Ein kalter, verschwiegener Zeuge

Ein kalter, verschwiegener Zeuge

  • Der inter­na­tionale Kul­tur­weg «Via Colum­bani» zeich­net den Weg des irischen Mönchs Kolum­ban nach, der um das Jahr 600 von Irland via Frankre­ich und die Schweiz nach Nordi­tal­ien gelangte.
  • Vor einem Jahr wurde der Schweiz­er Abschnitt der «Via Colum­bani» eröffnet.
  • Ein guter Zeit­punkt, Bilanz zu ziehen und voraus zu schauen. Und ein guter Grund, sel­ber die Wan­der­schuhe zu schnüren und Kolum­bans Spuren zu fol­gen.


Der stille Zeuge: Da unten liegt er! Gebet­tet zwis­chen Fels­brock­en und Berg­wiese, angeschmiegt an den let­zten Schnee. Der Leg Colum­ban – auf Deutsch Colum­bansee – trägt seinen Namen seit Men­schenge­denken. Obwohl nicht zu bele­gen ist, woher er seinen Namen hat, ist eine Verbindung zum irischen Mönch Kolum­ban, der im Jahr 612 auf dem Weg von Frankre­ich nach Ital­ien die Schweiz­er Alpen über­querte, wahrschein­lich.

Eine Etappe weckte besonderes Interesse

Der europäis­che Kul­tur­weg Via Colum­bani fol­gt den Spuren Kolum­bans und sein­er Gefährten vom irischen Ban­gor bis ins nordi­tal­ienis­che Bob­bio. Vor einem Jahr wurde das Schweiz­er Teil­stück eröffnet. Sei­ther ist der Schweiz­er Teil jen­er Abschnitt, der am besten aus­ge­baut, doku­men­tiert und begleit­et ist. In 21 Etap­pen führt der Weg von Basel bis ins Bergell.

Die einzel­nen Etap­pen sind auf der Web­seite detail­liert doku­men­tiert. Und eben da weck­te eine Etap­penbeschrei­bung unser beson­deres Inter­esse: «Wir ver­lassen Biv­io und fol­gen den Weg­weis­ern zum Sep­ti­mer-Pass. Am Dor­faus­gang von Biv­io weist ein Wan­der­weg­weis­er auf den Leg Colum­ban, ein Hin­weis darauf, dass Kolum­ban und seine Gefährten mit hoher Wahrschein­lichkeit diesen Weg genom­men haben.»[esf_wordpressimage id=33338 width=half float=left][/esf_wordpressimage]

Verschwiegenes Idyll

Also wan­dern wir die Etappe 20 nicht auf der Orig­i­nal­route, son­dern wählen den Colum­bansee als Zwis­chen­ziel. Er liegt östlich der Fuor­cla da la Val­let­ta auf 2430 Metern über Meer. Sein Wass­er ist eiskalt, klar und voller Fis­che. Die Sicht auf die umliegen­den Berge ist grandios. Zu gerne wüsste man, ob Kolum­ban hier vor­beige­zo­gen ist, ob er gar am Ufer Rast gehal­ten hat. Ob er mit den Men­schen in den Bergdör­fern in Kon­takt gekom­men ist. Und wom­it er die Leute beein­druckt haben mag, dass sie einen See nach ihm benan­nt haben.

Der direkteste Weg nach Italien

In der Schweiz und Öster­re­ich sind drei Orte in den Lebens­geschicht­en von Kolum­ban und Gal­lus erwäh­nt, an denen die Mönchs­gruppe sich aufge­hal­ten hat: Tuggen am oberen Zürich­see sowie Arbon und Bre­genz am Bodensee. Wolf­gang Sieber ist Präsi­dent der Inter­essens­ge­mein­schaft (IG) Kolum­ban­sweg. Um den Weg durch die Schweiz festzule­gen, seien sie davon aus­ge­gan­gen, dass Wan­der­er zur dama­li­gen Zeit den Flus­släufen und Römer­strassen fol­gten, erk­lärt er. 

Der Colum­bansee habe als Indiz gedi­ent, um Kolum­bans Weg durch die Alpen nachzu­vol­lziehen. Zusam­men mit der Tat­sache, dass Kolum­ban mit Ital­ien ein klares Ziel vor Augen hat­te und daher den direk­testen Weg gewählt haben dürfte, ergab sich als nahe­liegende Route jene über die Lenz­er­hei­de und den Sep­ti­mer­pass nach Chiavenna.[esf_wordpressimage id=33326 width=half float=right][/esf_wordpressimage]

Beweggründe der Menschen verstehen

Wolf­gang Sieber betont aber auch: «Viel wichtiger, als die Route lück­en­los zu rekon­stru­ieren, ist, das Motiv der dama­li­gen Mönche zu ver­ste­hen. Was hat diese Men­schen bewegt?» Im kul­turellen und macht­poli­tis­chen Vaku­um nach den Trans­for­ma­tio­nen der Völk­er­wan­derungszeit zwis­chen den Jahren 375 und 568 v. Chr. hät­ten die irischen Mönche ihren Platz gesucht. Kolum­ban und seine Gefährten grün­de­ten zahlre­iche Klöster und genossen hohes Anse­hen.

Positive Bilanz nach dem ersten Jahr

Die Mis­chung aus Bewe­gung und Natur­erleb­nis vor dem Hin­ter­grund Europäis­ch­er Geschichte scheint die Men­schen heute anzus­prechen. Seit sein­er Eröff­nung find­et der Kolum­ban­sweg Schweiz Erwäh­nung in ver­schiede­nen Medi­en. Die IG Kolum­ban­sweg hat zudem gezielt Part­neror­gan­i­sa­tio­nen gesucht, um gegen­seit­ig voneinan­der zu prof­i­tieren. Erfol­gre­ich ist etwa die Zusam­me­nar­beit mit der Inter­net­plat­tform out­doorac­tive. Part­ner wie Gesund­heit­s­land Schweiz, der Rei­sev­er­anstal­ter Baumel­er oder die Fir­ma Rent-a-Bike bieten Aktiv­itäten rund um den Kolum­ban­sweg an. Die ver­schiede­nen ein- oder mehrtägi­gen Wan­derange­bote waren durch­wegs gut besucht. Bere­its sind weit­ere Wan­derun­gen aus­geschrieben.

Bronze-Plaketten markieren attraktive Wegpunkte

Der Kolum­ban­sweg war im ersten Jahr also dur­chaus belebt. Und die IG wartete während der ersten Betrieb­smonate immer wieder mit Neuerun­gen auf. Seit April erscheint alle zwei bis drei Monate ein Newslet­ter, der inzwis­chen 700 Empfänger erre­icht. Der Kolum­ban­sweg-Pass ermöglicht seit diesem Früh­ling das Sam­meln von Stem­peln unter­wegs.

Weit­er ist die IG daran, an attrak­tiv­en Stellen wie Etap­penorten oder Kirchen am Weg bronzene Kolum­ban­sweg-Plaket­ten anzubrin­gen. Obwohl der Colum­bansee etwas abseits der offiziellen Route liegt: seine rät­sel­hafte Schön­heit hätte eine Plakette mehr als ver­di­ent.

Marie-Christine Andres Schürch
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