Ein Verein für unsere Heilige
- Am 28. Mai 1848 wurde Verena Bütler im aargauischen Auw geboren. Später trat sie ins Kloster ein und nahm den Namen Maria Bernarda an.
- Vor zehn Jahren, am 12. Oktober 2008, wurde die Franziskaner Missionsschwester heiliggesprochen.
- Bald hat die Heilige ihren eigenen Verein: Zum 10-Jahr-Jubiläum der Heiligsprechung findet am 28. Mai die Gründungsversammlung für den Verein «Maria Bernarda» statt. Interessierte sind herzlich willkommen!
- Alle Infos zum Verein gibt es auf der Seite www.maria-bernarda.ch
Ihr Lebensweg führte Verena Bütler zuerst ins Kloster Maria Hilf in Altstätten. Von dort ging sie später als Maria Bernarda Bütler nach Südamerika. In Ecuador gründete sie die Kongregation der Franziskaner Missionsschwestern von Maria Hilf. Im kolumbianischen Cartagena setzte sie ihr Wirken bis zu ihrem Tod 1924 fort. Die Metropole am karibischen Meer war der wichtigste Wirkungsort der Heiligen. Die Freiämter Ordensfrau hat dort Werke für Seelsorge, Kranken- und Behindertenpflege sowie Schulen und Spitäler gegründet. Vor zehn Jahren sprach Papst Benedikt XVI Maria Bernarda Bütler als erste und bisher einzige Schweizerin heilig.
Fast überrannt
Nachdem Scharen von Pilgern die beschauliche Gemeinde im Freiamt im ersten Jahr nach der Heiligsprechung fast überrannt hatten, beschloss eine Gruppe aus Vertretern der Kirchgemeinde und der Gemeinde, einen Besinnungsweg zu schaffen. Ausgehend von der Kirche stehen auf einem Kilometer fünf Stationen, die Themen aus Maria Bernardas Leben aufgreifen. Sie vermögen Menschen in verschiedenen Lebenssituationen wertvolle Denkanstösse zu geben. Heute finden zehn bis zwanzig Pilgergruppen im Jahr den Weg nach Auw. Daneben kommen viele Einzelpilger, die das Geburtshaus der Heiligen oder ihren Altar in der Kirche besuchen.
Neuen Schwung in die Heiligenverehrung
Vor vier Jahren nahm dann die Bernardakommission ihre Arbeit auf freiwilliger Basis auf. Als erstes gestaltete die Kommission die Webseite
maria-bernarda.ch neu. Auch der jährliche Gedenkgottesdienst um den 19. Mai herum wurde über Auw hinaus bekannter gemacht. Im vergangenen Jahr organisierte die Gruppe eine Pilgerreise nach Frastanz in Österreich, wo das Provinzialhaus der Franziskanerschwestern steht, sowie ins Kloster Maria Hilf in Altstätten. Nun geht die Kommission einen Schritt weiter und gründet den Verein «Maria Bernarda». Zehn Jahre nach der Heiligsprechung will sie damit neuen Schwung in die Heiligenverehrung bringen. Martin Abt und Gerhard Imbach sind Gründungsmitglieder der Bernarda-Kommission.
«Franziskanisch vorgehen»
In der Einladung zur Gründungsversammlung erklären sie ihre Beweggründe: «Das franziskanische Leben und Wirken von Maria Bernarda bietet viele Facetten, gerade für uns moderne Menschen, ob religiös oder kirchenfremd. Da Pilgerstätten immer schon vom Austausch mit Touristik und Kultur profitierten, bietet ein Verein eine klare Struktur und ist Ansprechpartner für alle Interessierten. «Der Verein Maria Bernarda soll einen Austausch von Leuten ermöglichen, die eine Affinität zur Heiligen haben», erklärt Martin Abt. Der Verein will die Pilgerstätten in Auw fördern, das Leben und Wirken von Maria Bernarda bekannt machen und den Austausch mit kirchlichen, touristischen und anderen Organisationen pflegen. Martin Abt: «Wir starten mit null Franken und schauen, wie viele Mitglieder wir finden.» Gerhard Imbach ergänzt: «Wir müssen und wollen franziskanisch vorgehen.» Die Gründung des Vereins ist für den Montag, 28. Mai 2018 geplant und fällt genau auf den 170. Geburtstag der Heiligen.
