Fra­gen aus der Schub­la­de holen

Fra­gen aus der Schub­la­de holen

Reli­giö­ser Glau­be fällt meist nicht vom Him­mel, son­dern wächst im Zusam­men­hang mit bestimm­ten Begeg­nun­gen und per­sön­li­chen Erfah­run­gen. Im Stück «Like a Pray­er» stellt Regis­seu­rin Corin­ne Mai­er die gera­de heu­te so kom­ple­xe wie aktu­el­le Fra­ge nach dem Glau­ben  — und den Geschich­ten hin­ter dem Glau­ben. Das Thea­ter Tuch­lau­be in Aar­au zeigt «Like a Pray­er» am 6. und 7. April. Hori­zon­te ver­lost noch ein­mal zwei Tickets für den Thea­ter­abend. Corin­ne Mai­er erzählt im Inter­view, war­um sie zur Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Glau­ben gezwun­gen war und was sie wäh­rend einer Woche im Klo­ster erlebt hat. Corin­ne Mai­er, zum Titel des Stücks «Like a Pray­er» fällt einem spon­tan das Album der Pop­sän­ge­rin Madon­na ein. Wie sind Sie auf die­sen Namen gekom­men? Corin­ne Mai­er: Der Abend soll­te Geschich­ten erzäh­len, von den bei­den Per­for­mern und den Schwe­stern im Klo­ster, die wir besucht hat­ten. Auch wenn der Abend nicht wie ein Gebet, son­dern ein Thea­ter­abend wer­den soll­te, schweb­te mir doch ein per­for­ma­ti­ver Ansatz vor, der das Erzäh­len selbst in den Vor­der­grund stellt und ihm eine Wir­kung zuspricht. Zu die­sem Vor­ha­ben hat Madon­nas Song- und Album­ti­tel ganz ein­fach inhalt­lich gut gepasst. Aus­ser­dem wird durch den Bezug zum Pop ein wei­te­rer Rah­men auf­ge­macht, der das Reli­giö­se in einem ande­ren Licht erschei­nen lässt und es viel­leicht stel­len­wei­se auch sus­pen­diert hat.Im Pres­se­text zum Stück ist von einem «ein­schnei­den­den per­sön­li­chen Erleb­nis» die Rede, wel­ches Sie mit der Fra­ge nach der Reli­gi­on kon­fron­tier­te. Mögen Sie mehr zu die­sem Erleb­nis sagen? Ich setz­te mich fast gezwun­ge­ner­mas­sen mit dem The­ma Glau­ben aus­ein­an­der, weil eine sehr gute Freun­din von mir ein ‚über­sinn­li­ches’ Erleb­nis hat­te. Sie wur­de danach qua­si von einem Tag auf den ande­ren gläu­big und hat mich damit vor vie­le Fra­gen gestellt. Wie kann das sein? Und vor allem: Glau­be ich jetzt noch an die­se Freund­schaft? Für mich hat sich das erst ein­mal ange­fühlt, als wäre sie aus unse­rer gemein­sa­men in eine gegen­tei­li­ge Par­tei ein­ge­tre­ten.Für die Recher­che zum Stück weil­ten Sie und Ihr Film­team eine Woche im Klo­ster St. Josef im Muo­ta­thal. Was hoff­ten Sie dort zu fin­den? Ich hat­te mir erhofft, dass wir, und spä­ter das Publi­kum, durch die Gesprä­che im Klo­ster und durch die Aus­ein­an­der­set­zung mit einem for­mal stren­gen, eher fer­nen Glau­bens­le­ben etwas Frem­des ken­nen­ler­nen und dadurch auch — qua­si über Ban­de — eige­nen Posi­tio­nen auf die Schli­che kom­men. Es war toll, dass wir eine gan­ze Woche den nor­ma­len Ablauf im Klo­ster durch­ein­an­der wir­beln durf­ten. Denn das ist pas­siert, obwohl wir am Anfang nur still mit­lau­fen woll­ten.Haben sich Ihre Erwar­tun­gen erfüllt? Ja. Wir durf­ten viel und viel mehr als erwar­tet am All­tags­le­ben der Schwe­stern teil­ha­ben und haben so wirk­lich einen Ein­blick in das uns unver­trau­te Klo­ster­le­ben und die auch sehr indi­vi­du­el­len Ein­stel­lun­gen der Schwe­stern bekom­men. Das Erfah­re­ne dann