«Der Spi­rit stimmt»

  • Die vier Kirch­ge­mein­den Bel­li­kon, Kün­ten, Stet­ten und Rohr­dorf wol­len sich neu zu einer ein­zi­gen Kirch­ge­mein­de zusammenschliessen.
  • Was in ande­ren Pasto­ral­räu­men auf Wider­stand stösst, ist im «Pasto­ral­raum am Rohr­dor­fer­berg» breit akzeptiert.
  • Drei Mit­glie­der der Pro­jekt­grup­pe berich­ten, was bis­her geschah und wie der Zusam­men­schluss bis Anfang näch­stes Jahr glücken soll.

Am Tisch sit­zen drei, die etwas geschafft haben, das kei­nes­wegs selbst­ver­ständ­lich ist: die Men­schen aus vier Kirch­ge­mein­den für einen Zusam­men­schluss zu gewin­nen. Pia Gri­bi, Rita Wil­di und Ste­phan Schi­b­li gehö­ren zur acht­köp­fi­gen Pro­jekt­grup­pe, die seit zwei Jah­ren dar­auf hin­ar­bei­tet, dass in ihrem Pasto­ral­raum die katho­li­sche Kirch­ge­mein­de am Rohr­dor­fer­berg durch­star­ten kann. 

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Per­so­nal­su­che als Auslöser

24 Pasto­ral­räu­me zählt der Aar­gau. Wäh­rend die pasto­ra­le Sei­te des dua­len Systems inner­halb die­ses Raums als Ein­heit funk­tio­niert, bestehen auf staats­kir­chen­recht­li­cher Sei­te mei­stens meh­re­re Kirch­ge­mein­den. Doch Leu­te für die­se Gre­mi­en zu fin­den, ist schwie­rig gewor­den. Die Per­so­nal­su­che war denn auch einer der Aus­lö­ser für die Idee des Zusam­men­schlus­ses: «Aus Man­gel an Inter­es­sen­ten rich­te­ten wir eine Anfra­ge an den ­Kir­chen­rats­prä­si­den­ten Luc Hum­bel, ob es mög­lich sei, einen ein­zi­gen Finanz­ver­ant­wort­li­chen für alle Kir­chen­pfle­gen zu haben», erin­nert sich Rita Wil­di, Prä­si­den­tin der Kir­chen­pfle­ge Rohr­dorf. Das ging jedoch nicht. Wil­di absol­vier­te zu die­ser Zeit den Basis­lehr­gang «Kir­chen­ma­nage­ment», ange­bo­ten von der Römisch-Katho­li­schen Zen­tral­kon­fe­renz. So stand sie im Aus­tausch mit Kirch­ge­mein­den ande­rer Kan­to­ne, lern­te neue Model­le ken­nen und es reif­te die Idee eines Zusammenschlusses.

Deckungs­gleich mit dem Pastoralraum

Ein wei­te­rer Aus­lö­ser war die Visi­on, staats­kir­chen­recht­li­che und pasto­ra­le Struk­tur in Ein­klang zu brin­gen. Der im Jahr 2016 errich­te­te Pasto­ral­raum am Rohr­dor­fer­berg umfasst die Pfar­rei­en Kün­ten, Stet­ten, Bel­li­kon und Rohr­dorf. Die Zusam­men­ar­beit im Pasto­ral­raum funk­tio­niert gut. Ste­phan Schi­b­li fol­gert: «Grund­sätz­lich ergibt es also Sinn, die Kirch­ge­mein­de deckungs­gleich mit dem Pasto­ral­raum zu machen.» Wenn es künf­tig nur noch eine Kir­chen­pfle­ge und eine Finanz­kom­mis­si­on gibt, wird die Mit­glie­der­su­che ein­fa­cher. Der Zusam­men­schluss bie­tet die Chan­ce, pro­fes­sio­nel­ler zu arbei­ten und als Arbeit­ge­ber attrak­tiv zu wer­den. Pia Gri­bi ist seit 2020 Mit­glied der Kir­chen­pfle­ge Rohr­dorf und in der Pro­jekt­grup­pe ver­ant­wort­lich für die Kom­mu­ni­ka­ti­on. Als ehe­ma­li­ge Sakri­stanin habe sie in die­sem Amt nun die ande­re Sei­te des Systems ent­deckt und über­haupt viel Neu­es gelernt. Noch gebe es lei­se Beden­ken, die Iden­ti­tät der ein­zel­nen Pfar­rei­en könn­te ver­lo­ren gehen, doch «der Spi­rit stimmt», sagt Ste­phan Schi­b­li. Der Kir­chen­pfle­ger aus Stet­ten meint damit die posi­ti­ve Ein­stel­lung der Betei­lig­ten und Betrof­fe­nen zum Zusammenschluss. 

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Alle Fra­gen beantwortet

Um die­sen frucht­ba­ren Boden zu berei­ten, setz­te die Pro­jekt­grup­pe auf offe­ne Kommuni­kation. In einem ersten Schritt wur­den alle Kir­chen­pfle­ger des Pasto­ral­raums ein­ge­la­den und über die Idee infor­miert. In einer schrift­li­chen Umfra­ge bei allen Katho­li­ken im Pasto­ral­raum hol­ten die Kir­chen­pfle­gen die öffent­li­che Mei­nung ein. Die Umfra­ge ergab über 70 Pro­zent Zustim­mung. Im Herbst 2022 folg­te eine Absichts­er­klä­rung aller Kirch­ge­mein­de­ver­samm­lun­gen, und im Janu­ar 2024 fan­den Info­ver­an­stal­tun­gen für die Mit­ar­bei­ten­den und das Kir­chen­volk statt. Ein Anwe­sen­der resü­mier­te: «Wir hat­ten vie­le Fra­gen, jetzt sind alle beantwortet.»

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Am 9. Juni stim­men die Katho­li­ken im ­Pasto­ral­raum an der Urne über den Zusam­men­schluss und das Bud­get ab. Bei einem Ja ste­hen der Über­trag aller Arbeits‑, Pacht- und Miet­ver­trä­ge sowie das Eröff­nen neu­er Bank­kon­ti an. Für den gan­zen Pro­zess hol­te sich die Pro­jekt­grup­pe Unter­stüt­zung bei Orga­ni­sa­ti­ons­be­ra­ter Hans Licht­stei­ner, der die Haupt­sit­zun­gen beglei­tet hat. «Die pro­fes­sio­nel­le Beglei­tung war wesent­lich. Wir schau­en mit Ver­trau­en und Vor­freu­de auf das, was kommt», sagt Ste­phan Schi­b­li. Vor die Syn­ode kommt der Antrag zum Zusam­men­schluss im Novem­ber 2024. Wenn alles klappt, star­tet die neue Kirch­ge­mein­de am 1. Janu­ar 2025.

Marie-Christine Andres Schürch
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