Die Hoffnung sagt: Das Ende ist nicht das Ende

Die Hoffnung sagt: Das Ende ist nicht das Ende

Römer­brief 5,1–5aGerecht gemacht also aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Chris­tus, unseren Her­rn. Durch ihn haben wir auch im Glauben den Zugang zu der Gnade erhal­ten, in der wir ste­hen, und rüh­men uns der Hoff­nung auf die Her­rlichkeit Gottes. Mehr noch, wir rüh­men uns eben­so der Bedräng­nisse; denn wir wis­sen: Bedräng­nis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoff­nung. Die Hoff­nung aber lässt nicht zugrunde gehen.Ein­heit­süber­set­zung 2016 

Die Hoffnung sagt: Das Ende ist nicht das Ende

Schlimm, diese Sto­ry der Katha­ri­na von Alexan­drien! Hor­ror­filme gabs im Mit­te­lal­ter noch nicht, Hor­rorgeschicht­en hinge­gen schon. Die wur­den entwed­er im Reli­gion­sun­ter­richt erzählt oder an Kirchen­wände gemalt. Der Stoff dieser Geschichte ist klis­chee­haft wie immer: Reiche, schöne und superk­luge Frau wird zer­stört von wüten­dem mächti­gen Mann, dem sie sich ver­weigert. Dabei gibts Nack­t­szenen, viel Blut und jede Menge Tote, geschätzt an die 200, manche Gerüchte­ver­bre­it­er übertreiben gern und steigern auf 4000. Das wars.Wars das? Die Geschichte der Katha­ri­na von Alexan­drien zeigt ein Muster, nach dem die Beziehun­gen zwis­chen Män­nern und Frauen oft ablaufen, verdeck­ter vielle­icht. Wenns so bleibt und wos so bleibt, ist die Gesellschaft defin­i­tiv und endgültig im Nieder­gang. Für Opti­mis­mus bleibt so kein Raum. Die Kirchengeschichte hat aus diesem Opfer allerd­ings eine Heilige gemacht (oft wer­den, wie auch hier, Opfern und Tätern neue Iden­titäten gegeben), eine Mär­tyrerin, nicht um den Hor­ror irgend­wie zu ver­gold­en (oder den selb­st angerichteten vergessen zu machen), son­dern um der Bosheit der Welt ein anderes Gewicht ent­ge­gen­zuset­zen, die Hoff­nung.Gerne denke ich mit Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, heute ein wenig über Hoff­nung nach. Das scheint mir die richtige und notwendi­ge Vor­bere­itung auf die kom­mende Adventszeit zu sein. Wenns dunkel wird, dann zün­det man gerne ein Licht an. Weil man die Hor­ror­welt son­st nicht ertra­gen kön­nte, muss man Schutzräume ein­richt­en, Räume der Hoff­nung. Die blenden die Real­ität nicht aus, im Gegen­teil, sie stellen sich der grausamen Wirk­lichkeit, bieten aber, soweit die Hoff­nung trägt, die Kraft, um dieser Wirk­lichkeit standzuhal­ten. Und sie geben Energie zum Wider­stand, selb­st wenn kurzfristig keine Verän­derung bewirkt wer­den kann.Es ste­ht nicht gut um unsere Hoff­nung. Sel­ten ist von ihr die Rede. Dafür ist vom Gegen­teil der Hoff­nung über­all zu lesen und zu hören, von Res­ig­na­tion näm­lich, von Fatal­is­mus und von Angst. Und genau das sind die Emo­tio­nen, die unsere Kräfte block­ieren. Angst­ges­teuertes Ver­hal­ten ist rück­wärts­gerichtet, will Verän­derung ver­hin­dern. Und Res­ig­na­tion tut ein­fach nichts, sie hat sich bere­its mit dem befürchteten Aus­gang abge­fun­den. Was fehlt, damit wir ver­nun­ft­ges­teuert, gerechtigkeit­sori­en­tiert und schöp­fungs­be­wusst han­deln?Machen Sie bitte mit mir die Unter­schei­dung zwis­chen Hoff­nung und Opti­mis­mus! Der Opti­mist erwartet stets den guten Aus­gang. Für ihn sind düstere Prog­nosen keine wirk­liche Bedro­hung. «Wir wer­den schon Mit­tel und Wege find­en, um die Prob­leme zu lösen! Wir haben alles unter Kon­trolle, es kommt schon gut.» Aber natür­lich ist das eine Illu­sion. Vielle­icht ist Opti­mis­mus eine Strate­gie, um die eige­nen Augen immer auf Erfolg einzustellen, auch wenn die Wirk­lichkeit eine andere Sprache spricht.Hoff­nung hinge­gen ist keine Strate­gie. Sie set­zt keinen guten Aus­gang voraus, baut nicht auf die Ver­mei­d­barkeit oder das Ver­schon­twer­den. Sie macht vielmehr Mut zur Annahme des Unver­mei­dlichen, ist eine Kraft, die auch schlimm­ste Entwick­lun­gen zu bewälti­gen hil­ft. Schlussendlich kommt die Kraft der Hoff­nung von Gott, der auch im Unter­gang, im Tod, bei jedem von uns bleibt. Sie nimmt dem Hor­ror die läh­mende Kraft. Wir Chris­ten nen­nen das: Hoff­nung aus dem Glauben an die Aufer­ste­hung Christi.Lud­wig Hesse, The­ologe, Autor und Teilzeitschrein­er, war bis zu sein­er Pen­sion­ierung Spi­talseel­sorg­er im Kan­ton Basel­land  
Regula Vogt-Kohler
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