spä­ter wäh­rend der Pro­ben in einem zwei­ten Schritt und aus der Distanz her­aus in Bezug zu den eige­nen Glau­bens­wel­ten — oder auch Nicht-Glau­bens­wel­ten — zu brin­gen, war gar nicht so leicht. Das Klo­ster ist tat­säch­lich ein star­ker Gegen­pol zu unse­ren Stadt- und Rei­se­le­ben.Was hat Sie im Klo­ster über­rascht? Die Offen­heit und den ein­neh­men­den Humor der Schwe­stern hat­ten wir ehr­lich gesagt so nicht unbe­dingt erwar­tet.Das Thea­ter­stück ist in den ver­gan­ge­nen ein­ein­halb Jah­ren auf diver­sen Festi­vals gelau­fen. Was hat sich seit­her ver­än­dert? Es hat sich gesetzt, man­che Hal­tun­gen sind kla­rer gewor­den. Einer­seits durch ein, zwei Umstel­lun­gen im Ablauf, aber auch ganz ein­fach durch die zeit­li­che Distanz und unse­ren ver­än­der­ten Blick auf das Stück.Im Anschluss an die Auf­füh­rung vom 6. April gibt es im Thea­ter Tuch­lau­be ein Publi­kums­ge­spräch. Wel­che Erfah­run­gen haben Sie damit gemacht? Es gab schon eini­ge sehr unter­schied­li­che Publi­kums­ge­sprä­che zu «Like A Pray­er». Es ist schwie­rig, die­se unter­schied­li­chen Erfah­run­gen auf einen Nen­ner zu brin­gen. Jedes Gespräch war auf sei­ne Art und Wei­se span­nend. Abhän­gig von der Zusam­men­set­zung der Grup­pe, die für das Gespräch bleibt, steht manch­mal mehr das Stück oder aber das The­ma im Vor­der­grund; es gab auch schon sehr ange­reg­te und auf­ge­reg­te Gesprä­che, gera­de wenn Leu­te mit ganz unter­schied­li­chen Hin­ter­grün­den zusam­men­ka­men.Also eine span­nen­de Sache. Das Pfarr­blatt Hori­zon­te ver­lost Tickets für «Like a Pray­er». Wor­auf dür­fen sich die Gewin­ner sonst noch freu­en? Wenn man möch­te, kann man sich an dem Abend wie­der ein­mal mit Fra­gen aus­ein­an­der­set­zen, die man län­ger in der Schub­la­de hat ver­stau­ben las­sen. Nach­dem sich so eine Sicht auf die Welt ein­mal gesetzt hat, wird sie sel­ten wie­der grund­le­gend hin­ter­fragt. Aller­dings kann genau das ja auch gros­sen Spass machen!Hori­zon­te ver­lost noch ein­mal 2 Tickets für die Auf­füh­rung vom 6. April 2017. Wer an der Ver­lo­sung teil­neh­men möch­te, schreibt bis Sonn­tag­abend, 26. März 2017, ein E‑Mail an . Bit­te geben Sie Ihren Namen und Ihre Adres­se an.Öffent­li­che Auf­füh­run­gen: Mitt­woch, 6. April 2017, 20.15 Uhr Don­ners­tag, 7. April 2017, 20.15 UhrVor­ver­kauf / Reser­va­ti­on: www.tuchlaube.ch / aar­au info, Metz­ger­gas­se 2, T 062 834 10 34Die 1981 gebo­re­ne Bas­le­rin Corin­ne Mai­er stu­dier­te in Hil­des­heim Kul­tur­wis­sen­schaf­ten und ästhe­ti­sche Pra­xis. sie arbei­te­te als Dra­ma­tur­gin und Thea­ter­päd­ago­gin, grün­de­te das Thea­ter­kol­lek­tiv «magic gar­den» mit und stand zunächst in Lec­tu­re Per­for­man­ces selbst auf der Büh­ne. 2012 begann sie, auch Regie zu füh­ren und insze­nier­te 2013 «Past is Pre­sent», mit dem sie seit­her auf zahl­rei­chen euro­päi­schen Festi­vals und in Indi­en tour­te und 2015 auch im Thea­ter Tuch­lau­be Aar­au zu Gast war. Zuletzt insze­nier­te sie «MY SELF» am Stadt­thea­ter Gies­sen. Aus­führ­li­che Expe­di­tio­nen und Recher­chen ste­hen am Anfang ihrer oft doku­men­ta­ri­schen Theaterarbeiten.
Marie-Christine Andres Schürch
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