Dr Bebbi het jetz si äigeni Bììble
Dr Bebbi het jetz si äigeni Bììble
Jürg Meier, Bibelliebhaber und Basler-Mundart-Begeisterter, hat das ganze Neue Testament in seine Muttersprache übersetzt
Die Bibel jedem MenÂschen in der Sprache seines Herzens und zu einem erschwinglichen Preis anbiÂeten – diese Vision hat Jürg Meier aus EttinÂgen umgeÂsetÂzt. NachÂdem er 2016 bereÂits die EvanÂgelien auf Baseldeutsch überÂsetÂzt hatÂte, legt er nun mit «Ìm BebÂbi si Bììble» das gesamte Neue TesÂtaÂment vor. Die Gleerten us em OriäntDr Jesus ìsch ìn BethÂleÂhem geboore woorÂden, ìn Judäa zur Zit vom Köönig Herodes. StäärndütÂter us em Oschte sìn nach Jerusalem koo.Si frooge: «Woo ìsch dr Köönig vo de Juude, wo grad eerscht uf d Wält koo ìsch? Mr hänn si Stäärn ìm Oschte gsee. Jetz sìmÂmer doo, as mr en aabätte könne.»Wo dr Köönig Herodes daas ghöört het, ìsch er gruÂusig verÂschroggen und mìd ììm ganz Jerusalem.Der Text klingt bekanÂnt? Richtig, es hanÂdelt sich um einen Teil der WeiÂhÂnachtÂserzähÂlung aus dem MatthäuÂseÂvanÂgeliÂum (Mt 2,1–3). So tönt sie auf Baseldeutsch, der Sprache des Herzens für alle BebÂbis. Der Dialekt, mit dem ein MenÂsch von seinÂer jüngÂsten KindÂheit an aufwächst, ist auch der, der ihn emoÂtionÂal am meisÂten berührt. AusserÂdem ist Jürg Meier überzeugt, dass die Bibel auf Baseldeutsch auch modÂernÂer und spritziger klingt. «Die anderen ÜberÂsetÂzunÂgen holen die MenÂschen mit ihrer Sprache und ihren ForÂmulierunÂgen manchÂmal nicht mehr in ihrer Lebenswelt ab. Nach der VeröfÂfentlichung der EvanÂgelien habe ich von den Leuten die RückÂmelÂdung bekomÂmen: ‹Mit dieser ÜberÂsetÂzung macht das BibelleÂsen richtig Spass›», freut sich Meier.
Der Weg zu einer neuen Übersetzung
GrundÂlage für seine ÜberÂsetÂzung war die BasisÂbibel. VerÂschiedenÂste weitÂere ÜberÂsetÂzunÂgen wie die LutherÂbibel, die EinÂheitÂsüberÂsetÂzung oder die altÂgriechisch-deutsche InterÂlinÂearüberÂsetÂzung kamen ebenÂfalls zum EinÂsatz. Doch Meier, ganz WisÂsenschaftler, konÂsulÂtierte darüber hinÂaus auch Werke, die sich mit der ÜberÂsetÂzungsÂgeschichte, mit HinÂweisen über die Urtexte und die RückÂführung von SprachÂbildern auf die aramäisÂche Sprache befassten. Diese sorgfältige Recherche schlägt sich in den AnmerkunÂgen nieder, die sich in der baseldeutschen Bibel findÂen und den LeserinÂnen und Lesern helfen, den Text in seinem hisÂtorischen KonÂtext zu verseÂhen und auf ihre heutige Lebenswelt zu überÂtraÂgen.
Baseldütsch – aber welches?
