Dreiklang eines versteckten Klosters

Dreiklang eines versteckten Klosters

  • Das Hor­i­zonte-Team hat sich ganz in den West­en seines Gebi­etes begeben für die Som­merserie «Im wilden West­en»
  • Kom­men Sie mit Hor­i­zonte mit auf Ent­deck­ungsreise zu ver­schiede­nen Klöstern an den Rän­dern des Kan­tons.
  • Zweite Folge: Das Kloster Schön­thal bei Lan­gen­bruck in Basel­land
 Kann man sich an einen Ort anlehnen? Sind Gum­mistiefel Kun­st? Rauscht der Flügelschlag eines Schmetter­lings? Wie von selb­st tauchen der­ar­tige Fra­gen auf zu Geschichte, Kun­st und Natur, dem Dreik­lang am und um das Kloster Schön­thal.

Das Navi sagt: Ziel erreicht!

Die Anfahrt vom Chilchz­im­m­er­sat­tel, bei schönem Wet­ter mit dem Töff ein Genuss, offen­bart zweier­lei. Erstens: Das Kloster Schön­thal ver­steckt sich bis zum Schluss. Kein Kirch­turm ragt empor, keine grosse Anlage zeigt, dass hier einst lebten Mönche oder Non­nen lebten. Man ist ver­sucht, weit­erz­u­fahren, doch das Navi sagt: Halt, Stopp, Ziel erre­icht. Zweit­ens:  die Kun­st, die zum Kloster Schön­thal dazuge­hört.  Im Nach­hinein erin­nert man sich, da war doch was, links der Strasse mit­ten auf der grü­nen Wiese. Eine Stahlskulp­tur, ros­tig-braun, doch so har­monisch in der Land­schaft, dass sie nicht stört. Wer angekom­men ist, aussteigt und dur­chat­met spürt: Es ist ein beson­der­er Ort, dieses Schön­thal, sein Dreik­lang sinnlich wahrnehm­bar.

Klang 1: Geschichte

1145 wird erst­mals eine Mönchs­ge­mein­schaft erwäh­nt, 1187 wird die Klosterkirche gewei­ht. Sie ist eine der früh­esten, weit­ge­hend erhal­te­nen roman­is­chen Kirchen der Region. Ihre West­fas­sade, beson­ders das Por­tal mit in Stein gemeis­sel­ten flo­ralen Ele­menten, einem Löwen und einem Men­schen sowie einem Lamm mit Kreuz, gilt als Prunk­stück der hochro­man­is­chen Baukun­st. Schlicht, klar, ein­fach – so sta­bil und beständig die Fas­sade ist, so bewegt liest sich die über 800-jährige Geschichte des Ortes. Ein Benedik­tin­erk­loster war das Schön­thal, bald gar ein Dop­pelk­loster – Män­ner und Frauen, in getren­nten Häusern wohn­haft, belebten den Ort.  Im 15. Jahrhun­dert bekommt die Kirche eine Glocke – gegossen in der Glock­engiesserei Aarau.Als Folge der Basler Ref­or­ma­tion wird das Kloster 1529 schliesslich aufge­hoben. Das Klostergut wird Basler Sennhof, die Klosterkirche beherbergt einen Ziegel­bren­nofen, wird später als Geräter­aum und Holzschopf benutzt. Im 17. Jahrhun­dert wird im Kirchen­raum ein Zwis­chen­bo­den einge­zo­gen, ein gross­es Christo­pherus­fresko dadurch in Bauch­höhe «geteilt». 1836 wird der Sennhof Pri­vatbe­sitz, 1967 stellt der Kan­ton Basel-Land­schaft die Klosterkirche unter kan­tonalen Denkmalschutz. 1986 schliesslich kauft – eher per Zufall – der Basler John Schmid das Kloster mit dazuge­hörigem Bauern­hof sowie rund 100 Hek­taren Land. Es fol­gt eine mehrjährige Ren­o­va­tion der Gebäude und damit der Grund­stein für das heutige Konzept.

