«Heute ist etwas Göttliches ins Bundeshaus gekommen»

«Heute ist etwas Göttliches ins Bundeshaus gekommen»

  • Sternsingerkinder aus drei Sprachre­gio­nen bracht­en am Dien­stagabend, 19. Dezem­ber Gottes Segen ins Bun­de­shaus.
  • Mit dabei Kinder aus den Kan­to­nen Nid­walden, Fri­bourg und Tessin.
  • Die Poli­tik könne jeden Segen brauchen, fan­den die Par­la­men­tari­er.

«Es ist nicht ganz klar, wie das Göt­tliche in dieses Haus kommt. Aber heute ist etwas Göt­tlich­es in dieses Haus gekom­men», sagt Eric Nuss­baumer (SP), Nation­al­rat­spräsi­dent aus BL. Soeben haben zwölf Sternsingerkinder aus Dal­len­wil (NW), Bulle (FR) und Tesserete (TI) vor knapp 20 Par­la­men­tari­erin­nen und Par­la­men­tari­er gesun­gen.  

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Im kerni­gen Nid­wald­ner­dialekt hat­te sich die Gruppe aus Dal­len­wil im «Bun­deshuis» vorgestellt. Sie kom­men, um Gottes Segen zu brin­gen, und sagen dazu einen Spruch: «Zeme Lesige fir’s Land sueche und ufe­nand zue­gah, offe sey und ai bim Disku­tiere zeme dr Fridä ha», hat­te die zwölfjährige Fabi­ana, als Köni­gin verklei­det, den Politiker:innen ans Herz gelegt. Für sie und ihre Kol­legin­nen und Kol­le­gen Elias, Lad­i­na und Niklas – alle dreizehn Jahre alt – ist es der erste Besuch im Bun­de­shaus.

Andere Leute glücklich machen

Ein wenig nervös seien sie schon, sagten sie im Vor­feld gegenüber dem «pfar­rblatt», zumal sie nicht wussten, wie viele Leute denn da sein wür­den. Auch ein wenig Angst, dass sie vielle­icht ihren Text im entschei­den­den Moment vergessen wür­den, gaben die Nid­wald­ner Kinder zu. 

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Doch die Kinder hat­ten genü­gend Zeit, die dreis­prachige Vor­führung vor dem Auftritt noch ein­mal in einem Saal des Bun­de­shaus­es zu üben: Aus jed­er Sprach­gruppe sagte ein Kind, weshalb es Sternsinger ist. «Weil ich gerne von Haus zu Haus gehen und andere Leute glück­lich mache», begrün­dete Stern­trägerin Lad­i­na ihr Engage­ment. André aus Bulle singt gern und es gefällt ihm, anderen Kindern dadurch zu helfen. Denn die Sternsingerkinder sam­meln mit ihren Liedern, die sie jew­eils rund um das Dreikönigs­fest von Haustür zu Haustür vor­tra­gen, Geld für Pro­jek­te, die Kindern weltweit zugutekom­men. Dieses Jahr ste­hen Pro­jek­te in Ama­zonien im Fokus, wie Elisa aus Tesserete erläutert. 

10’000 Sternsingerkinder unterwegs

«Nicht zu schnell sprechen», ermah­nt Mis­sio-Direk­tor Erwin Tan­ner die Kinder bei der Probe. Die Erwach­se­nen wirken an diesem Dien­stagabend nervös­er als die Kinder. Diese warten geduldig, bis die Frak­tion­ssitzun­gen zu Ende sind, und als sie sich endlich aufgestellt haben, heisst es noch ein­mal warten, bis die Erwach­se­nen ihre Reden gehal­ten haben. 

Von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöp­fung spricht Erwin Tan­ner – Werte, für die sich sowohl Poli­tik­erin­nen und Poli­tik­er wie Sternsingerkinder ein­set­zten. Reli­gion und Staat seien bei­de um den Schutz der Schwachen und den Fortbe­stand der Erde besorgt. Nadia Brüg­ger, Sternsinger-Ver­ant­wortliche für die Westschweiz, erwäh­nt nicht ohne Stolz, dass diese zwölf Sternsingerkinder 10’000 weit­ere schweizweit repräsen­tierten. 

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Endlich sind die Kinder dran, sagen nacheinan­der ihre Segenssprüche auf und sin­gen je ein Lied in den drei Lan­dessprachen. Der Gesang der Kinder aus Nid­walden und der Romands klingt sicher­er als noch in der Probe, am rein­sten sin­gen die Tessin­er Kinder, zu denen mit ihren sieben Jahren auch das jüng­ste Mäd­chen gehört.  

Sternsinger-Aktion

Rund um das Dreikönigs­fest sind vielerorts Sternsinger-Kinder unter­wegs. Als Könige und König­in­nen verklei­det, ziehen von Tür zu Tür, sin­gen Lieder, brin­gen Segen und manche auch das Friedenslicht aus Beth­le­hem mit. Sie sam­meln so Spenden, die anderen Kindern weltweit zugutekom­men. Die Aktion wird vom katholis­chen Hil­f­swerk Mis­sio organ­isiert. Auf­takt der Aktion ist jew­eils ein Besuch bei der Bischof­skon­ferenz und seit 2022 auch wieder im Bun­de­shaus im Dezem­ber. 

Segen für die Politik

Die Par­la­men­tari­erin­nen und Par­la­men­tari­er haben sichtlich Freude am Engage­ment der Kinder. Kräftig sin­gen sie das «Glo­ria in excel­sis deo» beim let­zten Lied mit. Auch Hans Wic­ki, Nid­wald­ner FDP-Stän­der­at, hat sich für den Besuch der Sternsinger aus seinem Heimatkan­ton Zeit genom­men. «Die Poli­tik kann jeden Segen brauchen, damit wir eine Kon­sens-Lösung find­en, die gut ist für unser Land», sagt er lachend. Regi­na Dur­rer, erste Nid­wald­ner Nation­al­rätin (Mitte), hofft, dass sich weit­er­hin viele Kinder für diese Aktion engagieren, denn sie «brin­gen Freude und Hoff­nung in die Haushalte.»

Eric Nuss­baumer kan­nte den Brauch der Sternsinger bis­lang nicht, hat aber den­noch das Patronat für diesen Anlass von seinem Vorgänger Mar­tin Can­d­i­nas über­nom­men. Die Segenssprüche und die Darstel­lung der Wei­h­nachts­geschichte, «das ist eine göt­tliche Dimen­sion, die wir nicht jeden Tag in diesem Haus haben», erläutert er seine Aus­sage vom Göt­tlichen. 

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Vor berühmten Leuten auftreten

Die Nid­wald­ner Kinder sind nach dem Auftritt sehr zufrieden: «Es war ein High­light, vor so vie­len berühmten Leuten aufzutreten», sagt Lad­i­na gegenüber dem «pfar­rblatt». «Es war auch schön, das Bun­de­shaus zu sehen und die Par­la­men­tari­er so vor sich zu haben», find­et Fabi­ana. «Das Erleb­nis hat sich für immer in meinem Gedächt­nis eingeprägt», sagt Elias. 

Eva Meienberg
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