Betrüger zocken ältere Menschen ab

Betrüger zocken ältere Menschen ab

  • Die Fälle häufen sich im Aar­gau: Falsche Polizis­ten fordern ältere Men­schen dazu auf, Ihr Geld zu übergeben, um nicht Opfer eines Betrugs zu wer­den.
  • Im Rah­men ihrer Präven­tion­sanstren­gun­gen bat die Kan­ton­spolizei auch Hor­i­zonte um Mith­il­fe.

Kommentar
von Andreas C. Müller

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Dass die Kan­ton­spolizei bei ihren Bestre­bun­gen, Betrug zu ver­hüten, auch die kirch­lichen Medi­en kon­tak­tiert, zeugt von grossem Sachver­stand. In der Abteilung Krim­i­nal­präven­ta­tion Aar­gau hat man erkan­nt, dass im kirch­lichen Milieu viele ältere Men­schen präsent sind. Diese sind beson­ders gefährdet, denn Betrüger haben es mit Vor­liebe auf Senior­in­nen und Senioren abge­se­hen. Bleibt zu hof­fen, dass auch Seel­sorgeper­son­al und diakonisch engagierte Per­so­n­en auf diesem Weg sen­si­bil­isiert wer­den und ein Auge auf ältere Men­schen haben. Denn wie es Andreas Con­rad sagt: Betrüger sind geris­sen und schaf­fen es nicht sel­ten, auch kluge Köpfe hin­ters Licht zu führen. Der finanzielle Schaden bei einem Betrug kann ger­ade für ältere Men­schen schnell ein­mal exis­tenzbedro­hend sein. In diesem Sinne unter­stützen Hor­i­zonte als auch «reformiert.» die Aufk­lärungskam­pagne der Aar­gauer Kan­ton­spolizei.

Herr Con­rad, Sie arbeit­en bei der Kan­ton­spolizei Aar­gau im Bere­ich Präven­tion. Was für ein Betrugsphänomen grassiert zur Zeit bei uns?
Andreas Con­rad: Tele­fon­be­trüger mit ver­schieden­sten Maschen, aktuell vor allem solche, die sich als Polizis­ten aus­geben. Diese sind zu ein­er wahren Land­plage gewor­den. Obwohl die meis­ten Betrof­fe­nen den Schwindel durch­schauen, fordert die Masche immer wieder Opfer.

Wie kann man denn am Tele­fon zweifels­frei Betrüger von echt­en Polizis­ten unter­schei­den?
Vielfach unter­laufen den falschen Polizis­ten Fehler: Es meldet sich die Kan­ton­spolizei Basel, Sie wohnen aber im Aar­gau. Die falsche Polizei ruft zudem oft mit ein­er aus­ländis­chen Tele­fon­num­mer an. Und die falschen Polizis­ten sprechen vielfach hochdeutsch oder mit Akzent. Die grosse Mehrheit der Polizis­ten im Aar­gau spricht schweiz­erdeutsch.

Und wenn man am Tele­fon doch unsich­er ist?
Es kann nie falsch sein, wenn Sie nach einem Tele­fonge­spräch unsere Polizeinum­mer 117 wählen und nach­fra­gen, ob wir mit Ihnen vor weni­gen Augen­blick­en gesprochen haben. Auf keinen Fall aber auf die angegebe­nen Num­mern der falschen Polizis­ten zurück­rufen.

Im aktuell beschriebe­nen Fall tra­chteten Ver­brech­er nach dem Ver­mö­gen der kon­tak­tierten Per­son, indem sie warn­ten, das Geld sei nicht ein­mal auf der Bank sich­er, weil es dort Kom­plizen gebe. Hand aufs Herz: Das klingt wirk­lich aben­teuer­lich. Und doch glauben gewisse Men­schen so etwas. Wie erk­lären Sie sich das?
Die Polizei hat in der Schweiz eben eine hohe Glaub­würdigkeit bei der Bevölkerung. Deswe­gen ist uns diese Betrugs­masche ja auch ein Dorn im Auge.

Aber das kann ja nicht allein der Grund sein
Wir stellen immer wieder fest, dass die Betrüger sehr raf­finiert vorge­hen und sehr überzeu­gend sind. Die Täter­schaft ken­nt kein Par­don und sie hat keine Skru­pel, ser­iöse Bank­in­sti­tute in verunglimpfend­er Art und Weise zu nen­nen – und sei es noch so unglaub­würdig. Es liegt also nicht an man­gel­nder Intel­li­genz der Opfer. Es kann jedem passieren, auf die Betrugs­maschen reinz­u­fall­en.

In ein­er Medi­en­mit­teilung haben Sie erk­lärt, solche Betrugsver­suche beträfen täglich «unzäh­lige Argauerin­nen und Aar­gauer». Was heisst das in Zahlen?
Vom 1. Jan­u­ar bis zum 17. Feb­ru­ar 2021 wur­den uns cir­ca 100 Delik­te, die im Zusam­men­hang mit dem Tele­fon­be­trug ste­hen, gemeldet. Diese Anzahl ist erschreck­en hoch.

Die Polizei­be­trüger haben es gezielt auf ältere Men­schen abge­se­hen. Wir wis­sen: Ältere Men­schen sind nicht sel­ten noch der Kirche ver­bun­den. Hat die Kan­ton­spolizei Ihre Medi­en­mit­teilung auch an Kirchge­mein­den ver­schickt?
Wir informieren bere­its heute in den Kirchge­mein­den. Wir wer­den in Zukun­ft aber bes­timmt unser Bestreben ver­stärken und die Kirchge­mein­den noch stärk­er in unsere Aufk­lärungsar­beit mitein­beziehen.

Gegenüber den Medi­en haben Sie bere­its erk­lärt, dass die Polizei niemals Geld oder Sach­w­erte ein­fordert. Aber ist es nicht so, dass Polizeibeamte Gegen­stände wie Waf­fen oder Auto­mo­bile unter Angabe eines Straftatbe­standes oder Ver­dachtsmo­ments beschlagnah­men? Kön­nten so nicht auch Betrüger han­deln?
Hier dür­fen wir unter­schiedliche Anlass­si­t­u­a­tio­nen nicht miteinan­der ver­mis­chen. Die Polizei stellt im Rah­men von Strafver­fahren Beweis­mit­tel, also auch Geld oder Sach­w­erte, zuhan­den der Unter­suchungs­be­hör­den sich­er. Im Rah­men der Gefahren­ab­wehr kön­nen auch polizeiliche Sich­er­stel­lun­gen getätigt wer­den. Aber den Einzug von Geld oder Sach­w­erten, um diese tem­porär als Schutz vor Betrügern und Ein­brech­ern aufzube­wahren, gibt es nie.

Andreas C. Müller
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