«Ver­lo­re­ne Lie­bes­müh!» Wirklich?

«Ver­lo­re­ne Lie­bes­müh!» Wirklich?

Evan­ge­li­um nach Johan­nes 21,1.3–7aDanach offen­bar­te sich Jesus den Jün­gern noch ein­mal, am See von Tibe­ri­as. (…) Sie gin­gen hin­aus und stie­gen in das Boot. Aber in die­ser Nacht fin­gen sie nichts. Als es schon Mor­gen wur­de, stand Jesus am Ufer. Doch die Jün­ger wuss­ten nicht, dass es Jesus war. Jesus sag­te zu ihnen: Mei­ne Kin­der, habt ihr kei­nen Fisch zu essen? Sie ant­wor­te­ten ihm: Nein. Er aber sag­te zu ihnen: Werft das Netz auf der rech­ten Sei­te des Boo­tes aus und ihr wer­det etwas fin­den. Sie war­fen das Netz aus und konn­ten es nicht wie­der ein­ho­len, so vol­ler Fische war es. Da sag­te der Jün­ger, den Jesus lieb­te, zu Petrus: Es ist der Herr!Ein­heits­über­set­zung 2016 

Ich habe mir doch so viel Mühe gegeben

«Ver­lo­re­ne Lie­bes­müh!» Der Aus­druck geht auf eine Komö­die von Wil­liam Shake­speare zurück. Ein Aus­ruf, ein Seuf­zer, ein gros­ser Frust. Da hat man oder frau sich so viel Mühe gege­ben. Die Mut­ter klagt, dass es mit der Erzie­hung ihrer Kin­der nicht so her­aus­ge­kom­men ist, wie sie es wünsch­te. Ein Ange­stell­ter hat sich im Beruf mit all sei­nen Kräf­ten enga­giert, und jetzt kommt die Ent­las­sung.Wer kennt die «ver­lo­re­ne Lie­bes­müh» nicht? Sie zieht sich mehr oder weni­ger durch das Leben jedes Men­schen. Dar­aus folgt meist eine Ent­täu­schung, eigent­lich eine ent­täusch­te Hoff­nung. Die­se ent­täusch­ten Hoff­nun­gen kön­nen sich in der Gru­be des Her­zens ansam­meln. Manch­mal tau­chen sie auf. Viel­leicht kön­nen wir uns ablen­ken, dann ver­schwin­den sie wie­der für eine Wei­le.Die Ent­täu­schung nach Bemü­hun­gen und Enga­ge­ment kann­ten auch die Jün­ger im Schrift­text. Ihr Idol, ihre Hoff­nung, ihr Freund, ihr Lebens­ziel schien nach dem Tod am Kreuz am Ende zu sein. Was jetzt? Sie arbei­te­ten wei­ter in ihrem ange­stamm­ten Beruf als Fischer, es woll­te nicht gelin­gen. In der Nacht fin­gen sie schlicht und ein­fach nichts. Die Trau­er und die ent­täusch­te Hoff­nung trüb­ten ihre Augen. Aber am Mor­gen spür­ten sie eine neue Kraft, ent­deck­ten sie die Schöp­fer­kraft, aus der Jesus leb­te und die sich seit Beginn des Lebens Bahn bricht. Ein neu­er Mor­gen brach für die Frau­en und Jün­ger an, nach­dem sie die Lebens­zei­chen des Auf­er­stan­de­nen in ihrem Leben ent­decken durf­ten.Der hei­li­ge Peter Cha­nel stell­te als Mis­sio­nar in Ozea­ni­en, nach wei­ten und gefähr­li­chen See­rei­sen, fest, dass er so gut wie kei­nen Erfolg hat­te. Ver­lo­re­ne Lie­bes­müh? Die Früch­te sei­nes Enga­ge­ments konn­te er zeit­le­bens nicht ern­ten. Er wur­de in sei­nen jun­gen Jah­ren ermor­det. Erst im Nach­hin­ein erkann­te man die Grös­se und Tie­fe die­ses Men­schen auf den Süd­see­inseln und bis in die USA.Die öster­rei­chi­sche Dich­te­rin Chri­sti­ne Bus­ta drück­te ihre Sehn­sucht nach der tie­fe­ren Hoff­nung mit fol­gen­den Wor­ten aus (zitiert aus «Dein Wort – Mein Weg», 16. Jahr­gang, Heft 2/2023, Sei­te 3):BIST DU DA?Wie vie­le Stern­wür­fe weitbist Du uns nahe? GLÄUBIG?Nicht wie die Sicheren.Aber hell­hö­rigfür die Botschaft. WIEDER BEREIT,den Zwei­fel auf mich zu nehmen –im Dien­ste der Hoffnung. DIE LIEBE NICHT EITEL NENNEN.Auch Ver­geb­li­ches tun … Die­se vom Leben ganz und gar nicht ver­wöhn­te Lyri­ke­rin schenkt uns die­ses Nacht­frag­ment. Die­se Wor­te oder die Bot­schaft des Johan­nes­evan­ge­li­ums mögen, trotz der ent­täusch­ten Hoff­nun­gen, einen tie­fe­ren Grund in uns fin­den. So ist es viel­leicht mög­lich, das Gefühl der «ver­lo­re­nen Lie­bes­müh» los­zu­las­sen und die Ermu­ti­gun­gen des auf­er­stan­de­nen Chri­stus im Leben ganz neu zu ent­decken und zur tie­fen Quel­le des Lebens die­ser Welt vor­zu­stos­sen.Anna-Marie Fürst, Theo­lo­gin, lang­jäh­ri­ge Gefäng­nis­seel­sor­ge­rin, frei­wil­li­ge Seel­sor­ge­rin in der Pre­di­ger­kir­che Zürich   
Regula Vogt-Kohler
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