Ernsthaftes Ringen um die Zukunft im Bistum Basel

Ernsthaftes Ringen um die Zukunft im Bistum Basel

  • Am Sam­stag, 9. Sep­tem­ber, ging in Bern die dre­itägige syn­odale Ver­samm­lung des Bis­tums Basel zu Ende.
  • Die «Begleit­gruppe Syn­odaler Prozess im Bis­tum Basel» hat­te die Ver­samm­lung ini­ti­iert, kirch­liche Ver­bände, Fach­stellen und Gremien nominierten Teil­nehmende.
  • 100 Per­so­n­en aus allen zehn Bis­tum­skan­to­nen erar­beit­eten während dreier Tage soge­nan­nte pas­torale Weg­weis­er und disku­tierten darüber, wie die syn­odalen Struk­turen im Bis­tum Basel verbessert wer­den kön­nen.

Als die Medi­en­vertreterin­nen und ‑vertreter am Mor­gen des drit­ten Tages zur Ver­samm­lung stiessen, mussten sie sich zuerst mit der Fülle an Infor­ma­tio­nen, Anliegen und Analy­sen auseinan­der­set­zen. Eines jedoch wurde beim ersten Hin­hören klar: Hier sassen Frauen und Män­ner, die sich ern­sthaft und engagiert mit den Inhal­ten und Struk­turen auseinan­der­set­zen, welche die Kirche im Bis­tum Basel kün­ftig prä­gen sollen. Eine kom­plexe, aufwändi­ge und anstren­gende Auf­gabe. Eine Auf­gabe, die sich die Ver­sam­melten nicht leicht macht­en. Es wurde disku­tiert und wider­sprochen, aufgeschrieben, gestrichen und hart um einzelne For­mulierun­gen gerun­gen.

Wohin will sich das Bistum in naher Zukunft bewegen?

Kirchenpflegerin, Spezialseel­sorg­er, Ordens­frau, Jung­wachtleit­er, Bis­tumsmi­tar­beit­er, Syn­odal­rätin und Priester: Die syn­odale Ver­samm­lung in Bern brachte ver­schieden­ste Vertreterin­nen und Vertreter der römisch-katholis­chen Kirche im Bis­tum zusam­men. Sie disku­tierten über «Syn­odal­ität» und «pas­torale Weg­weis­er» im Bis­tum Basel.

«Syn­odal­ität» bedeutet «gemein­sam Vor­wärts­ge­hen» und beze­ich­net For­men der lösung­sori­en­tierten Mitwirkung und Zusam­me­nar­beit. Die «pas­toralen Weg­weis­er» sind in der aktuellen Form kurze Texte, die fes­thal­ten, worauf das Bis­tum Basel in naher Zukun­ft Gewicht leg­en will.

Redaktionsarbeit

Nach zwei Tagen Diskus­sion brachte eine Redak­tion­s­gruppe acht Texte zu Papi­er. Sarah Gigan­det, Mitar­bei­t­erin im Gen­er­alvikari­at des Bis­tums, und der Kom­mu­nika­tions­fach­mann Iwan Rick­en­bach­er hat­ten die Redak­tion­s­gruppe betreut und präsen­tierten am Sam­stag­mor­gen die acht so ent­stande­nen «pas­toralen Weg­weis­er». Iwan Rick­en­bach­er griff das Bild des Weg­weis­ers auf und sagte zu den Tex­ten: «Die einen sind schon ziem­lich präzise auf ein Ziel hin geschrieben, einige sind noch unvoll­ständig, es fehlen Angaben zu Sehenswürdigkeit­en oder Abkürzun­gen, es fehlen Zei­tangaben. Da und dort kön­nte man vielle­icht noch Hin­weise auf Wege für Schwindel­freie anbrin­gen.»

Hartnäckig verhandelt

In Grup­pen disku­tierten die Anwe­senden die acht Weg­weis­er, bracht­en Ergänzun­gen und Verbesserun­gen an. Es wurde hart­näck­ig ver­han­delt, zum Beispiel um die Frage, welche Sprache die Kirche sprechen soll. Soll diese Sprache «neu» sein? Oder «prophetisch»? oder bess­er «aktu­al­isiert» oder «vom Geist erfüllt»? Oder um die Frage, welche Rolle die Kirche in der Gesellschaft spie­len soll. Bernd Nilles, Geschäft­sleit­er von Fas­te­nak­tion, war beim Redigieren dabei: «Das, was da ste­ht, ist das, wom­it alle hier Ver­sam­melten leben kön­nen.»

Acht kurze Texte als Wegweiser

Die acht Weg­weis­er zu den The­men «Rel­e­vanz in der Gesellschaft», «Glauben­stra­di­tion», «Gläu­bige, Getaufte, kirch­liche Angestellte», «Finanzen», «Frei­willi­ge­nen­gage­ment», «Struk­tur und Net­zw­erk», «Interkul­turell» und «Dig­i­tal­isierung» wur­den anschliessend an Bischof Felix Gmür übergeben.

