine Mitra, die so gut sit­zen muss, dass sie beim Ver­nei­gen nicht vom Kopf fällt.

Eva Meienberg
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