Glücksfall Geburtshaus
Das Haus, in dem Maria Bernarda Bütler geboren wurde, steht noch immer. Es liegt am Bachweg 4 in Auw. Damals wohnten dort neben ihren Eltern und Geschwistern auch drei weitere verwandte Familien. Rosmarie Wicki-Bütler, die Enkelin von Josef Bütler, der als Cousin von Maria Bernarda mit ihr zusammen aufgewachsen war, wohnt heute in diesem Haus. Sie und ihr Sohn errichteten im ehemaligen Wohnzimmer der Heiligen eine Gedenkstätte. Im Gedenkzimmer sind neben einem grossformatigen Bild von Maria Bernarda auch Fotos der Seligsprechungs- und Heiligsprechungsfeier sowie Gedenkgegenstände zu sehen. An der Aussenwand des Hauses weist eine Tafel auf die berühmte ehemalige Bewohnerin hin.
Drei Franziskanerschwestern im Pfarrhaus
Maria Bernarda war zeitlebens nie nach Auw zurückgekehrt und starb am 19. Mai in Cartagena. Umso schöner, dass vor sechs Jahren vier ihrer Mitschwestern, Franziskaner Missionsschwestern von Maria Hilf, nach Auw ins leere Pfarrhaus gezogen sind.Via Altersheim, das «Maria Bernarda Heim» heisst, hatte sich der Kontakt der Franziskanerschwestern nach Auw ergeben. Denn früher wurde das Heim von Ordensschwestern geleitet, erst vor zehn Jahren ging es in «weltliche» Führung über. Im Stiftungsrat ist der Orden jedoch noch durch eine Schwester vertreten. Sr. Consilia Hofer amtet als Provinzoberin der Franziskaner-Missionsschwestern von Maria Hilf. In dieser Funktion sitzt sie seit längerem im Stiftungsrat des Maria Bernarda Heims. Anlässlich der jährlichen Stiftungsratsversammlungen lernte sie den Geburtsort ihrer Heiligen kennen. Nun wohnt sie zusammen mit Sr. Flormita und Sr. Angela fest in Auw. Die drei Schwestern helfen der Sakristanin aus, heissen Pilgerinnen und Pilger willkommen und übernehmen seelsorgerische Aufgaben. Daneben ist Sr. Consilia aber viel unterwegs. Sie reist zu Versammlungen im deutschen Raum und einmal im Jahr nach Südamerika. Momentan zählt der Orden weltweit 600 Schwestern. Weil auch hier der Nachwuchs weitgehend fehlt, setzen die Franziskanerinnen Laien ein, welche die Arbeit vor Ort weiterführen.
Besonderer Draht zu Maria Bernarda
In Auw betreut Sr. Consilia auch Pilgergruppen und bespricht mit ihnen, was sie sich wünschen, etwa einen Vortrag oder ein Gebet. Die meisten Pilger kommen alleine. Es sind häufig Menschen mit konkreten Anliegen, etwa vor oder nach einer Operation. Die offiziellen Pilgergruppen melden sich via Gemeindewebseite an. Die Gemeinde organisiert das Gewünschte dann zusammen mit der Kirche — eine gute Kooperation.Zu ihrer berühmten Mitschwester hat Sr. Consilia Hofer einen besonderen Draht: «Ich spreche oft mit Maria Bernarda, manchmal auch laut», sagt sie. Im Kloster Frastanz, wo Sr. Consilia daheim war, bevor sie nach Auw zog, finden sich über 2000 Briefe, die Maria Bernarda im Lauf ihres Lebens an ihre Mitschwestern verfasst hat. Es handle sich um Lebens- und Glaubenshilfen, erklärt Sr. Consilia. Zu ihrer Familie habe Maria Bernarda nach dem Klostereintritt keine grossen Beziehungen mehr gepflegt. Wenn man aber sucht, findet man in Auw dennoch Spuren von ihr. Gerhard Imbach hat im Gemeindearchiv beispielsweise ein Erbschaftsprotokoll aufgespürt, wo erwähnt ist, dass Maria Bernarda eine beträchtliche Geldsumme von ihrem verstorbenen Onkel geerbt hatte. Der historisch Interessierte hat sich mit dem Leben von Maria Bernarda beschäftigt und betont: «Maria Bernarda zog mit sechs Mitschwestern weg vom behüteten, geordneten Klosterleben ins Unbekannte. Sie fuhr durch Europa, über den Atlantik. Sie hat ihre Komfortzone definitiv verlassen». Und Sr. Consilia bekräftigt: «Sie hat die Heiligkeit definitiv verdient.»
Feierliche Anlässe in kommender Zeit
Nach dem alljährlichen Gedenkgottesdienst am 19. Mai findet am 28. Mai die Gründung des Vereins «Maria Bernarda» statt. Am Sonntag, 14. Oktober begeht die Pfarrei den Festgottesdienst zum 10-Jahr-Jubiläum der Heiligsprechung mit Weihbischof Denis Theurillat.