«Die jun­gen Leu­te haben Spu­ren hinterlassen»

  • In Rom ging am 27. Okto­ber 2018 die Jugend­syn­ode mit der Ver­ab­schie­dung des Schluss­do­ku­men­tes zu Ende.
  • Für die Schwei­zer war Bischof Alain de Rae­my (Weih­bi­schof in Lau­sanne, Genf und Frei­burg) an der Voll­ver­samm­lung in Rom. An der Medi­en­kon­fe­renz der Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz (SBK) bewer­te­te er den Monat der Refle­xi­on über den Platz der Jugend­li­chen in der Kir­che ins­ge­samt positiv.
 «Syn­ode bedeu­tet gemein­sa­mes Gehen», erin­ner­te sich Alain de Rae­my. Am spä­ten Abend emp­fing der Bischof etwa zehn Jour­na­li­sten in einem Raum der Schwei­zer­gar­de. Er freue sich, dass das soeben been­de­te Tref­fen mit gros­sem Respekt vor dem Wort aller statt­ge­fun­den habe. «Es gab nie ideo­lo­gi­sche Kon­fron­ta­tio­nen», sag­te der Bischof. Alles, was gesagt wur­de, habe der Dis­kus­si­on gedient, die Stim­men aller sei­en berück­sich­tigt wor­den: «Alles, was ich schrift­lich oder münd­lich aus­drücken konn­te, war irgend­wie im Doku­ment zu fin­den.»

Kein gemein­sa­mes Rezept

Alain de Rae­my enga­gier­te sich trotz fran­zö­si­scher Mut­ter­spra­che in der deutsch­spra­chi­gen Grup­pe, und hielt sei­ne öffent­li­chen Bei­trä­ge auf Ita­lie­nisch, um alle Lan­des­spra­chen zu respek­tie­ren und das Ver­ständ­nis der Ver­samm­lung zu erleich­tern. Die­se sprach­li­che und kul­tu­rel­le Viel­falt war eines der Mar­ken­zei­chen der Syn­ode. Eine kom­ple­xe Rea­li­tät, die von den Bischö­fen gebüh­rend zur Kennt­nis genom­men wur­de. «Die Län­der sind so unter­schied­lich, die Jugend­li­chen so unter­schied­lich, dass es kein gemein­sa­mes Rezept geben kann», sag­te Bischof de Rae­my. Die Teil­neh­mer kamen daher zu dem Schluss, dass die Über­le­gun­gen im Schluss­do­ku­ment in den ver­schie­de­nen Regio­nen der Welt wei­ter­ge­führt wer­den soll­ten.

Den Rest der Kir­che «anstecken»

Bischof de Rae­my erin­ner­te an die Wor­te von Papst Fran­zis­kus, nach denen die­ses Doku­ment «nicht zuerst von ande­ren gele­sen wer­den soll, son­dern von jenen umge­setzt wer­den soll, die die Syn­ode erlebt haben». «Er über­trägt uns die Ver­ant­wor­tung, die Reprä­sen­tan­ten des Syn­oden­in­halts zu sein und den Rest der Kir­che damit «anzu­stecken»«, beton­te der Frei­bur­ger Kir­chen­ver­tre­ter. In die­sem Pro­zess der Syn­ode hät­ten die Jugend­li­chen ihre Spu­ren ein­deu­tig hin­ter­las­sen, stellt er fest: «Sie erin­ner­ten uns dar­an, dass wir von Jesus aus­ge­hen müs­sen, um zu Jesus zu gelan­gen, und dass jede Dis­kus­si­on aus­ser­halb die­ser Per­spek­ti­ve nutz­los sei».

