Caritas-Projekt «Co-Pilot» in der Transitzone

Caritas-Projekt «Co-Pilot» in der Transitzone

  • Isabelle Oder­matt von Car­i­tas Aar­gau zieht eine pos­i­tive Bilanz zum Pro­jekt «Co-Pilot», das vor einem Jahr in Aarau und Baden ges­tartet wurde. 54 Frei­willige haben je einen Flüchtling zwei bis vier Mal im Monat besucht und bei der Inte­gra­tion unter­stützt.
  • Das Pro­jekt «Co-Pilot» wird fort­ge­führt. Im April wer­den neue Frei­willige rekru­tiert.
Mit Unter­stützung sein­er Co-Pilotin erre­ichte der 44-jährige Tek­le aus Eritrea den Fam­i­li­en­nachzug sein­er Frau und sein­er Tochter. Dies nach­dem er bere­its seit vier Jahren in der Schweiz lebte. Das Car­i­tas-Pro­jekt «Co-Pilot» bringt Migranten mit Frei­willi­gen zusam­men, welche sie bei der Inte­gra­tion unter­stützen.2’500 Stun­den Frei­willi­ge­nar­beit Am 15. März trafen sich in Baden die soge­nan­nten «Cock­pit-Teams« zu einem abschliessenden Aus­tausch. 16 Teams wer­den weit­er­fahren, vier Teams «sind defin­i­tiv gelandet», wie Isabelle Oder­matt erk­lärte. Mit Aarau zusam­men seien laut Isabelle Oder­matt im ver­gan­genen Jahr 54 «Cock­pit-Teams» an den Start gegan­gen. Monatlich zwei bis vier­mal hät­ten sich die Frei­willi­gen mit den Flüchtlin­gen getrof­fen. «Das ergab gegen 2’500 Stun­den Frei­willi­ge­nar­beit», rech­nete Isabelle Oder­matt vor.Die Frei­willi­gen betreuten zur Haupt­sache Men­schen aus Eritrea, Syrien Soma­lia und Afghanistan, aber auch aus Tibet, dem Jemen und Irak. Geholfen wurde bei der Arbeits- und Woh­nungssuche, bei Fra­gen rund um Gesund­heit, Fam­i­li­en­nachzug und Bil­dung.

Ankämpfen gegen den Widerstand aus der Bevölkerung

«Ich wollte ein­fach mal in das Asyl­we­sen Ein­blick erhal­ten und mir eine eigene Mei­n­ung bilden», erk­lärte Con­ny B. gegenüber Hor­i­zonte ihre Moti­va­tion, sich als Co-Pilotin zur Ver­fü­gung zu stellen. Die 60-Jährige Treuhän­derin durfte eine Frau aus Eritrea begleit­en.Die Flüchtlings­frau sei zwar sehr liebenswürdig gewe­sen, berichtete Con­ny B. Allerd­ings auch schw­er trau­ma­tisiert, weil sie zwei ihrer drei Kinder habe zurück­lassen müssen. Darüber hin­aus sei die Sit­u­a­tion generell schwierig: «Auf diese Flüchtlinge hat nie­mand gewartet, die wer­den hier nicht gebraucht.» Es gebe viel Wider­stand aus der Bevölkerung, zudem seien die Flüchtlinge trotz mehrjähri­gen Aufen­thalts in der Schweiz oft schlecht inte­gri­ert.Con­ny B. will ihre Pilotin weit­er­hin unter­stützen: «Ich will ihr helfen, dass sie eine Hun­dert­prozentstelle find­et und auf eige­nen Füssen ste­ht. Dann kann sie ihren bei­den Söh­nen Geld schick­en.

«Das Sozialamt muss mehr Druck aufsetzen»

Peter R. aus Bad Zurzach hat bere­its früher im Aus­land mit Flüchtlin­gen gear­beit­et. Mit­tler­weile pen­sion­iert, dachte er sich, er könne doch beim Pro­jekt «Co-Pilot mit­machen. So begleit­ete Peter R. im ver­gan­genen Jahr eine Fam­i­lie mit sechs Kindern aus Soma­lia. Sein Faz­it: «Da ist einiges in der Ver­gan­gen­heit schief gelaufen, wenn die Fam­i­lie schon 20 Jahre in der Schweiz lebt und immer noch grosse Prob­leme mit Deutsch hat». Man habe diese Leute ein­fach sich selb­st über­lassen. Mit­tler­weile hät­ten sie finanzielle Prob­leme und Ein­träge im Betrei­bungsreg­is­ter, was die Job- und Woh­nungssuche erschwere.Peter R. nimmt die Flüchtlinge aber nicht in Schutz: Seit­ens der Sozialämter müsste mehr Druck aufge­set­zt wer­den, damit die Leute Deutsch lern­ten. Peter R. will «seine Fam­i­lie» eben­falls weit­er unter­stützen. Eine Arbeit für den Fam­i­lien­vater soll gefun­den wer­den: «Das wird sehr schwierig, wenn du kaum Deutsch und auch nicht Auto fahren kannst».

Psychische Belastung als Hauptherausforderung

Die begren­zten Möglichkeit­en der Kom­mu­nika­tion, aber auch die psy­chis­che Belas­tung der Flüchtlinge hat­ten die in Baden anwe­senden Frei­willi­gen als Haupther­aus­forderun­gen bei ihrer Arbeit erlebt; dicht gefol­gt von kul­turellen Unter­schieden und unklaren Fam­i­lien­ver­hält­nis­sen.Doch bescherte die Arbeit den Frei­willi­gen auch viele erfül­len­den Momente: Dazu gehörte beispiel­sweise, den Fam­i­li­en­nachzug erleben zu kön­nen, bekocht zu wer­den und dabei zu sein, wenn ein Flüchtling die ersten Wörter in deutsch­er Sprache liest.

In Baden wird das Projekt fortgesetzt

Am 29. März wer­den die Cock­pit-Teams aus der Region Aarau Gele­gen­heit haben, auf ihre Erfahrun­gen zurück­zublick­en. Bere­its jet­zt ste­ht fest: In Baden wird das Pro­jekt naht­los fort­ge­führt. Anfang April find­et eine Infor­ma­tionsver­anstal­tung für Frei­willige statt (siehe Kas­ten). Wer­den auch Sie Co-Pilot Das Pro­jekt «Copi­lot» wird in Baden bere­its in diesem Früh­jahr fort­ge­führt. Die Info-Ver­anstal­tung find­et am Don­ner­stag, 4. April in Baden statt (Chorher­ren­haus, Kirch­platz). Weit­ere Infor­ma­tio­nen auf der Web­seite von Car­i­tas-Aar­gau
Andreas C. Müller
mehr zum Autor
nach
soben