In seinÂer EinÂleitung macht Meier klar: «Ich schreibe das Baseldeutsch so, wie ich es spreche.» AllerdÂings lebt Mundart – wie der Name schon sagt – davon, dass sie gesprochen wird. Bei der VerÂschriftlichung stellte sich für Meier somit die Frage, welche SchreibÂnorm er seinÂer ÜberÂsetÂzung zugrunde legÂen sollte.Die Frage nach der SchreibÂweise ist beim Baseldeutsch vor allem von BedeuÂtung, wenn es um die SchreibÂweise des offeÂnen und des geschlosseÂnen «i» geht. Das geschlossene wurde früher mit einem y, das offene mit einem i geschrieben. Da es aber einige AusÂnahÂmen gab, kam es häuÂfig zu Fehlern, weshalb Meier beschlossen hat, sich an der SchreibÂweise des Neuen Baseldeutsch-WörterÂbuchs des Christoph-MerÂian-VerÂlags zu oriÂenÂtieren.«Ich habe am Anfang meinÂer Arbeit eine SchreibÂweise festÂgelegt und diese dann konÂseÂquent angewenÂdet. Ich bin dann so vorgeÂganÂgen, dass ich einen TextabÂschnitt auf Baseldeutsch forÂmuliert habe und ihn anschliessend verÂschiedeÂnen SpezialÂisÂten, die sich sehr gut mit dem Baseldeutsch auskenÂnen, zugeÂsendet und um ihre RückÂmelÂdung gebeten habe», berichtet Meier. «Das ÜberÂtraÂgen der Texte ins Baseldeutsch hat mir sehr viel Freude bereÂitÂet, über manche ForÂmulierunÂgen musste ich aber regelÂrecht hirÂnen.»So findÂet sich beispielÂsweise an mehreren Stellen im Neuen TesÂtaÂment der AusÂdruck «Heulen und ZähÂneklapÂpern». «Das sagt man in Baseldeutsch einÂfach nicht so», erkÂlärt Meier. «Ich habe eine Weile überÂlegt und dann kam mir ein schönÂer baseldeutschÂer AusÂdruck in den Sinn: ‹Er het de DatÂteri.› Eine ForÂmulierung, die authenÂtisch genau das ausÂdrückt.»
Das Werk nimmt Gestalt an
Neben dem Text stellt auch die IllusÂtraÂtion der BibelüberÂsetÂzung einen Bezug zur Stadt Basel her. Sowohl auf dem CovÂer als auch in der Bibel, als TitelÂbilder der verÂschiedeÂnen BüchÂer, findÂen sich Fotos des Basler MünÂsters. Die GalÂluspÂforte beispielÂsweise lieferte einige SkulpÂturenÂbilder. Hier findÂen sich unter anderem die vier EvanÂgeÂlisÂten. «Das Basler MünÂster ist einÂfach eine tolle Kirche und zudem ein WahrzeÂichen der Stadt. Wenn sich jemand das Buch kauft und darin das Bild eines EvanÂgeÂlisÂten sieht, dann geht sie oder er vielleÂicht auch mal vorÂbei und schaut sich das vor Ort an», so Meier.Auf die Frage, für wen die BibelüberÂsetÂzung gemacht sei, und wie sie genutzt werÂden kann, hat Meier eine klare Antwort: «Mit dieser Bibel kann man alles machen, was man mit jedÂer anderen Bibel auch machen kann.» Der Basler PasÂtoralÂraumpÂfarÂrer SteÂfan KemmÂler erkÂlärt, dass in der katholisÂchen Liturgie grundÂsätÂzlich die EinÂheitÂsüberÂsetÂzung verÂwenÂdet wird, andere ÜberÂsetÂzunÂgen wie «Ìm BebÂbi si BììbÂble» aber hilÂfreÂich sind, um über den bibÂlisÂchen Text nachzuÂdenken und weitÂere AspekÂte zu entÂdeckÂen. Sie haben ihren Platz für ihn vor allem in der perÂsönÂlichen LekÂtüre, im BibelÂstudiÂum, in der KatÂeÂchÂese oder bei der AusleÂgung bibÂlisÂchÂer Texte.FesÂthalÂten kann man auf jeden Fall eines: Ein BibelÂtext in der Sprache ihres Herzens kommt bei den LeserinÂnen und Lesern super an.
Leonie WolÂlenÂsack