Ein Ohr für die Schöpfung

Ein Ohr für die Schöpfung

Im Jubiläum­s­jahr «30 Jahre oeku» (siehe ganz unten) begin­nt die oeku eine neue The­men­rei­he zu den klas­sis­chen fünf Sin­nen. Am Anfang ste­ht der Hörsinn. Bis 2020 fol­gen Riechen, Tas­ten, Schmeck­en und Sehen. Mit dem Slo­gan „Ein Ohr für die Schöp­fung“ regt die oeku an, die Aufmerk­samkeit auf die Klänge der Schöp­fung zu richt­en und auch den Lärm wahrzunehmen, der die Schöp­fung beein­trächtigt.

Die Schöpfung hört

Der Hörsinn spielt in den abra­hami­tis­chen Reli­gio­nen Juden­tum, Chris­ten­tum und Islam eine zen­trale Rolle. Denn diese Reli­gio­nen haben ihren Ursprung im Wort Gottes, das den Men­schen offen­bart wor­den ist. Sog­ar die Schöp­fung selb­st geschieht durch das Wort (Gen 1; Joh 1,1). In der ersten Schöp­fungs­geschichte gestal­tet Gott die Welt durch sein Wort – Gott spricht und die Erde gehorcht, bringt Pflanzen, Wasser­lebe­we­sen, Vögel, Landtiere und den Men­schen her­vor.

Sinnliche Meditation

Die Schöp­fungszeit bietet Kirchge­mein­den und Pfar­reien die Gele­gen­heit, die Aufmerk­samkeit auf die Klänge der Schöp­fung zu richt­en: Vogel- und Froschkonz­ert, Wind und Wet­ter, Worte und Musik. Es gilt aber auch, den Lärm wahrzunehmen, der die Schöp­fung beein­trächtigt, oder den Wert der Stille zu ent­deck­en – in der Med­i­ta­tion und in der Natur.

«Hörproben» aus dem Aargau

Clau­dia Rüegseg­ger, Kat­e­chetin und Aus­bil­dungslei­t­erin an der Fach­stelle Kat­e­ch­ese Medi­en, Aarau«Eben gur­rt eine Wild­taube vom Rosen­garten­fried­hof herüber. Alle anderen Geräusche sind Men­schen gemacht. Auch mein bei­d­seit­iger Tin­ni­tus. Er behin­dert mein Hören von deut­lichen auch sehr leisen und ent­fer­n­ten Geräuschen nicht. Wie ein Wat­te­sieb legt er sich aber dumpf in meine Ohren bei undeut­lichen oder mehrfachen Klän­gen. Qui­etschen, Knallen, Schreien wirken mehrfach ver­stärkt. Hören ist ein Phänomen. Hören ist der rote Faden für die Lange Nacht in der Kirche mein­er Wohnp­far­rei. Mit Mäd­chen und Jungs im Reli­gion­sun­ter­richt zur Schöp­fungszeit werde ich dafür ein Geräuschequiz vor­bere­it­en. Was machen wir, wenn Gehör­lose kom­men?»Mar­cel Not­ter, Gen­er­alsekretär Römisch-Katholis­che Lan­deskirche Aar­gau, pas­sion­iert­er Jäger und Naturschützer«Ich höre zuallererst in die Natur, wenn ich früh­mor­gens in jagdlich­er Mis­sion den Hochsitz erk­limme. Mor­gens um 4 Uhr ist es noch still. Nur das Rauschen des fer­nen Bachs ist zu hören. Es bleibt Zeit, in sich selb­st zu hören. Was klingt in mir an? Bald begin­nt die Däm­merung, die Dunkel­heit schwindet. Eine Amsel eröffnet als Solistin das Wald­konz­ert, in das nach und nach das gesamte Vogel-Orch­ester mite­in­stimmt. Im Unter­holz raschelt es – ein Dachs pirscht vor­bei und ver­schwindet in seinem Bau. Die Tiere der Nacht leg­en sich schlafen. Der Tag für die Men­schen ist erwacht.»Bern­hard Lind­ner, Gemein­deleit­er St. Kos­mas und Dami­an, Oeschgen, und Erwach­se­nen­bild­ner bei Bil­dung und Prop­stei«‚Ein Ohr für die Schöp­fung‘ lädt uns ein, unsere Beziehung zur Natur, zu den Lebe­we­sen aller Art zu über­denken: Habe ich ein Ohr für die Geräusche der Natur, für das Zir­pen der Grillen, das Sum­men der Bienen, das Zwitsch­ern der Vögel oder den Schrei des Milan? Unsere Welt ist sehr laut gewor­den, tagtäglich mit Verkehrslärm und Baulärm, mit der Lau­theit der Medi­en- und Freizeitwelt. Unsere beschle­u­nigte Wirtschaft lässt kaum Platz für Dinge die nicht unmit­tel­bar Gewinn abw­er­fen. Gle­ichzeit­ig betra­chtet sie die natür­lichen Ressourcen als Gratis­gaben, an denen man sich schranken­los bedi­enen kann. Ein Ohr lei­hen ste­ht auch dafür den Lei­den­den zuzuhören und Ihnen eine Stimme zu geben. So ist es gut der Natur eine Stimme zu geben. Und let­ztlich erin­nert das “Ohr für die Schöp­fung” an den Schöpfer, daran dass sich kein­er das Leben selb­st gegeben hat und wir alle Teil dieses Wun­der­w­erks sind.»

30-Jahr Jubiläum «oeku»

Am 6. Dezem­ber 1986 wurde der öku­menis­che Vere­in «oeku Kirche und Umwelt» gegrün­det. Er ent­stand aus der öku­menis­chen Bewe­gung für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöp­fung. Das ist 30 Jahre her, mit­tler­weile ist «oeku» eine all­seits anerkan­nte kirch­liche Umwelt­fach­stelle. Die «oeku» unter­stützt Kirchge­mein­den, Pfar­reien und Lan­deskirchen mit schöp­fungs­the­ol­o­gis­chen Impulsen, Kursen und Praxisempfehlun­gen. Zudem ver­mit­telt der Vere­in Beratun­gen.

Damals wie heute aktuell

Die «oeku» ent­stand in ein­er Zeit, als Katas­tro­phen wie die Kern­schmelze von Tsch­er­nobyl oder der Brand der Schweiz­er­halle das öffentliche Bewusst­sein prägten. Die öku­menis­che Bewe­gung wurde dabei immer mehr zur Stütze von «oeku». Ein Gefäss waren die Europäpis­chen Öku­menis­chen Ver­samm­lun­gen. Bere­its auf der ersten dieser Ver­samm­lun­gen 1989 in Basel wur­den Umweltan­liegen aufgenom­men. Die Forderun­gen «einen neuen Lebensstil anzunehmen, der der Umwelt so wenig Schaden wie möglich zufügt», passt ohne Abstriche ins Heute. Später nahm die Ver­samm­lung Anre­gun­gen von «oeku» auf. So zum Beispiel die Ein­führung ein­er Schöp­fungsZeit im Kirchen­jahr.Von der Basisor­gan­i­sa­tion zur kirch­lichen Umwelt­fach­stelle — Medi­en­mit­teilung 30 Jahre «oeku»Fly­er Jubiläum­san­lass »oeku» www.oeku.ch
Anne Burgmer
mehr zum Autor
nach
soben