Caritas Aargau betreut Resettlementflüchtlinge

Caritas Aargau betreut Resettlementflüchtlinge

  • Für das Coach­ing von Reset­tle­ment­flüchtlin­gen hat Car­i­tas Aar­gau vom Kan­ton Aar­gau den Zuschlag erhal­ten.
  • Frei­willige unter­stützen im Rah­men des Pro­gramms «Co-Pilot» die aufgenomme­nen Flüchtlinge mehrmals monatlich dabei, in der Schweiz Fuss zu fassen.
 In Muhen unweit von Aarau wohnt seit Juli Ibrahim Mon­jid mit sein­er Frau Taghrid Saabi und seinen zwei kleinen Kindern. Die syrische Fam­i­lie gehört zu einem Kontin­gent von soge­nan­nten Reset­tle­ment­flüchtlin­gen. Dies sind Per­so­n­en, die vom UNO-Hochkom­mis­sari­at für Flüchtlinge (UNHCR) als Opfer von Krieg und Ver­fol­gung als beson­ders ver­let­zlich und schutzbedürftig eingestuft wor­den sind und wed­er in ihren Heimat­staat zurück­kehren noch im Erstauf­nah­me­land bleiben kön­nen. Im Rah­men des Reset­tle­ment­pro­gramms des UNHCR dür­fen sie aus den Nach­bar­län­dern von Kriegs­ge­bi­eten direkt in Auf­nah­melän­der reisen und erhal­ten dort den Flüchtlingssta­tus mit Auf­nah­me­be­wil­li­gung.

Opfer von Bashar al-Assads Krieg

Auch die Schweiz hat sich verpflichtet, solche Flüchtlinge aufzunehmen. 2013 waren es ins­ge­samt 500 Per­so­n­en. Im März 2015 hat der Bun­desrat beschlossen, im Laufe von drei Jahren weit­ere 2 000 Flüchtlinge aufzunehmen.Zu den aufgenom­men Per­so­n­en gehört auch Ibrahim Mon­jid mit sein­er Fam­i­lie. Diese flüchtete zunächst in den Libanon, nach­dem Trup­pen des Staatschefs Bashar al-Assad ihr Wohn­vier­tel in Damaskus bom­bardiert hat­ten. Dank des Reset­tle­ment­pro­gramms gelangte die Fam­i­lie schliesslich in die Schweiz, wo sie über einen Verteilschlüs­sel dem Aar­gau zugewiesen wurde.

Bund finanziert Coaching der Resettlementflüchtlinge

Der Kan­ton Aar­gau wiederum hat der Car­i­tas die Betreu­ung der Reset­tle­ment­flüchtlinge nach ein­er öffentlichen Auss­chrei­bung zuge­sprochen. «In den let­zten drei Monat­en sind sechs neue Fam­i­lien im Kan­ton Aar­gau angekom­men und eine weit­ere Fam­i­lie werde Mitte Novem­ber erwartet», erk­lärt Lin­da Pauli, bei Car­i­tas Aar­gau ver­ant­wortlich für die Betreu­ung der Reset­tle­ment­flüchtlinge. «Der Bund finanziert für diese Flüchtlinge ein zwei­jähriges Coach­ing und spezielle Infor­ma­tion­skurse», so Lin­da Pauli.Das Ziel dieses Coach­ings sei es, dass die Flüchtlinge inner­halb von rund sechs Monat­en einen Wohn­sitz in ein­er Gemeinde find­en und zwei Jahre nach Ankun­ft in den Kan­ton soweit inte­gri­ert seien, dass sie sich selb­ständig im All­t­ag zurechtfind­en kön­nen, führt Lin­da Pauli weit­er aus. Der Staat set­zt den Fokus überdies «auf eine klare Per­spek­tive im Hin­blick auf eine allfäl­lige Berufs­bil­dung und den Ein­stieg in den Arbeits­markt», wie auf der Web­seite des Kan­tons Aar­gau nachge­le­sen wer­den kann.