Klang 2: Kunst

John Schmid, Jahrgang 1937, mehrfach aus­geze­ich­neter Wer­ber, war – so erzählt er dem SRF Region­aljour­nal im Jahr 2016 – eigentlich auf der Suche nach einem Bauern­hof als Rück­zug­sort für sich. Ein Fre­und habe ihn auf das Kloster aufmerk­sam gemacht und dann habe sich seine Unternehmerseele gerührt. John Schmid kaufte, ren­ovierte mit Sorgfalt und liess den Ort ruhen. Er reiste nach Irland und – so erzählt es Car­o­la Schütz, die kaufmän­nis­che Lei­t­erin – entwick­elte dort im Gespräch mit dem US-amerikanis­chen Lichtkün­stler James Thurell die Idee eines Skulp­turen­parks für das Schön­thal. Car­o­la Schütz zeigt den Plan des Parks: «Man braucht sich­er zweiein­halb bis drei Stun­den, um alle Skulp­turen hier zu sehen. John Schmid hat sich im Vor­feld in Schot­t­land und Eng­land andere Parks angeschaut. Bei uns war das noch nicht so in Mode wie dort».Im Jahr 2000 wurde der Skulp­turen­weg eröffnet, 2001 über­führte John Schmid das Gesamtensem­ble in die Stiftung «Sculp­ture at Schön­thal». Alle paar Jahre kommt ein neues Werk hinzu, gen 35 Skulp­turen kön­nen sich inter­essierte Besuch­er und Besucherin­nen wan­dernd erschliessen. Die Gren­zen zwis­chen Natur und Kun­st sind dabei fliessend. Die Werke ste­hen im Dia­log mit der Umge­bung und umgekehrt. Wer will, kann sich in den Dia­log ein­klinken und sich inspiri­eren lassen. Doch nicht nur in der Land­schaft wächst die Kun­st. Das Erdgeschoss der Klosterkirche – der mod­erne Ein­gang an der Ost­seite zeigt es – ist ein Ausstel­lungsraum. Zurzeit schmeckt der Raum nach Heu, denn der Kün­stler Olaf Holzapfel zeigt noch bis Anfang Novem­ber 2018 seine Werke aus dem Natur­ma­te­r­i­al.

Klang 3: Natur

Den Ein­gang zum Ausstel­lungsraum zur recht­en, liegt vor einem der Ein­gang zum Kloster­hof, schräg links vor einem der Kloster­garten. Unzäh­lige Bienen, Hum­meln und Schmetter­linge sum­men, brum­men und flat­tern zwis­chen den Wild­blu­men. «Tee und Blu­men­sträusse für die Zim­mer», sagt Car­o­la Schütz auf die Frage, was mit der Pracht geschehe. Som­mer­lich sat­te Stille liegt über dem Ort, einzig unter­malt durch Kuh­glock­en und Gril­len­zir­pen. Über den Hof kommt ein junger Mann. Er ist der Bauer, der den Hof des Klosters Schön­thal nach Deme­ter-Richtlin­ien bewirtschaftet.Bio­di­ver­sität und die Rück­kehr zu ein­er gesun­den Mis­chung von Nutzung und Ver­wilderung der Land­schaft sind der dritte Teil des Konzeptes der Stiftung Kloster Schön­thal. Dazu gehöre auch, mit Garte­nar­chitek­ten neue Land­marken wie einzeln ste­hende Bäume zu set­zen. «Non­nen­bäume», so habe man die Einzel­bäume scherzhaft genan­nt, sagt Car­o­la Schütz. Auch ein ehe­ma­liger Wei­her, vol­lkom­men ver­schlammt, sei wieder zurück­ge­won­nen. «Der Wass­er zuführende Bach wurde rena­turi­ert und jet­zt es ein­fach ein schön­er Ort», erzählt sie.

Die Seele darf atmen

Wenn ein Ort einen Charak­ter haben kann, dann ist das Kloster Schön­thal ein intro­vertiert­er, ein ruhiger und in sich gekehrter Ort des Dialoges, den einzelne Men­schen und Grup­pen immer wieder auf­suchen. Führungsriegen ver­schieden­er Geschäfte kom­men zur Retraite ins Kloster Schön­thal. Architek­ten eben­falls. Die Etage über dem Ausstel­lungsraum ist Sem­i­nar­raum. Pri­vat­per­so­n­en kön­nen eben­falls über­nacht­en, doch nur bei mehr als zwei Nächt­en. Die Zim­mer­na­men, so will es die Geschichte, sind die Namen der let­zten Non­nen, die im Kloster lebten: Dorothea oder Wilbi­na ste­ht auf den Balken über den Türen. In den Zim­mern, im Sem­i­nar­raum – über­all find­et sich, mal deut­lich­er mal ver­steck­ter, Kun­st. In der Küche reicht die Spanne von mod­ernem Cer­an­feld bis zum grossen gus­seis­er­nen Kessel. Im Vor­raum vor der Küche hän­gen Fotografien der Kün­st­lerin­nen und Kün­stler, die den Skulp­turen­park um ihre Werke bere­icherten. Im alten Hüh­n­er­stall im Hof ist eine kleine Bib­lio­thek unterge­bracht. Der Ort lädt zum Ver­weilen und man hofft fast, für einige Zeit nicht gefun­den zu wer­den. www.schoenthal.ch
Anne Burgmer
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