Pionierinnen am 23. Frauenkirchenfest Aargau
- Am 17. August 2018 kamen gen 70 Frauen zum 23. ÖkuÂmenisÂchen FrauenkirchenÂfest AarÂgau nach WetÂtinÂgen.
- Nach dem GottesÂdiÂenst in St. Anton gab es im reformierten KirchgeÂmeinÂdeÂhaus das FrauenÂmahl mit TisÂchreÂden dreier TheÂologinÂnen.
- Als beispielÂhafte PioÂnierin in der Kirche stand Maria von MagÂdala Patin für den Abend.
Dreimal stand Maria von MagÂdala am 23. ÖkuÂmenisÂchen FrauenÂfest im ZenÂtrum. Zweimal im GottesÂdiÂenst und einÂmal beim anschliessenden gemeinÂsamen FrauenÂmahl. Die Frau, die als ProÂjekÂtionsÂfläche für viele dient, wurde 2017 durch Papst Franziskus den männlichen AposÂteln gleÂichgestellt; ihr GedenkÂtag wurde zum Feiertag erhoben. Sie ist eine PioÂnierin in Sachen Glauben an den auferÂstanden ChrisÂtus.
Maria Magdalena als Vorbild
So facettenÂreÂich die PerÂson der Maria von MagÂdala ist, so schillernd trat sie am FrauenkirchenÂfest in ErscheiÂnÂung. Zunächst als erste ZeuÂgÂin der AuferÂsteÂhung im JohanÂneÂseÂvanÂgeliÂum, dem BibelÂtext des GottesÂdiÂenÂstes in der St. Anton-Kirche. Dann in der AusleÂgung des Textes. Die ErzähÂlerin Marie-Theres RogÂger entÂführte die ZuhörerinÂnen mit ihrer schnörkelÂlosen Sprache in die Zeit Jesu und die Tage um seinen Kreuzestod. Eine Frau im JetÂzt erzählt die Geschichte einÂer Frau aus dem Damals – ähnÂlich klar und schnörkelÂlos wie der EvanÂgeÂlist, doch ganz anders.Der dritte Auftritt der Maria von MagÂdala war eingeÂbetÂtet in das FrauenÂmahl. ZwisÂchen den DessertÂgänÂgen sprach die Gefährtin Jesu aus dem Mund der TisÂchredÂnerÂin KatÂja WissÂmiller. Die TheÂoloÂgin schreibt für und als Maria von MagÂdala in den Social Media; dies im RahÂmen ihrer Arbeit bei der BibelÂpasÂtoralen Arbeitsstelle des SchweizÂerischen KatholisÂchen BibelÂwÂerkes. Spritzig forÂmuliert beleuchtete KatÂja WissÂmiller ihr Alias; dachte laut nach, ob die einzige Frau in Jesu GefolÂgschaft nur KonÂtrast für die MänÂner im AposÂtelÂteam sei, aber auch, wie es um das SpanÂnungsÂfeld zwisÂchen Heiliger und Hure bestellt sei. Maria von MagÂdala solle nicht in diesen Bildern konÂserviert bleiben, sonÂdern Raum bekomÂmen um Beispiel zu geben für diejeniÂgen, die nachÂfolÂgen.
Kirchliches Schweigen zu Schwangerschaft und Geburt
Wie Maria von MagÂdala als erste ZeuÂgÂin eine PioÂnierin des Glaubens an den auferÂstandeÂnen ChrisÂtus war, so sind die drei TisÂchredÂnerÂinÂnen des Abends, KatÂja WissÂmiller, Katrin Tschanz und KerÂstin RödiÂger, PioÂnierinÂnen in ihren TheÂmengeÂbiÂeten und ArbeitsÂfeldern. Dabei stossen sie nicht selÂten auf WiderÂstand. EinÂerÂseits, weil sie TheÂmen in den Fokus ihrer Arbeit stellen, die in der Kirche auf UnverÂständÂnis stossen. AnderÂerÂseits, weil ein TheÂma zwar wichtig ist, doch gerne verÂdrängt werde.Ersteres erlebt KerÂstin RödiÂger, die als SpiÂtalseelÂsorgÂerin am UnispiÂtal Basel arbeitÂet. Sie erzählte in ihrer TisÂchrede von der Arbeit mit SchwanÂgeren und frischentÂbunÂdeÂnen Frauen. Von deren Sprachlosigkeit im Angesicht der Erfahrung von SchwangerÂschaft und Geburt – ganz gleÂich, ob diese glatt oder mit KomÂpÂlikaÂtioÂnen verÂlaufe. Was bei den ZuhörerinÂnen an den drei lanÂgen TisÂchen stetes KopfnickÂen ausÂlöste, ist der Kirche als TheÂma fremd. Für die Kirche gehe es erst mit der Taufe los, so KerÂstin RödiÂger, doch was sei mit dem WillkomÂmen des NeugeÂboreÂnen. Mit dem WerÂden des Kindes im MutÂterÂleib. Auch das solle spirÂituell begleitÂet und aufgeÂhoben sein.Auf weniger kirchÂlichen WiderÂstand stösst das TheÂma der zweitÂen TisÂchredÂnerÂin, Karin Tschanz: Sie arbeitÂet im BereÂich PalÂliaÂtiv und SpirÂiÂtuÂal Care. Der Tod ist ein TheÂma, dessen sich die Kirche annimmt. Doch das TheÂma sei bei den meisÂten MenÂschen nicht wohlgelitÂten. Dabei, so erläuterte Karin Tschanz, sei es wichtig, sich schon jetÂzt mit dem eigeÂnen SterÂben auseinanÂderzusetÂzen. Es gebe oft keinen Ort, wo die Angst der SterÂbenÂden vor dem Gericht und der Hölle ausÂgeÂsprochen werÂden könÂnte, denn viele MenÂschen täten diese Gedanken als Unsinn ab, so die reformierte TheÂoloÂgin.
Einige Frauen zum 15. Mal beim Fest
Ob nun die verÂschiedeÂnen Gänge des FrauenÂmahls von den TisÂchreÂden, oder ob die TisÂchreÂden vom FrauenÂmahl unterÂbrochen werÂden, ist Ansichtssache. Das Konzept des FrauenkirchenÂfestes geht auf jeden Fall auf. Anders ist es nicht zu erkÂlären, dass es zahlreÂiche «WiederÂholÂungstäÂterinÂnen» gibt. VerÂschiedene GrupÂpen von Frauen, beispielÂsweise aus RudolfÂstetÂten oder SpreÂitÂenÂbach, komÂmen zum Teil seit dem ersten FrauenkirchenÂfest und waren bis zu 15 Mal an den VerÂanstalÂtunÂgen.Es sei eine spezielle Art der Nahrung für Frauen, begrünÂdet eine SpreÂitÂenÂbacherin die Treue zur VerÂanstalÂtung. GleÂichzeitÂig blickÂen einige TeilÂnehmerinÂnen wehmütig auf die Anfänge zurück. Der AusÂtausch mit Frauen aus anderen Orten sei noch grössÂer geweÂsen, da es verÂschiedene AteÂliers gegeben habe. «Wir sind dann nicht als Gruppe in ein AteÂlier geganÂgen, sonÂdern haben uns aufgeteilt und uns dann an einem späteren TreÂfÂfen ausÂgeÂtauscht», sagt eine Frau.