Jugendliche auf dem Jakobsweg

Jugendliche auf dem Jakobsweg

  • Über­mor­gen Sam­stag reist die Jugend­seel­sorge Frick­tal (Jus­eso Frick­tal) nach Spanien. Ziel: Die let­zten 100 Kilo­me­ter auf dem Jakob­sweg nach San­ti­a­go de Com­postel­la.
  • Sub­ven­tion­iert wird das neun­tägige Pro­jekt von Pfar­reien und der Aar­gauer Pas­toralkon­ferenz. Dass die Jugendlichen für die Anreise das Flugzeug nehmen, sorgte für kein­er­lei Vor­be­halte.
 «Eine Strecke von etwas über 100 Kilo­me­ter. Ger­ade genug, damit es für die begehrte Pil­gerurkunde reicht, meint Simon Hohler, Leit­er der Jugend­seel­sorge Frick­tal (Jus­eso). Und natür­lich wolle man auch noch in der grossen Kathe­drale den Pil­ger­gottes­di­enst unter dem grossen hin und her schwin­gen­den Weihrauch­fass feiern.

Motivation: weg von zuhause, Land und Leute kennenlernen

Pil­gern mit Jugendlichen: Ein Exper­i­ment, zu dem ihn ein Bekan­nter auf­grund eigen­er Erfahrun­gen ermutigt hätte, erk­lärt Simon Hohler, wie es zu diesem Pro­jekt kam. Während fünf Tagen wird gepil­gert – jew­eils Steck­en­ab­schnitte von etwa 20 Kilo­me­tern. Die 16-jähige Adri­ana aus Möh­lin freut sich: «Ich brauche Abstand von zuhause, vom Stress», erk­lärt sie. «Ich habe viele Hob­bies und es fällt mir schw­er, Pri­or­itäten zu set­zen. Vielle­icht gewinne ich auf dem Jakonb­sweg Klarheit.»Daria, eben­falls 16 Jahre alt, stammt aus Met­tau: «Ich möchte vor allem Land und Leute an der West­küste Spaniens ken­nen ler­nen». Jonas, 17, aus Etz­gen, ist über Face­book auf das Pro­jekt gestossen. Dort war der Fly­er zu sehen. Und Pil­gern, das wollte Jonas schon immer ein­mal aus­pro­bieren. Und warum nicht gle­ich auf dem Jakob­sweg.

Die wichtigste Frage: «Was gibt es zu essen?»

Im Rah­men eine Vor­bere­itungstr­e­f­fens haben die 13 Jugendlichen von Simon Hohler erfahren, worum es beim Pil­gern geht: «Früher nah­men die Men­schen eine Pil­ger­reise auf sich, um die Verge­bung von ihren Sün­den zu erlan­gen. Heute geht es mehr darum, mal abzuschal­ten, eine Gren­z­er­fahrung zu machen oder sich selb­st oder Gott zu find­en.Was die Jugendlichen mit Blick auf das bevorste­hende Aben­teuer am meis­ten inter­essiert, ist das Essen: Was gibt es in den Pil­ger­her­ber­gen? Was kann man sich als Verpfle­gung unter­wegs organ­isieren? Ein Teil­nehmer möchte gerne während des Pil­gerns Musik hören. Ob das erlaubt ist? «Jed­er ist für sich unter­wegs und muss sel­ber entschei­den, was er brauchst», meint Simon Hohler dazu. «Musik hören ist erlaubt — auss­er während bes­timmter Impul­szeit­en, zu denen ich Stille verordne».

40 Grad Hitze — und ein Rucksack mit allem Gepäck

Beson­ders vor­bere­it­et wer­den müssen die Jugendlichen auch hin­sichtlich des mit­ge­führten Gepäcks, denn: «Die Jugendlichen tra­gen alles in ihrem Ruck­sack mit sich – wie es sich für einen Pil­ger gehört. Daher gilt es, nur das Nötig­ste mitzuführen», emp­fiehlt Simon Hohler. «Dazu gehört sich­er gutes Schuh­w­erk, Son­nen­schutz, aber auch eine Regen­jacke. Alles in allem sollte man nicht mehr als 10 Kilo­gramm mit sich tra­gen».Das Wet­ter dürfte zur grössten Her­aus­forderung für die jugendlichen Pil­ger wer­den. «Da es tagsüber gut gegen 40 Grad warm wer­den kann, wer­den wir ver­suchen, jew­eils möglichst früh am Mor­gen aufzubrechen», meint Simon Hohler.

Auch Klimastreikende fliegen

An- und Rück­reise erfol­gt mit dem Flugzeug. In Zeit­en des Kli­mas­treiks kein unum­strittenes Vorge­hen. Doch die Jugendlichen – darunter auch solche, die auch schon ein­mal an einem Kli­mas­treik teilgenom­men haben, stören sich nicht daran. «Ohne Flu­greise würde das ganze Unter­fan­gen etwa drei Tage länger dauern und teur­er wer­den», gibt Simon Hohler zu bedenken. Und man wollte die Kosten tief hal­ten. Dies gelingt auch dank För­der­mit­teln von Seit­en ver­schieden­er Pfar­reien sowie der Aar­gauer Pas­toralkon­ferenz. Jugendliche zahlen somit für das Aben­teuer weniger als 400 Franken.Auf die Prob­lematik mit dem Fliegen ange­sprochen, meint Susanne Muth von der Aar­gauer Pas­toralkon­ferenz: «Wir wer­den uns in Zukun­ft sich­er genauer über­legen müssen, für was wir Geld sprechen. Wir müssen uns aber dessen bewusst sein, dass viele Pro­jek­te nicht mehr möglich sind, wenn wir kon­se­quent keine Flu­greisen mehr unter­stützen».    
Andreas C. Müller
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