Freiwillige begleiten die Flüchtlinge

Car­i­tas Aar­gau set­zt bei der Begleitung der Reset­tle­ment­flüchtlinge auf Frei­willige, die im Rah­men des Pro­gramms «Co-Pilot» bere­it sind, Flüchtlinge im schweiz­erischen All­t­ag zu begleit­en.Das Beispiel von Sarah Dürr zeigt, wie es funk­tion­ieren kann. Sie trifft sich mit Fam­i­lie Mon­jid zwei bis vier­mal pro Monat für zwei bis drei Stun­den. «Als ich im Som­mer 2015 im Fernse­hen diese schlim­men Bilder von flüch­t­en­den Men­schen sah, entsch­ied ich: Ich muss helfen!» Sarah Dürr wollte eine Fam­i­lie über eine län­gere Zeit begleit­en. So kam sie zum Pro­gramm «Co-Pilot» von Car­i­tas Aar­gau.

Kommunizieren über den Google-Translater

Mit der Fam­i­lie von Ibrahim Mon­jid in Muhen ging es zunächst um viel Ele­mentares – um erste Schritte im All­t­ag. «Beispiel­sweise um die kor­rek­te Müll­tren­nung oder das Erler­nen des Alpha­betes», erin­nert sich Sarah Dürr. Die Ver­ständi­gung war zu Beginn für bei­de Seit­en ein gross­es Hand­i­cap. «Wir ver­standen einan­der am Anfang nur mit Hil­fe des Google-Trans­laters im Smart­phone», so Sarah Dürr, die Eth­nolo­gie studiert hat.Die Frei­willi­gen des Car­i­taspro­gramms «Co-Pilot» wer­den als Gruppe auf ihre Auf­gabe vor­bere­it­et. Sie erhal­ten drei Ein­führungstage, in denen method­is­che und the­ma­tis­che Inhalte besprochen wer­den sowie ein erstes Erfahrungstr­e­f­fen stat­tfind­et. Zudem haben die Co-Piloten bei der Car­i­tas immer eine Anprechsper­son.

«Sechs Monate für die Integration reichten nicht»

«Die ersten Reset­tle­ment-Flüchtlinge wur­den sechs Monate begleit­et. «Man dachte, sie seien danach inte­gri­ert und selb­ständig. Es wurde jedoch erkan­nt, dass sie dafür länger brauchen», erk­lärt Isabelle Oder­matt, die bei Car­i­tas Aar­gau die Frei­willi­gen auf deren Ein­sätze mit den Flüchtlin­gen vor­bere­it­et. «Mit dem neuen Auf­trag kann sich die Car­i­tas während zwei Jahren um diese Flüchtlinge küm­mern». Nach dieser Zeit ist der Sozial­dienst ein­er Gemeinde zuständig für ihre Betreu­ung. «Im besten Fall ste­hen sie dann auf eige­nen Füssen», hofft Isabelle Oder­matt.Dass der Weg bis dahin für Frei­willige wie Flüchtlinge lang und steinig sein kann, erlebt Sarah Dürr mit ihrer Fam­i­lie in Muhen haut­nah. Ger­ade für Ibrahim Mon­jid, der gerne als Maler arbeit­en würde. Sarah Dürr kri­tisiert: «Ibrahim Mon­jid müsste viel inten­siv­er Deutsch ler­nen kön­nen. Doch derzeit erhält er vom Kan­ton keine Unter­stützung für weit­eren Unter­richt.» Insofern bleibe fraglich, inwieweit die angestrebte Inte­gra­tion bin­nen der ver­an­schlagten Zeit gelingt.

Heidi – aus Dankbarkeit

Ibrahim Mon­jid und seine Frau hof­fen, dass es ihnen in der Schweiz gelingt, Fuss zu fassen. Ihre jüng­ste Tochter nen­nen sie Hei­di – «aus Dankbarkeit, weil wir hier sein dür­fen», sagt Ibrahim Mon­jid. 

Caritas sucht Freiwillige

Für alle, die sich vorstellen kön­nen, Reset­tle­ment­flüchtlinge dabei zu unter­stützen, in der Schweiz Fuss zu fassen, find­en Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen statt:28.11.2017, 19.30 Uhr: Chorher­re­hus, Kirch­platz 12, Baden 18.1.2018, 19.30 Uhr, Kath. Pfar­rhaus, Lau­ren­zen­vorstadt 80, Aarau
Andreas C. Müller
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