«Kirche ist überall»

«Kirche ist überall»

  • 20 Jahre lang leit­ete die aus­ge­bildete Sozialar­bei­t­erin Lin­da Gae­ta die Pfar­rei Rhe­in­felden mit diakonis­chem Selb­stver­ständ­nis.
  • Unter Gae­tas Führung ist die kirch­liche Arbeit in Rhe­in­felden zur wichti­gen Part­ner­in in sozialen Fra­gen gewor­den.
  • Ein Inter­view anlässlich Lin­da Gae­tas Pen­sion­ierung.


Vor 30 Jahren ist Lin­da Gae­ta als Jugen­dar­bei­t­erin in der Pfar­rei Rhe­in­felden ges­tartet. In ein­er Zeit, in der die kirch­liche Rel­e­vanz in der Bevölkerung abnahm, behielt Lin­da Gae­ta die Boden­haf­tung und kon­nte so einiges bewirken. Im ver­gan­genen Juni wurde Gae­ta pen­sion­iert. Im Inter­view mit Susanne Sieben­haar, Fach­stelle Diakonie der Römisch-Katholis­chen Kirche im Aar­gau, schaut sie auf ihre Zeit in der Pfar­rei zurück.

Serie Diakonie, Teil 1: Offenes Pfarrhaus in Aarau

Die Fach­stelle Diakonie der Katholis­chen Lan­deskirche Aar­gau set­zt sich dafür ein, dass Sol­i­dar­ität in der Kirche gelebt und prak­tiziert wird. Mit ein­er Artikelserie zur Diakonie macht sie das diakonis­che Schaf­fen in der Kirche, in Vere­inen und sozialen Insti­tu­tio­nen sicht­bar. | www.kathaargau.ch/diakonie

Lin­da Gae­ta, wie kon­nten Sie die Basis für das diakonis­che Wirken in Ihrer Pfar­rei schaf­fen?
Lin­da Gae­ta: In den ersten Jahren mein­er Tätigkeit in Rhe­in­felden habe ich Pfarrei­arbeit gemacht. Ich habe den Besuchs­di­enst und die Frei­willi­gen­grup­pen betreut oder mich ver­net­zt mit dem Frauen­bund. Es war und ist mir wichtig, hinzuhören, Anliegen aufzunehmen, hinzuschauen, was passiert. Nach und nach sind weit­ere soziale The­men dazugekom­men. Aus den vie­len Anfra­gen gab es eine fal­lüber­greifende Gruppe von allein­erziehen­den Frauen und Müt­tern. Ein Aufruf für die Unter­stützung von Fam­i­lien stiess auf grosse Res­o­nanz in der Bevölkerung.

Ein wichtiges Anliegen ist die Ver­net­zung. Es ent­stand ein run­der Tisch mit allen Play­ern in der sozialen Arbeit. Da wer­den die The­men aus ver­schiede­nen Per­spek­tiv­en beleuchtet und gewichtet. Danach geht es darum, wer welch­es The­ma anpackt. Ich unter­stützte diese diakonis­chen Pro­jek­te und war gut aufge­hoben darin. Wir sind in der Pfar­rei zu ein­er Anlauf­stelle gewor­den. Wir wer­den kon­tak­tiert aus der Bevölkerung oder von Insti­tu­tio­nen. Diese Anfra­gen und Bedürfnisse ver­suchen wir dann, in geeigneter Form zu bün­deln. Im let­zten Jahr sind so ver­schiedene Ange­bote aus einem Bedürf­nis ent­standen.

Welche Ange­bote sind das?
In Rhe­in­felden gab es rund 240 Geflüchtete aus der Ukraine. Auf­grund der vie­len Anfra­gen nach Klei­dern haben wir eine Sam­me­lak­tion ges­tartet. Daraus ist eine Klei­der­börse ent­standen. Diese ist zweimal in der Woche offen für alle. Da kon­nten wir eine gute Sache aus der Sit­u­a­tion machen. Ein ähn­lich­es Ange­bot ist im Bere­ich Lebens­mit­tel ent­standen. Wir haben heute einen Lebens­mit­tel­markt für Men­schen mit kleinem Bud­get. Durch die Unter­stützung der Car­i­tas Aar­gau, der Kirchge­meinde und viel­er Frei­williger kon­nte dieses Pro­jekt real­isiert wer­den.

Wenn ich ein neues Pro­jekt zum Beispiel in der Früh­förderung lancieren möchte, werde ich auch gefragt, was das mit Kirche zu tun hat. Ich sage da jew­eils: «Kirche ist über­all.» Es braucht Überzeu­gungsar­beit, und es ist mir wichtig, bei den Men­schen und ihren Anliegen zu sein mit mein­er Arbeit.

Auch Jugendliche sind hier willkom­men. In einem Gespräch mit ein­er Lehrper­son ent­stand die Idee für das Ange­bot der Prak­tikum­splätze in der Pfar­rei für schul­müde Jugendliche. Die Jugendlichen wer­den in die Pfar­rei straf­ver­set­zt und leis­ten einen gemein­nützi­gen Ein­satz. Die Jugendlichen kehren nach dem Prak­tikum mit ein­er neuen Erfahrung in die Schul­stube zurück.

Wie geht es in der Pfar­rei nach Ihrer Pen­sion­ierung weit­er?
Die Stelle wird wieder neu beset­zt wer­den. Zudem gibt es einen Kirch­lichen Regionalen Sozial­dienst der Car­i­tas Aar­gau in Rhe­in­felden. Es wird anders weit­erge­hen und das darf es auch. Das Selb­stver­ständ­nis, hier soziale Arbeit zu machen, ist in der Pfar­rei ver­ankert. Das freut mich. Für mich ist es der richtige Zeit­punkt. Ich habe fünf Enkelkinder und ich werde das Ange­bot des Lebens­mit­tel­mark­ts auch als frei­willig Engagierte weit­er unter­stützen. Für andere Grup­pen ist es auch möglich, sich selb­ständig weit­erzuen­twick­eln, ohne mich. Es ist ein frucht­bar­er Boden da, aus dem die Men­schen mit eigen­er Energie wach­sen kön­nen.

Marie-Christine Andres Schürch
mehr zum Autor
nach
soben