
Lachen erlaubt!
In der Kirche lachen? Und auch noch an Ostern? Mit dem Osterlachen entdecken zurzeit viele Pfarreien einen alten, beinahe ausgestorbenen Osterbrauch wieder.
Der Brauch des «risus paschalis», des Osterlachens, ist seit dem 9. Jahrhundert nachgewiesen. Zwar fand er nie Eingang in offizielle kirchliche Verlautbarungen, doch war er vor allem im deutschsprachigen Raum sowie in Spanien und Italien verbreitet. Besonders beliebt war er vom 16. bis 18. Jahrhundert.
Er gefiel aber nicht allen. Kritiker warfen den Priestern vor, sich in der Kirche derb und unanständig zu verhalten. Und diese Kritik kam zumindest am Anfang des Brauchs nicht von ungefähr. Es war nicht ungewöhnlich, dass der Priester während der Predigt obszöne Handlungen pantomimisch darstellte oder unanständige Witze erzählte. Kritik gab es auch, weil durch die Witze andere Menschen lächerlich gemacht wurden. An vorderster Front gegen das Osterlachen kämpfte der Basler Pfarrer und Reformator Johannes Oekolompad, der von 1482 bis 1531 lebte. Er beschwerte sich, dass durch diesen Brauch die Menschen «durch respektlose Gebärden und unsinnige Worte» zum Lachen gebracht würden. Er war übrigens auch dafür verantwortlich, dass der Brauch eine Bezeichnung bekam, denn er taufte das zuvor ohne einheitlichen Namen auftretende Phänomen «Osterlachen». Der Begriff entstand also als Zeichen der Abgrenzung. Die Kritik hatte Einfluss auf den Brauch: Ende des 17. Jahrhunderts wurde aus den anstössigen Handlungen und Witzen harmlose, erheiternde Geschichten.
Obwohl der Brauch heute kaum noch bekannt ist, gibt es Theologinnen und Theologen, die sich für das Osterlachen aussprechen. Für die Luzerner Liturgiewissenschaftlerin Birgit Jeggle-Merz ist der Glaube an die Auferstehung Christi von den Toten ein guter Grund für ein Osterlachen. Nach der vierzigtägigen Fasten- und Busszeit könnten die Menschen durch das Lachen leibhaft erfahren, welche Freude die Überwindung des Todes mit sich bringt. Ausserdem stifte das gemeinsame Lachen Versöhnung.
Drei Osterwitze
- «Glauben Sie an eine Auferstehung nach dem Tod?», fragt der Chef. «Ich, ich … weiss nicht», stammelt der junge Angestellte verlegen, «warum wollen Sie das denn wissen?» – «Weil Ihr Grossvater, zu dessen Beerdigung Sie gestern frei bekamen, Sie am Telefon verlangt.»
- Denkt der Pfarrer so für sich: ‹Ich wünsche mir, dass in meinem Gottesdienst mal ein Wunder geschieht. Dann würden endlich alle glauben.› Und dann passiert es ausgerechnet an Ostern. Eine Dame ruft gegen Schluss: «Herr Pfarrer, ich kann wieder laufen!» Der Pfarrer fällt auf die Knie, lobt Gott und fragt: «Wie ist das geschehen?» Und die Dame antwortet: «Sie haben so lange gepredigt, jetzt ist der Bus weg.»
- Nach der Kreuzigung Jesu kommt Nikodemus zu Josef von Arimathäa und bittet ihn, seine Grabstätte für Jesus zur Verfügung zu stellen. Doch dieser will nicht so recht und nennt Ausflüchte: «Ich brauche das Grab für mich und meine Familie.» – Darauf Nikodemus: «Stell dich nicht so an, Josef, ist doch nur übers Wochenende!»
Er macht das Osterlachen wieder populär
In den Medien ging im Jahr 2024 ein Bischof viral, weil er selbst so über seinen Osterwitz lachen musste, dass er kurz nicht weitersprechen konnte: Stefan Oster. Er hat auch wirklich den passenden Namen, um das Osterlachen wieder salonfähig zu machen.
Schaut euch hier das Video an.
Und hier gibt es weitere Osterwitze aus den Jahren 2023 und 2022.