Mit­ein­an­der statt über­ein­an­der sprechen

Mit­ein­an­der statt über­ein­an­der sprechen

  • Immer in der ersten Novem­ber­wo­che wird in der gan­zen Schweiz die Woche der Reli­gio­nen begangen.
  • Sie bie­tet jedes Jahr eine rei­che Platt­form des inter­re­li­giö­sen Dia­logs und der kul­tu­rel­len Begegnung.
  • Auch die­ses Jahr wird vom 5.–13. Novem­ber wie­der viel Raum für reli­giö­se Ent­deckun­gen geschaffen.

Slam-Poe­ten und Pfar­re­rin­nen im Wort­streit oder koscher kochen mit dem Rab­bi; ein The­men­abend zur post­ko­lo­nia­len Bibel oder ein Besuch bei den Gott­hei­ten in einem tibe­tisch-bud­dhi­sti­schen Tem­pel: Die Woche der Reli­gio­nen, vom 5.–13. Novem­ber, ermög­licht über­ra­schen­de Begeg­nun­gen. Teams aus der gan­zen Schweiz mit Mit­wir­ken­den aus zehn Reli­gio­nen ste­hen hin­ter dem Pro­gramm und laden an über 100 Ver­an­stal­tun­gen zum Aus­tausch ein, damit Men­schen aus unter­schied­li­chen Reli­gio­nen und Lebens­wel­ten mit­ein­an­der spre­chen statt über­ein­an­der. Auch der Kan­ton Aar­gau betei­ligt sich mit diver­sen Ange­bo­ten an die­ser inter­re­li­giö­sen Aktion.

Eine Woche, die bewegt

Die Woche der Reli­gio­nen bewegt. So führt eine inter­re­li­giö­se Zug­fahrt durch den Kan­ton Grau­bün­den, und vom Glau­ben beweg­te Lebens­we­ge und ‑orte kön­nen in Baden ent­deckt wer­den. Tanz, Wort, Gesang und Gespräch bewe­gen die «Nacht der Reli­gio­nen» in Bern, die spie­le­risch unter dem Mot­to «Play and Pray» steht. Wie stel­le ich mir den Him­mel vor und wie wird er von den Reli­gio­nen beschrie­ben? Die­ser Fra­ge nähern sich Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten auf dem Flug­platz Gren­chen an.

Das Pro­gramm lädt auch zum Inne­hal­ten und Fei­ern ein, etwa bei einer Hin­du­ge­mein­schaft in Win­ter­thur, wo die Besu­cher bei einer Tem­pel­füh­rung geleb­te Spi­ri­tua­li­tät erfah­ren und die rei­che Sym­bol­welt ken­nen­ler­nen. Beim Sit­zen in Stil­le in Solo­thurn ste­hen der Schatz der christ­li­chen Mystik und die Zen-Tra­di­ti­on des Bud­dhis­mus mit­ein­an­der im Dia­log. Eine kul­ti­sche Fei­er zu Ehren der Schwar­zen Sara in Sir­nach ermög­licht die Begeg­nung mit der Umbanda­re­li­gi­on, deren Mit­glie­der sich neu beim Inter­re­li­giö­sen Arbeits­kreis im Kan­ton Thur­gau enga­gie­ren. Und in Genf lädt die Inter­re­li­giö­se Platt­form anläss­lich ihres Jubi­lä­ums zu einem Tag der Fei­er von Reli­gi­on und Spi­ri­tua­li­tät ein.

Gemein­sam fei­ern, lachen, essen

Hin­du­isti­sche Opfer­ze­re­mo­nie vor dem Hin­ter­grund der Schwei­zer Ber­ge. | Foto: Clau­dia Caprez 

Ange­sichts der aktu­el­len Welt­po­li­tik ist der Frie­de ein beson­de­res Anlie­gen. Ver­schie­de­ne Frie­dens­fei­ern und ‑gebe­te sind geplant, unter ande­rem im Flüeli-Ranft, in Luzern, Lau­sanne, Olten und Zürich. Wei­te­re Gesprächs­run­den und Vor­trä­ge wid­men sich der Rol­le der Kunst in der isla­mi­schen Spi­ri­tua­li­tät, der Öko­lo­gie, der Drei­fal­tig­keit, der post­ko­lo­nia­len Bibel und vie­lem mehr.

