Zusam­men­wach­sen — zusam­men wachsen

Der Regie­rungs­rat und die Lan­des­kir­chen des Kan­tons Aar­gau geben jedes Jahr zum Eid­ge­nös­si­schen Dank‑, Buss- und Bet­tag abwech­selnd einen Auf­ruf an die Aar­gau­er Bevöl­ke­rung her­aus. In die­sem Jahr hat der Aar­gau­er Regie­rungs­rat den Text des Bet­tags­man­dats für Sonn­tag, den 20. Sep­tem­ber 2015 verfasst.Wer unse­ren Kan­ton durch­quert, stellt fest: Der Aar­gau wächst. Pro­fil­stan­gen, Krä­ne, Bau­ge­rü­ste, Info­ta­feln mit Kauf- und Miet­an­ge­bo­ten zeu­gen vie­ler­orts von neu­en Wohn­räu­men und zusätz­li­chen Arbeits­plät­zen. Die sta­ti­sti­schen Zah­len bele­gen den Ein­druck von regem, anhal­ten­dem Wachs­tum.Wachs­tum mit Herausforderungen Das Bevöl­ke­rungs- und Wirt­schafts­wachs­tum hat sei­ne guten Sei­ten. Es hat den Aar­gau dyna­misch und attrak­tiv gemacht. Unser Kan­ton hat viel zu bie­ten, vor allem auch bezüg­lich Wohn- und Lebens­qua­li­tät. Das star­ke Wachs­tum bringt aber auch gros­se Her­aus­for­de­run­gen mit sich. Zum Bei­spiel wenn der Stras­sen­ver­kehr zunimmt und die Stau­zei­ten län­ger wer­den; wenn die stei­gen­den Bevöl­ke­rungs­zah­len zu zusätz­li­chem Res­sour­cen­be­darf bei der öffent­li­chen Hand füh­ren; oder wenn sich Stadt- und Land­schafts­bil­der durch die rege Bau­tä­tig­keit immer mehr ver­dich­ten. Der Poli­tik ste­hen nur beschränk­te Mit­tel zur Ver­fü­gung, um die Bevöl­ke­rungs- oder Bau­ent­wick­lung kurz- und mit­tel­fri­stig zu beein­flus­sen. Dort, wo aber die Mög­lich­kei­ten bestehen, ver­sucht der Regie­rungs­rat das Wachs­tum zu steu­ern und aktiv zu gestal­ten. Zum Bei­spiel bei der Raum­pla­nung oder mit dem Inno­va­ti­ons­pro­gramm High­tech Aar­gau. Der Aar­gau braucht auch wei­ter­hin Wachs­tum, um sich erfolg­reich wei­ter­ent­wickeln zu kön­nen.Men­schen machen Zukunft Sta­ti­sti­sche Daten, Pro­gno­sen oder Poten­zi­al- und Bedarfs­be­rech­nun­gen sind wich­ti­ge tech­ni­sche Pla­nungs­in­stru­men­te. Im gan­zen Wachs­tums­pro­zess darf aber nicht ver­ges­sen gehen, dass hin­ter all den Zah­len­rei­hen, Dia­gram­men, Gra­fi­ken und Kur­ven Men­schen ste­hen. Men­schen, die neu in den Aar­gau zie­hen. Men­schen mit Hoff­nun­gen, Erwar­tun­gen, Plä­nen und Vor­stel­lun­gen, hier bei uns ihre Zukunft machen zu kön­nen — gemäss dem Kan­tons­mot­to «Men­schen machen Zukunft». Es geht aber auch um die Men­schen, die seit län­ge­rer Zeit hier woh­nen und sich wohl füh­len. Die Wachs­tums­ent­wick­lung stellt neue, wich­ti­ge Anfor­de­run­gen an unse­ren Kan­ton – die neu zuzie­hen­den und die bereits hier leben­den Men­schen müs­sen zusam­men wach­sen. Der Aar­gau muss zusam­men­wach­sen: Nicht die Dör­fer, Städ­te oder Agglo­me­ra­tio­nen und Regio­nen, son­dern als Lebens- und Soli­dar­ge­mein­schaft. Unser Wohl­stand, unse­re Sicher­heit, unse­re Frei­heit und unse­re demo­kra­ti­schen Errun­gen­schaf­ten basie­ren auf dem gegen­sei­ti­gen Ein­ste­hen für­ein­an­der, auf Rück­sicht­nah­me, Kon­sens­fä­hig­keit, Kom­pro­miss­be­reit­schaft und Soli­da­ri­tät. Auf Wer­ten, die durch die gros­sen gesell­schaft­li­chen und wirt­schaft­li­chen Ver­än­de­run­gen unse­rer Zeit heu­te öfters auf den Prüf­stand gestellt wer­den. Umso wich­ti­ger ist es, dass wir bei allen poli­ti­schen oder welt­an­schau­li­chen Dif­fe­ren­zen auch künf­tig als Lebens- und Soli­dar­ge­mein­schaft zusam­men­wach­sen, zusam­men wach­sen kön­nen.Ver­ei­ne wich­tig für Lebens- und Solidargemeinschaft Eine lei­stungs­fä­hi­ge Infra­struk­tur, gute Ver­kehrs­ver­bin­dun­gen, schö­ne Natur­ge­bie­te oder attrak­ti­ve Orts- und Stadt­bil­der tra­gen mit dazu bei, dass sich die Men­schen im Aar­gau hei­misch füh­len. Ob sie ihren Wohn- und Lebens­raum aber auch wirk­lich als Hei­mat emp­fin­den, hängt vor allem vom Funk­tio­nie­ren unse­rer Lebens- und Soli­dar­ge­mein­schaft ab. Beson­ders wich­tig sind in die­sem Zusam­men­hang per­sön­li­che Kon­tak­te, Begeg­nun­gen und Bezie­hun­gen. In die­sem Bereich lei­sten Ver­ei­ne, Ver­bän­de, Insti­tu­tio­nen und Orga­ni­sa­tio­nen bereits heu­te sehr viel. Künf­tig wer­den sie eine noch bedeu­ten­de­re Rol­le spie­len. Sie kön­nen mit ihren viel­fäl­ti­gen Tätig­kei­ten in den Berei­chen Sport, Kul­tur, Natur oder Sozia­les und Bil­dung das gesell­schaft­li­che Zusam­men­le­ben und damit das Zusam­men­wach­sen wesent­lich för­dern und unter­stüt­zen. Beson­ders geeig­net dazu sind zum Bei­spiel Orts­bür­ger­ge­mein­den, Lan­des­kir­chen oder ande­re Gemein­schaf­ten mit aus­ge­präg­tem Inte­gra­ti­ons­cha­rak­ter. Gera­de für sie erge­ben sich aus der Not­wen­dig­keit des Zusam­men­wach­sens neue Chan­cen, Auf­ga­ben und Mög­lich­kei­ten. Der Regie­rungs­rat dankt allen Aar­gaue­rin­nen und Aar­gau­ern, allen Insti­tu­tio­nen und Orga­ni­sa­tio­nen, die das Zusam­men­wach­sen mit ihrem Enga­ge­ment und ihre Akti­vi­tä­ten unter­stüt­zen und fördern.
Andreas C. Müller
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