Respekt vor ande­ren Generationen

Der Bischof hob eini­ge wich­ti­ge Punk­te des Doku­ments her­vor. Ins­be­son­de­re erwähn­te er die Beschrei­bung der Jugend als «theo­lo­gi­schen Ort». «Das heisst, wenn wir beob­ach­ten, was jun­ge Men­schen heu­te im All­ge­mei­nen erle­ben, und wenn wir die­je­ni­gen beob­ach­ten, die ver­su­chen, Chri­stus zu fol­gen, kön­nen wir ver­ste­hen, was Gott von uns ver­langt», ver­deut­lich­te er die­se Aus­sa­ge.Es unter­strich auch die Ver­ant­wor­tung der Kir­che, jun­ge Men­schen zu beglei­ten, die danach stre­ben, erwach­sen zu wer­den. Gleich­zei­tig müs­se man die ver­schie­de­nen «Rhyth­men», der Gene­ra­tio­nen beach­ten. Das Doku­ment appel­lie­re daher an die Jugend­li­chen, für die «alles schnel­ler geht», auch die «Lang­sam­keit» der Älte­ren zu respek­tie­ren.Das bren­nen­de The­ma des sexu­el­len Miss­brauchs durch Mit­glie­der des Kle­rus, der all­ge­mein als Macht­miss­brauch ange­se­hen wird, wer­de im Doku­ment mit beson­de­rer Ernst­haf­tig­keit behan­delt, erläu­ter­te Alain de Rae­my. Gefor­dert wer­de eine Reform «epo­cha­len» Umfangs, damit die Kir­che kei­ne Straf­lo­sig­keit für ihr Han­deln mehr emp­fin­den kön­ne.

Kri­tik und kon­tro­ver­se Themen

Laut dem Frei­bur­ger Kir­chen­ver­tre­ter gab es eini­ge umstrit­te­ne Pas­sa­gen im Schluss­do­ku­ment. Etwa den Absatz, der die Beglei­tung homo­se­xu­el­ler Per­so­nen inner­halb der Kir­che for­dert. Der Text lädt dazu ein, Homo­se­xu­el­le vor allem als Chri­sten an sich zu betrach­ten, ohne sich auf ihre sexu­el­le Iden­ti­tät zu kon­zen­trie­ren. Die­ser Abschnitt, so stell­te Bischof de Rae­my fest, habe den gröss­ten Wider­stand her­vor­ge­ru­fen, abge­se­hen von jenem über die Syn­oda­li­tät und jenem über den Platz der Frau­en in der Kir­che.Der Bischof brach­te auch eine Rei­he von Kri­tik­punk­ten an der Funk­ti­ons­wei­se der Syn­ode an. Ins­be­son­de­re erwähnt er Inter­ven­ti­ons­mo­di, die es nicht immer ermög­licht hät­ten, den eige­nen Gedan­ken­gang bis zum Schluss aus­zu­drücken. Oder das Feh­len einer Form des «Debrie­fings» am Ende der Syn­ode, mit dem zukünf­ti­ge Welt­bi­schofs­yn­oden ver­bes­sert wer­den könn­ten.

Vor­schlä­ge für die Schweiz

Nach sei­ner Rück­kehr in die Schweiz will Bischof de Rae­my sei­nen Kol­le­gen der SBK eine Zusam­men­fas­sung des Schluss­do­ku­ments und sei­ner Erfah­run­gen an der Syn­ode anbie­ten, um ihnen das Ver­ständ­nis für des­sen Inhalt zu erleich­tern. Er habe auch die Idee, den Jugend­rat als Dik­aste­ri­um  (Amt, Anmer­kung der Redak­ti­on) der SBK «wie­der­zu­be­le­ben». Ziel sei es, die Funk­ti­ons­wei­se die­ses Gre­mi­ums zu ver­bes­sern, indem es reprä­sen­ta­ti­ver und effek­ti­ver wer­de.«Es wird jetzt wich­tig sein, dass alles, was die SBK sagt oder tut, durch die Augen und Ohren jun­ger Men­schen geht und dass wir ihr Feed­back dar­über bekom­men, was sie davon hal­ten», sag­te der Frei­bur­ger Weih­bi­schof. Es gehe auch dar­um, eine stär­ke­re Betei­li­gung jun­ger Men­schen jeden Alters am Leben der Kir­che, ins­be­son­de­re auf Pfar­rei­ni­veau, zu för­dern. Der Pro­zess – nichts ande­res sei die Syn­ode – gehe nun wei­ter, beton­te der Bischof, denn: «Das end­gül­ti­ge Doku­ment ist kein abschlie­ßen­der Text, son­dern ein Fort­set­zungs­text». Lese­hin­weisFür die deutsch­spra­chi­gen Jugend­li­chen und jun­gen Erwach­se­nen war Tho­mas Ando­nie, der Vor­sit­zen­de des Bun­des der Deut­schen Katho­li­schen Jugend, an der Syn­ode in Rom. Tho­mas Ando­nie steht auch in regem Aus­tausch mit den katho­li­schen Jugend­or­ga­ni­sa­tio­nen in der Schweiz. Im Inter­view mit kath.ch spricht er über sei­ne Eindrücke.
Anne Burgmer
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