Lachen erlaubt!
Bild: © Ksenia Chernaya auf pexels; mit KI bearbeitet

Lachen erlaubt!

In der Kirche lachen? Und auch noch an Ostern? Mit dem Osterlachen entdecken zurzeit viele Pfarreien einen alten, beinahe ausgestorbenen Osterbrauch wieder.


Der Brauch des «ris­us paschalis», des Oster­lachens, ist seit dem 9. Jahrhun­dert nachgewiesen. Zwar fand er nie Ein­gang in offizielle kirch­liche Ver­laut­barun­gen, doch war er vor allem im deutschsprachi­gen Raum sowie in Spanien und Ital­ien ver­bre­it­et. Beson­ders beliebt war er vom 16. bis 18. Jahrhun­dert.

Er gefiel aber nicht allen. Kri­tik­er war­fen den Priestern vor, sich in der Kirche derb und unanständig zu ver­hal­ten. Und diese Kri­tik kam zumin­d­est am Anfang des Brauchs nicht von unge­fähr. Es war nicht ungewöhn­lich, dass der Priester während der Predigt obszöne Hand­lun­gen pan­tomimisch darstellte oder unanständi­ge Witze erzählte. Kri­tik gab es auch, weil durch die Witze andere Men­schen lächer­lich gemacht wur­den. An vorder­ster Front gegen das Oster­lachen kämpfte der Basler Pfar­rer und Refor­ma­tor Johannes ­Oekolom­pad, der von 1482 bis 1531 lebte. Er beschw­erte sich, dass durch diesen Brauch die Men­schen «durch respek­t­lose Gebär­den und unsin­nige Worte» zum Lachen gebracht wür­den. Er war übri­gens auch dafür ver­ant­wortlich, dass der Brauch eine Beze­ich­nung bekam, denn er taufte das zuvor ohne ein­heitlichen Namen auftre­tende Phänomen «Oster­lachen». Der Begriff ent­stand also als Zeichen der Abgren­zung. Die Kri­tik hat­te Ein­fluss auf den Brauch: Ende des 17. Jahrhun­derts wurde aus den anstös­si­gen Hand­lun­gen und Witzen harm­lose, erheit­ernde Geschicht­en.

Obwohl der Brauch heute kaum noch bekan­nt ist, gibt es The­ologin­nen und The­olo­gen, die sich für das Oster­lachen aussprechen. Für die Luzern­er Liturgiewis­senschaft­lerin Bir­git Jeg­gle-Merz ist der Glaube an die Aufer­ste­hung Christi von den Toten ein guter Grund für ein Oster­lachen. Nach der vierzigtägi­gen Fas­ten- und Busszeit kön­nten die Men­schen durch das Lachen leib­haft erfahren, welche Freude die Über­win­dung des Todes mit sich bringt. Ausser­dem stifte das gemein­same Lachen Ver­söh­nung.

Drei Oster­witze

  • «Glauben Sie an eine Aufer­ste­hung nach dem Tod?», fragt der Chef. «Ich, ich … weiss nicht», stam­melt der junge Angestellte ver­legen, «warum ­wollen Sie das denn wis­sen?» – «Weil Ihr Gross­vater, zu dessen Beerdi­gung Sie gestern frei beka­men, Sie am Tele­fon ver­langt.»

 

  • Denkt der Pfar­rer so für sich: ‹Ich wün­sche mir, dass in meinem Gottes­di­enst mal ein Wun­der geschieht. Dann wür­den endlich alle glauben.› Und dann passiert es aus­gerech­net an Ostern. Eine Dame ruft gegen Schluss: «Herr Pfar­rer, ich kann wieder laufen!» Der Pfar­rer fällt auf die Knie, lobt Gott und fragt: «Wie ist das geschehen?» Und die Dame antwortet: «Sie haben so lange gepredigt, jet­zt ist der Bus weg.»

 

  • Nach der Kreuzi­gung Jesu kommt Nikode­mus zu Josef von Ari­math­äa und bit­tet ihn, seine Grab­stätte für Jesus zur Ver­fü­gung zu stellen. Doch dieser will nicht so recht und nen­nt Aus­flüchte: «Ich brauche das Grab für mich und meine Fam­i­lie.» – Darauf Nikode­mus: «Stell dich nicht so an, Josef, ist doch nur übers Woch­enende!»

Er macht das Oster­lachen wieder pop­ulär

In den Medi­en ging im Jahr 2024 ein Bischof viral, weil er selb­st so über seinen Oster­witz lachen musste, dass er kurz nicht weit­er­sprechen kon­nte: Ste­fan Oster. Er hat auch wirk­lich den passenden Namen, um das Oster­lachen wieder salon­fähig zu machen.

Schaut euch hier das Video an.

Und hier gibt es weit­ere Oster­witze aus den  Jahren 2023 und 2022.

Leonie Wollensack
mehr zum Autor
nach
soben