«Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …»

«Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …»

Numeri 6,22–27Der Herr sprach zu Mose: Sag zu Aaron und seinen Söh­nen: So sollt ihr die Israeliten seg­nen; sprecht zu ihnen: Der Herr seg­ne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leucht­en und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden. So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten leg­en und ich werde sie seg­nen.Ein­heit­süber­set­zung 2016 

«Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …»

Ich erin­nere mich an einen Fre­und, der Glück­wün­sche zum neuen Jahr stets etwas lap­i­dar abblock­te mit dem Satz: «Was soll das schon? Es ist nur eine Zahl mehr im Kalen­der, das ist nichts Beson­deres! Es geht gle­ich weit­er, wie gestern auch!» Ja, warum eigentlich diese Aufre­gung beim Jahreswech­sel? Es ist ja wirk­lich nur ein Tag mehr, wie jed­er andere davor.Vielle­icht ist es trotz­dem gele­gentlich sin­nvoll, eine Zäsur zu machen und kurz innezuhal­ten, um so etwas wie einen Neuan­fang zu ver­spüren im Fluss der Zeit. Seit­ens der Kirche wird uns am 1. Jan­u­ar die Per­son Maria, genauer gesagt deren «Mut­ter­schaft», vor Augen gestellt. Maria hat uns das Neue in der Per­son Jesu gebracht und sie hat dazu Ja gesagt. Marias Bere­itschaft, sich auf Gott einzu­lassen, ist sei­ther für alle zu einem Vor­bild des Glaubens gewor­den. Zum Jahreswech­sel lädt uns Maria ein, den Blick nach vorne zu richt­en und offen zu sein für das Neue, das sich in unserem Leben ereignen wird. Es ist die Ein­ladung, für Verän­derun­gen im eige­nen Leben offen zu sein.«Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …». Unweiger­lich kommt mir zum The­ma «Neuan­fang» Her­mann Hesse in den Sinn, der uns eben­falls ein­lädt, die Etap­pen des Lebens als Chance zu sehen. Es geht um Agilität und Lebendigkeit, die unser Leben behal­ten soll. Damit ver­liert das Älter­w­er­den vielle­icht etwas von der Bedrohlichkeit ständig wach­sender Ein­schränkun­gen. Eine ehe­ma­lige Nach­barin beein­druckt uns dies­bezüglich immer wieder. Auch wenn wir sie nur noch gele­gentlich tre­f­fen, haben wir den Ein­druck, dass sie nicht wirk­lich älter gewor­den ist. Natür­lich fährt sie nicht mehr Auto und inzwis­chen wohl auch kein Fahrrad mehr, und auch grosse Wan­derun­gen, wie früher, untern­immt sie nicht mehr. Aber stets ist sie es, die aktiv ihr Leben gestal­tet, und manch­mal unkon­ven­tionelle und für uns über­raschende Entschei­dun­gen trifft. Dadurch bleibt sie agil, dem Zeit­geist, dem Neuem und Verän­derun­gen gegenüber aufgeschlossen. Für mich ist sie ein Vor­bild, wie offen, kon­struk­tiv und kreativ man mit neuen Lebenssi­t­u­a­tio­nen umge­hen kann. Mit ihrer Lebendigkeit steckt sie uns immer wieder neu an.«Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hil­ft, zu leben. (…) Kaum sind wir heimisch einem Leben­skreise und traulich einge­wohnt, so dro­ht Erschlaf­fen; nur wer bere­it zu Auf­bruch ist und Reise, mag läh­mender Gewöh­nung sich entraf­fen», fährt Hesse fort.Tun wir diese Schritte des Lebens im Ver­trauen auf Gottes Nähe und Bei­s­tand, so ähn­lich wie Aaron die Israeliten vor dem Einzug ins neue, gelobte Land seg­net. Nehmen wir also das Neue an und bleiben lebendig und agil, dem Leben zuge­wandt.Math­ias Jäg­gi, The­ologe und Sozialar­beit­er, arbeit­et als Beruf­ss­chullehrer  
Regula Vogt-Kohler
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