In Basel steht die Woche der Reli­gio­nen in die­sem Jahr unter dem The­ma Reli­gi­on und Humor und so mes­sen sich Slam-Poe­ten und Pfar­re­rin­nen in geist­rei­chen Wort­bei­trä­gen; das Publi­kum kann per Applaus abstim­men. In Nid­wal­den ergrün­den die Ver­an­stal­tun­gen den The­men­be­reich Schuld und Ver­söh­nung, unter ande­rem mit einer gemischt­re­li­giö­sen Podi­ums­dis­kus­si­on unter dem Titel «Du bist schuld!».

Essen ver­bin­det Men­schen und so kom­men an der Woche der Reli­gio­nen gleich­sam Theo­rie und Pra­xis auf den Tisch, beim kosche­ren Kochen mit einem Rab­bi­ner in Zürich oder bei einer kuli­na­ri­schen Rei­se durch die Köst­lich­kei­ten der Welt­re­li­gio­nen in Luzern. Eine far­ben­fro­he Tra­di­ti­on mit allen Sin­nen erfah­ren kön­nen die Besu­cher des neu­en tibe­tisch-bud­dhi­sti­schen Tem­pels in Luzern und bei der tami­li­schen Hin­du­ge­mein­schaft in Zug. Auch ver­schie­de­ne Moscheen und die Bahá’i‑Gemeinschaft laden zum Ken­nen­ler­nen ein.

Trag­fä­hi­ge Part­ner­schaf­ten bauen

Die Woche der Reli­gio­nen ist breit abge­stützt. Rund 20 regio­na­le Teams mit Mit­wir­ken­den aus zehn ver­schie­de­nen Reli­gio­nen ste­hen hin­ter dem Pro­gramm. Mit ihren Ange­bo­ten schaf­fen sie den Rah­men, damit Men­schen aus unter­schied­li­chen Reli­gio­nen und Lebens­wel­ten mit­ein­an­der statt über­ein­an­der spre­chen. Gemein­sam orga­ni­sie­ren sie ein bun­tes Pro­gramm und tre­ten als star­ke Part­ner auf. Die Vor­be­rei­tun­gen in gemischt­re­li­giö­sen Teams ver­bin­den, stär­ken alle Part­ner und haben Modell­cha­rak­ter. Sie die­nen so dem Kern­ge­dan­ken der Woche der Reli­gio­nen: Begeg­nung und gemein­sa­me Erleb­nis­se schaf­fen gegen­sei­ti­gen Respekt und trag­fä­hi­ge Part­ner­schaf­ten – für ein fried­li­ches Zusam­men­le­ben in der Schweiz.

Ein Pro­jekt von Iras Cotis

Die «Woche der Reli­gio­nen» fin­det jedes Jahr in der ersten Novem­ber­wo­che statt. Die Ver­an­stal­tungs­rei­he ist als Platt­form des inter­re­li­giö­sen Dia­logs und der kul­tu­rel­len Begeg­nung in der Schweiz fest ver­wur­zelt. Urhe­be­rin und Koor­di­na­to­rin der Woche der Reli­gio­nen ist die Inter­re­li­giö­se Arbeits­ge­mein­schaft der Schweiz Iras Cotis. Sie trifft die Vor­be­rei­tun­gen so, dass der Ver­an­stal­tungs­zy­klus im Sin­ne der betei­lig­ten Gemein­schaf­ten rea­li­siert wer­den kann.

Die Inter­re­li­giö­se Arbeits­ge­mein­schaft in der Schweiz Iras Cotis ist ein natio­na­les Netz­werk und bezweckt, den Aus­tausch, den Dia­log und die Zusam­men­ar­beit zwi­schen Men­schen mit unter­schied­li­chem reli­giö­sem und kul­tu­rel­lem Hin­ter­grund zu för­dern, Vor­ur­tei­le und Äng­ste abzu­bau­en und so zum sozia­len Zusam­men­halt in der Schweiz bei­zu­tra­gen. Die­se Ziel­set­zung erreicht die Arbeits­ge­mein­schaft durch inter­re­li­giö­se Pro­jek­te in den Berei­chen Bil­dung, Begeg­nung und Vernetzung.

Iras Cotis ist vor 30 Jah­ren als Ver­ein gegrün­det wor­den, die Mit­glie­der rekru­tie­ren sich aus rund 80 Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten und Orga­ni­sa­tio­nen, die sich für den inter­re­li­giö­sen Dia­log enga­gie­ren – u.a. aus den Gemein­schaf­ten der Ale­vi­ten, Bahá’i, Bud­dhi­sten, Chri­sten, Hin­dus, Juden, Mus­li­me und Sikhs.

Christian Breitschmid
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