«Stärkerer Druck auf Entwicklungshilfegelder»

«Stärkerer Druck auf Entwicklungshilfegelder»

  • Die Organ­i­sa­tion für wirtschaftliche Entwick­lung OECD stellte der Schweiz­er Entwick­lung­shil­fe ein gutes Zeug­nis aus, kri­tisierte allerd­ings die Absicht, kün­ftig mehr Gelder gezielt an migra­tionspoli­tis­che Ziele zu knüpfen.
  • Beim kirch­lichen Hil­f­swerk Fas­tenopfer ist man ent­täuscht, dass der für die Entwick­lung­shil­fe zuständi­ge Bun­desrat Ignazio Cas­sis ein zunächst vere­in­bartes Gespräch mit Hil­f­swerksvertretern hat platzen lassen.
  • Daniel Hostet­tler, Leit­er Inter­na­tionale Pro­gramme bei Fas­tenopfer, befürchtet, dass der Druck auf die Entwick­lung­shil­fe weit­er zunehmen wird.
 Herr Hostet­tler: Nach­dem auch Fas­tenopfer den Besuch ein­er umstrit­te­nen Kupfer­mine von Bun­desrat Cas­sis in Sam­bia kri­tisiert hat­te, bot der Mag­is­trat gegenüber Fas­tenopfer Hand zum Aus­tausch. Nun ist es diesen Monat zu ein­er Aussprache gekom­men. Mit Bun­desrat Cas­sis? Daniel Hostet­tler: Nein. Wir haben gehofft, dass wir mit Her­rn Bun­desrat Cas­sis direkt ins Gespräch kom­men, weil wir das Gefühl hat­ten, dass er die Sit­u­a­tion der Zivilge­sellschaft in den betrof­fe­nen Län­dern noch zu wenig wahrgenom­men hat und wir es als wichtig eracht­en, dass er die Sit­u­a­tion aus der Sicht von Betrof­fe­nen ein­mal geschildert bekommt. Aber es kamen dann nur Fach­leute aus dem EDA zu dem Tre­f­fen. Die ken­nen die Sit­u­a­tion. Insofern war das, was sich aus dem Gespräch­sange­bot entwick­elte, schon ein wenig ent­täuschend.Fas­tenopfer hätte Her­rn Cas­sis also mit Betrof­fe­nen zusam­menge­bracht, die ihm ihre Sicht hät­ten schildern kön­nen? Ja, das war eigentlich die Idee. Soeur Nathalie Kan­gaj aus der Demokratis­chen Repub­lik Kon­go macht dort anwaltschaftliche Arbeit. Und auch im Kon­go unter­hält Glen­core Minen. Es war angedacht, dass Soeur Nathalie Her­rn Cas­sis aus erster Hand berichtet, wie sie die Sit­u­a­tion wahrn­immt.Gab es nichts Konkretes aus dem Aus­tausch? Etwas schon. Man hat uns in Aus­sicht gestellt, dass das EDA unsere Part­neror­gan­i­sa­tio­nen kün­ftig stärk­er beim Aus­tausch vor Ort mitein­beziehen wolle. Konkret jet­zt in Kin­shasa.Viele Hil­f­swerke kla­gen ja aktuell, konkret unlängst die Car­i­tas und HEKS. Neb­st der wach­senden Konkur­renz auf dem Spenden­markt machen Sie auch die DEZA ver­ant­wortlich, weil diese Ihre Man­date inter­na­tion­al auss­chreibt. Aber gilt das nicht schon seit län­ger­er Zeit? Doch. Und es wäre auch nicht so sehr ein Prob­lem, wenn man umgekehrt auch von der EU Entwick­lung­shil­fegelder bekom­men kön­nte. Aber das geht ja jet­zt nicht mehr.Inwieweit bet­rifft das auch Fas­tenopfer? Wie viel Geld bekommt ihr von der DEZA? Aus der EU haben wir im Gegen­satz zu beispiel­sweise der Car­i­tas nie Mit­tel bezo­gen. Aber die Pro­gramm­beiträge von Seit­en der DEZA machen rund einen Vier­tel von unserem Bud­get aus. Das ist schon ein wichtiger Beitrag.Nun soll ja die Entwick­lung­shil­fe auch gekürzt wer­den. Die SVP will gar mit ein­er Ini­tia­tive das Geld in die AHV umverteilen? Wie wahrschein­lich sind diese Szenar­ien? Die SVP-Ini­tia­tive hat wohl nicht viel Chan­cen. Auch im Par­la­ment haben noch weite Kreise der Bürg­er­lichen viel Ver­ständ­nis für Entwick­lung­shil­fe. Doch der Druck auf staatliche Entwick­lung­shil­fegelder wird zunehmen. Hinzu kommt, dass sich die Schweiz auch zu Zahlun­gen an den Kli­maschutz und die Migra­tions­the­matik verpflichtet hat. Ein Grossteil des Geldes hier­für wird dann wohl aus der Entwick­lung­shil­fe fliessen. Was das dann für uns Hil­f­swerke bedeutet, ist noch völ­lig unklar. Wir müssen schauen, wie sich das entwick­elt. Das ist im Moment alles sehr volatil.Und bei Kürzun­gen der Pro­gramm­beiträge? Das würde sicher­lich auch für uns heis­sen, dass wir Pro­gramme schliessen und Stellen abbauen müssten.
Andreas C. Müller
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