Auch die Jugend ent­deckt das Pilgern

  • 7 Etap­pen, 100 Kilo­me­ter, ein Ziel: Die Jugend­seel­sor­ge (Juse­so) Frick­tal pil­ger­te ver­gan­ge­ne Woche mit 13 Jugend­li­chen auf dem letz­ten Teil­stück des Jakobs­wegs nach Sant­ia­go de Compostela.
  • Sub­ven­tio­niert wur­de das neun­tä­gi­ge Pro­jekt unter ande­rem von ver­schie­de­nen Pfar­rei­en, der Aar­gau­er Pasto­ral­kon­fe­renz und der Stif­tung Pro Fricktal.
 Ver­gan­ge­nen Sams­tag war die Freu­de unter den 13 frick­ta­ler Jugend­li­chen gross, die sich gemein­sam mit Juse­so-Lei­ter Simon Hoh­ler auf den Jakobs­weg bege­ben hat­ten: End­lich ange­kom­men. Zwei Teil­neh­me­rin­nen schlu­gen in Sant­ia­go de Com­po­ste­la spon­tan das Rad, bei vie­len mach­ten sich aber auch Ermü­dungs­er­schei­nun­gen breit. Nach 100 Kilo­me­tern Wan­dern wäh­rend einer Woche aber durch­aus nach­voll­zieh­bar.

Kei­ne Fei­er unter dem schwe­ren Weihrauchfass

Wegen Bau­ar­bei­ten fand die berühm­te Pil­ger­mes­se in der benach­bar­ten Fran­zis­kus­kir­che statt. Also kei­ne Andacht unter dem schwe­ren, hin und her schwin­gen­den Weih­rauch­fass. Gleich­wohl waren unter den Teil­neh­men­den vie­le Emo­tio­nen zu spü­ren, wie Lei­ter Simon Hoh­ler gegen­über Hori­zon­te berich­te­te. «Es gab Umar­mun­gen und Trä­nen. Die Woche hat die Grup­pe zusam­men­wach­sen las­sen und es haben vie­le ver­trau­ens­vol­le Gesprä­che statt­ge­fun­den. Zudem sind eini­ge Freund­schaf­ten wäh­rend die­ser Woche ent­stan­den.»Gestar­tet ist die Grup­pe am Sams­tag vor einer Woche in Tui. Wie üblich zu jeder Wan­der­etap­pe beglei­te­te ein Impuls die Grup­pe durch den Tag. Am ersten Tag zum The­ma Gewohn­hei­ten – posi­ti­ve und nega­ti­ve. Den über­bor­den­den Medi­en­kon­sum und die Abhän­gig­keit vom Han­dy nann­ten die Jugend­li­chen fast uni­so­no als eine Gewohn­heit, die sie ver­än­dern wol­len. Man neh­me sich aber oft vor, etwas zu ver­än­dern, schei­te­re aber oft an der eige­nen Bequem­lich­keit, gab eine Teil­neh­me­rin zu.

Son­nen­brand beim Sonnenbad

Die knapp 19 Kilo­me­ter am ersten Tag hat­te die Grup­pe bereits kurz nach Mit­tag bewäl­tigt. «Wir haben immer ver­sucht, mög­lichst am Vor­mit­tag unser Strecken­pen­sum zu bewäl­ti­gen, um nicht in die gros­se Hit­ze zu kom­men», erklärt Lei­ter Simon Hoh­ler. Einen Son­nen­brand haben sich die mei­sten Jugend­li­chen gleich­wohl geholt: Am Ruhe­tag auf den Islas Cies. «Kari­bik­fee­ling», fasst Simon Hoh­ler die Atmo­sphä­re jenes Tages zusam­men.Auf der Rou­te über Ces­an­tes, Pon­te­ve­dra, Cal­das del Reis und Padron stell­ten sich die Jugend­li­chem immer wie­der sehr per­sön­li­chen Fra­gen. Was möch­te ich auf mei­nem Lebens­weg errei­chen? Was brau­che ich, um glück­lich zu sein? Wie ste­he ich zur Schöp­fung? Was gibt mir Kraft? Die von Simon Hoh­ler ein­ge­brach­ten Impul­se brach­ten im Ver­lau­fe der Tage die Jugend­li­chen immer wie­der in Aus­tausch mit­ein­an­der.

Aus­ein­an­der­set­zung mit Ballast

Jeder trägt Bal­last – gera­de als Pil­ger. Näm­lich den Ruck­sack. Eine nahe lie­gen­de Erkennt­nis. Auf den All­tag über­tra­gen waren es die zu fäl­len­den Ent­schei­dun­gen hin­sicht­lich Berufs­aus­bil­dung, wel­che die Jugend­li­chen beschäf­tig­ten. Aber auch von ver­let­zen­den Erfah­run­gen wie Mob­bing wur­de berich­tet. Freun­de, Fami­lie, der Glau­be, Spa­zie­ren in der Natur: Das, so die ein­hel­li­ge Mei­nung der Jugend­li­chen, gibt Kraft, um die Her­aus­for­de­run­gen des All­tags bewäl­ti­gen zu kön­nen.«Es war unglaub­lich span­nend, aber auch anstren­gend, was wir in die­sen Tagen erlebt haben», meint Teil­neh­me­rin Rahel aus Möh­lin. Lukas aus Gipf-Oberf­rick genoss vor allem den Anblick der ihm bis dato nicht bekann­ten Umge­bung: «Die vie­len klei­nen spa­ni­schen Häu­ser in der medi­ter­ra­nen Land­schaft haben mir sehr gefal­len», erklärt er. «Ich bin mir über vie­le Sachen bes­ser im Kla­ren als vor Antritt der Rei­se», meint ein wei­te­re Teil­neh­me­rin.

Reich an neu­en Erfahrungen

Mit den Pil­ger­ur­kun­den im Gepäck ist die Grup­pe gestern Sonn­tag wie­der in der Schweiz gelan­det – reich an neu­en Erfah­run­gen und Freunden
Andreas C. Müller
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