Kirchen an der Swiss Handicap

Kirchen an der Swiss Handicap

  • Mit ihrem Auftritt an der Luzern­er Swiss Hand­i­cap erre­icht­en die Kirchen gegen 10 000 Men­schen
  • Aar­gauer und Zürcher wer­ben für Seel­sorge-Ange­bot in acht Schweiz­er Kan­to­nen
 Zusam­men mit der Behin­dertenseel­sorge der Katholis­chen Kirche Zürich präsen­tierte sich die Aar­gauer Fach­stelle für «Pas­toral bei Men­schen mit Behin­derung» am ver­gan­genen Woch­enende an der Swiss Hand­i­cap in Luzern, der einzi­gen Schweiz­er Messe für Men­schen mit und ohne Behin­derung. «Unser Ziel ist es, einen guten Ein­druck zu hin­ter­lassen, um das Bild von Kirche in den Köpfen der Men­schen pos­i­tiv bee­in­flussen zu kön­nen», erk­lärt Fach­stel­len­lei­t­erin Isabelle Deschler.

Kirchenfenster ziehen Menschen an

In der Tat wer­den immer wieder Men­schen auf den Stand aufmerk­sam. Die mit far­bigen Glass­cher­ben gestal­teten Kirchen­fen­ster machen neugierig. Wer möchte, darf eine Scherbe mit Leim bestre­ichen und aufk­leben. «Die Fen­ster funk­tion­ieren wun­der­bar als Türöffn­er, teils begin­nen die Leute zu erzählen», freut sich Anna Wörs­dör­fer von der Zürcher Behin­dertenseel­sorge. «Und sie fra­gen, was wir genau machen», ergänzt Tan­ja Huggel vom Sekre­tari­at der Aar­gauer Fach­stelle.«Neues entste­ht», lautet das Mot­to hin­ter der Idee mit den Glas­fen­stern. An den bei­den Mes­se­ta­gen kön­nen die Besucherin­nen und Besuch­er jew­eils ein Fen­ster gestal­ten. Eines dieser Fen­ster kommt in Zürich, das andere im Kan­ton Aar­gau zum Ein­satz. «Wir wer­den es zu Ver­anstal­tun­gen und Gottes­di­en­sten mit­nehmen», erk­lärt Tan­ja Huggel von der Aar­gauer Fach­stelle.

Nur zwei von acht Fachstellen an Messe vertreten

Auf­fal­l­end: Obwohl auf einem Fly­er für alle acht Fach­stellen der Deutschschweiz hingewiesen wird (entsprechende Ange­bote gibt es auch in Bern, Freiburg, Graubün­den, Luzern, St. Gallen und Zug), betreiben einzig Zürcher und Aar­gauer den Messe-Stand. Selb­st die Luzern­er sind nicht mit von der Par­tie. Man investiere lieber direkt in Ange­bote für Men­schen mit Behin­derung, heisst es auf Nach­frage bei der Römisch-Katholis­chen Kirche Luzern. Angesichts der bere­its beste­hen­den Leis­tun­gen – unter anderem 24-Stun­den-Bere­itschafts­di­enst, regelmäs­sig Woch­enen­dan­ge­bote und Ferien­wochen für Men­schen mit Behin­derung – habe man nur noch begren­zt finanziellen Spiel­raum. Eine Beteili­gung an den Kosten für einen Messe-Auftritt, der rasch ein­mal mit 10 000 Franken zu Buche schlägt, will somit wohlüber­legt sein.Für die ehe­ma­lige Kirchen­rätin Car­la Bät­tig, die während ihrer Amt­szeit von 2009 bis 2016 mass­ge­blich für die Grün­dung der mit­tler­weile vier Jahre alten Aar­gauer Fach­stelle für «Pas­toral bei Men­schen mit Behin­derung» ver­ant­wortlich war, rech­net sich allerd­ings eine solche Investi­tion. «Ich finde es wichtig, dass die Kirchen an ein­er solchen Messe präsent sind», erk­lärt sie. «Das wird wahrgenom­men, denn viele Men­schen wis­sen nach wie vor nicht, dass es ein kirch­lich­es Ange­bot für Men­schen mit Behin­derung über­haupt gibt.»

Kernziel: Barrierefreier Zugang zum Pfarreileben

Auch die Exis­tenz der noch jun­gen Aar­gauer Fach­stelle beurteilt die ehe­ma­lige Kirchen­rätin pos­i­tiv: «Die Men­schen nehmen dank der Fach­stelle ver­mehrt wahr, dass es ein Ange­bot für Men­schen mit Behin­derung gibt.» Zudem kön­nten dank der Fach­stelle die Pfar­reien bess­er für einen bar­ri­ere­freien Zugang zum Pfar­reileben sen­si­bil­isiert wer­den. Dies als Zwis­chen­ziel zur «Inklu­sion», für das sich die Fach­stelle stark macht. Für Men­schen mit Behin­derung soll es nicht länger separi­erte Ange­bote geben, son­dern sie sollen als gle­ich­berechtigte Play­er am Pfar­reileben teil­nehmen kön­nen.Über den gemein­samen Auftritt von Zürchern und Aar­gauern in Verbindung mit dem Pil­ger­büro für die Inter­diöze­sane Lour­de­spilger­fahrt kön­nen zudem die Kosten für den Messe-Auftritt aufgeteilt wer­den. Auch für Paul Met­zger, der für das Pil­ger­büro der Lour­deswall­fahrt zum ersten Mal an ein­er Messe teil­nimmt, lohnt sich der öffentliche Auftritt. «Wir müssen mit­tler­weile auch an die Öffentlichkeit, die Leute kom­men nicht mehr so selb­stver­ständlich wie früher», erk­lärt er und meint: «Wir haben hier fan­tastis­chen Zulauf. Lour­des besitzt nach wie vor eine beson­dere Anziehungskraft. Und wenn es gewün­scht wird, holen wir die Men­schen zuhause ab und brin­gen sie auch wieder dor­thin zurück.»Pos­i­tive Bilanz dank hand­lung­sori­en­tiertem AnsatzAuch Ste­fan Arnold von der Zürcher Fach­stelle zieht am Sam­sta­gnach­mit­tag eine pos­i­tive Bilanz. Man habe zum ersten Mal mit einem Ange­bot gear­beit­et, bei dem Besucherin­nen und Besuch­er spielerisch etwas machen kon­nten. Das habe sich bewährt. 
Andreas C. Müller
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