Care-Arbeit – Die Kirchen kümmerts

Care-Arbeit – Die Kirchen kümmerts

  • Care-Arbeit ist Sorgear­beit, die zum grössten Teil unbezahlt und von Frauen gemacht wird.
  • Auch die Kirche macht Sorgear­beit – gestern und heute.
  • Ein Stadtrundgang in Aarau macht die Care-Arbeit der Stadt sicht­bar.

Wer sich um Kinder, alte oder kranke Men­schen geküm­mert, ver­richtet anstren­gende Arbeit. Diese Arbeit wird als Care-Arbeit beze­ich­net. Auch alle übri­gen Arbeit­en, die zu Hause anfall­en, gehören zur Care-Arbeit. WC putzen, Wohnz­im­mer staub­saugen, Fen­ster reini­gen: wer möchte behaupten diese Tätigkeit­en seien keine Arbeit? Care-Arbeit­en sind unverzicht­bar für uns Men­schen. Kein Baby wäre lebens­fähig, wenn sich nicht jemand um es küm­mern würde.

Von der Pflege abhängig

In der Zeit der Pan­demie haben viele Men­schen am eige­nen Kör­p­er erfahren, dass sie von der Pflege ander­er abhängig waren. Den­noch wer­den ger­ade diese Tätigkeit­en oft nicht gese­hen und sel­ten angemessen gewürdigt. Vier Fün­f­tel der Care-Arbeit wird gemäss dem Eid­genös­sis­chen Büro für die Gle­ich­stel­lung von Frau und Mann unbezahlt geleis­tet. Den über­wiegen­den Teil der Care-Arbeit leis­ten Frauen.

Kümmern, kochen, pflegen — who cares?

Die rund 90-minüti­gen Care-Rundgänge wer­den von zwei Per­so­n­en geleit­et. In szenis­chen Lesun­gen, mit Req­ui­siten und his­torischem Bild­ma­te­r­i­al führen sie die Teil­nehmenden durch Aarau. Der Care-Rundgang in Aarau wurde vom Vere­in Frauen­stadtrundgang Basel erar­beit­et. Seit 30 Jahren konzip­ieren Stu­dentin­nen und aus­ge­bildete Wis­senschaft­lerin­nen Stadtspaziergänge. Geleit­et wer­den die Spaziergänge von Fragestel­lun­gen aus der aktuellen Frauen- und Geschlechter­forschung.

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Care-Arbeit sichtbar machen

«Care-Arbeit wird erst dann sicht­bar, wenn sie nicht mehr gemacht wird», sagt Ker­stin Bonk. Die The­olo­gin arbeit­et auf der Fach­stelle Frauen, Män­ner, Gen­der der Reformierte Kirche Aar­gau. Zusam­men mit ihrer katholis­chen Kol­le­gin Isabelle Senn von der Fach­stelle Bil­dung und Prop­stei der römisch-katholis­chen Kirche im Kan­ton Aar­gau ist sie im Organ­i­sa­tion­skomi­tee Care Rundgang. Um die Care-Arbeit sicht­bar zu machen und ihr die Wertschätzung zukom­men zu lassen, die sie ver­di­ent, hat das OK einen Care-Stadtrundgang organ­isiert.

Care-Arbeit in Aarau

Der Rundgang soll das The­ma der unverzicht­baren Sorge-Arbeit ein­er bre­it­en Öffentlichkeit im Kan­ton Aar­gau zugänglich machen. An ver­schiede­nen Sta­tio­nen in der Stadt Aarau erfährt das Pub­likum etwas über die geschichtlichen Hin­ter­gründe der Care-Arbeit im Kan­ton Aar­gau. Etwa am Ziegel­rain 16, wo der Aar­gauis­che Gemein­nützige Frauen­vere­in seine Brock­en­stube betreibt. Der Vere­in engagiert sich auch in der Kinder­be­treu­ung und betreibt vier Kindertagesstät­ten. In der Zusam­me­nar­beit mit der Organ­i­sa­tion «Tis­chlein deck dich» set­zt sich er sich auch in der Lebens­mit­te­lab­gabe für armuts­be­trof­fene Men­schen ein. Die Geschichte des Aar­gauis­che Gemein­nützige Frauen­vere­in geht bis ins 19. Jahrhun­dert zurück. 1888 schloss er sich dem Schweiz­erischen Gemein­nützi­gen Frauen­vere­in an, der sich nation­al erfol­gre­ich in den Bere­ichen Für­sorge und Mäd­chen­bil­dung engagierte.

Geschlechterrollen und Familienmodelle

Genau­so wichtig wie die Geschichte der Care-Arbeit sind den Organ­isatorin­nen die Bezüge zur Care-Arbeit in der Gegen­wart. Da die Care-Arbeit durch Frauen­hand gemacht wird, ist das The­ma Care eng ver­bun­den mit Fra­gen nach Geschlechter­rollen und Fam­i­lien­mod­ellen. Deut­lich wer­den solche Fra­gen etwa beim Stan­dort Kaserne Aarau. Dort kom­men junge Zivil­dien­stleis­tende zu Wort. Sie erzählen, was sie antreibt, Care-Arbeit zu leis­ten.

Weitere Care-Rundgänge

Kirch­liche Insti­tu­tio­nen haben in der Ver­gan­gen­heit eine wichtige Rolle gespielt in der Care-Arbeit. Das wird deut­lich beim Stan­dort der Mis­sone Cat­toli­ca Aarau, die bei der Entwick­lung der pro­fes­sionellen Kinder­be­treu­ung im Kan­ton Aar­gau eine wichtige Rolle gespielt hat. Aber auch beim Sax­er-Haus an der Vorderen Vorstadt. Dort stand einst das Spi­tal, für das Schwest­er Gertrud Wag­n­er 1344 ihr Haus stiftete. Aber auch heute spie­len die Kirchen eine wichtige Rolle in der Care-Arbeit. Was ist Seel­sorge anderes als Care-Arbeit?

Eva Meienberg
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