«Für mich ist wichtig, dass es ein Resul­tat gibt, das unser Disku­tieren und Rin­gen abbildet. Ich finde, es ist ein gutes Resul­tat», sagte der Bischof. Auf die Frage, was er von den Weg­weis­ern an die Welt­syn­ode in Rom mit­nehmen werde, antwortete Bischof Felix Gmür: «Das The­ma Gle­ich­berech­ti­gung und die Abmachun­gen zur Syn­odal­ität.»

Arbeitsgruppe analysierte die Strukturen

Im näch­sten Pro­gramm­punkt ging es um die Struk­turen, in denen die Inhalte der pas­toralen Weg­weis­er sich ent­fal­ten kön­nen. Seit dem let­zten Novem­ber hat eine Arbeits­gruppe bei­de Seit­en des dualen Sys­tems, die pas­torale und die staatskirchen­rechtliche, auf Stärken, Schwächen, Chan­cen und Gefahren unter­sucht. In der Arbeits­gruppe dabei sind: Detlef Heck­ing, Pas­toralver­ant­wortlich­er des Bis­tums Basel; Annegreth Bienz-Geis­sel­er, Präsi­dentin des Syn­odal­rats der Katholis­chen Kirche im Kan­ton Luzern; Prof. Dr. Markus Ries, Pro­fes­sor für Kirchengeschichte an der The­ol­o­gis­chen Fakultät der Uni­ver­sität Luzern; Sr. Mat­tia Fäh­n­drich, Pri­or­in des Klosters Heiligkreuz in Cham und Remo Meis­ter, Mitar­beit­er der Fach­stelle Jugend und junge Erwach­sene der Römisch-Katholis­chen Kirche im Aar­gau.

Unpopuläre, aber nötige Massnahmen

Die Arbeits­gruppe hat fest­ge­hal­ten, was sie konkret ange­hen möchte. Sechs Bausteine und 16 zuge­hörige Mass­nah­men hat sie definiert. Unter den vorgeschla­ge­nen Mass­nah­men find­en sich auch solche, die auf Wider­stand tre­f­fen kön­nten. Zum Beispiel die Fusion von Kirchge­mein­den, um die staatskirchen­rechtliche Par­tizipa­tion und Zusam­me­nar­beit zu stärken und die Pro­fes­sion­al­ität zu erhal­ten. Annegreth Bienz-Geis­sel­er, Syn­odal­rat­spräsi­dentin der Katholis­chen Kirche im Kan­ton Luzern, hat damit bere­its Erfahrung. Sie erk­lärte: «Eine Fusion muss von unten wach­sen, damit sie mit­ge­tra­gen wird, ist aber länger­fristig ein guter Weg.» Auf die Frage aus dem Plenum, ob es einen «Dünger» gebe, um Fusio­nen zu fördern, antwortete Bienz-Geis­sel­er: «Man muss in Kon­takt mit den Kirchenpfle­gen sein und ihnen klar aufzeigen, dass sie so nicht mehr funk­tion­ieren kön­nen.» Diesem Votum schloss sich der Aar­gauer Kirchen­rat­spräsi­dent Luc Hum­bel an: «Diese Erwartung muss die Exeku­tive klar kom­mu­nizieren.»

Jungwacht Blauring bringt die Stimme der Jugend ein

David Gün­ter arbeit­et auf der Kan­tonalen Arbeitsstelle von Jung­wacht Blau­r­ing im Kan­ton Aar­gau. Er hat den dre­itägi­gen Prozess ein­er­seits inter­essiert ver­fol­gt, ander­er­seits aktiv die Anliegen der jun­gen Men­schen einge­bracht. Dabei sei er nicht auf Anhieb gehört wor­den und habe insistieren müssen. Den­noch sagte er: «Für meine Arbeit und die Arbeit der Jubla nehme ich aus dieser Ver­samm­lung die Erken­nt­nis mit, dass die Mitwirkung der jun­gen Men­schen willkom­men und gewün­scht ist. Diese Gewis­sheit hil­ft den Jugendlichen, auch mal einen Schritt auf die ‘offizielle Kirche’ zuzuge­hen.»

Wegweiser müssen nun noch platziert werden

Nun liegt es an der «Begleit­gruppe Syn­odaler Prozess» und an Bischof Felix Gmür, ihren Blick über das kirch­liche Gelände schweifen zu lassen und die pas­toralen Weg­weis­er zu platzieren. Die Struk­turen sollen dabei die Inhalte unter­stützen, wie Luc Hum­bel abschliessend erk­lärte: «Wir müssen The­men disku­tieren, nicht Struk­turen. Aber bessere Struk­turen brin­gen effizien­teres Arbeit­en und uns allen mehr Freude an der Arbeit.»

Marie-Christine Andres Schürch
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